Lauter Aufschrei
Die Steiermark ist das Femizid-Bundesland Nummer 1

- In regelmäßigen Abständen werden in Österreich Frauen vom Ex ermordet, so wie zuletzt in der Südsteiermark.
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Der jüngste Frauenmord in der Südsteiermark setzt die Bevölkerung unter Schock. Sandra Janics-Jakomini und Eva Surma sowie das gesamte Team von der Frauenberatungsstelle Leibnitz (Verein "freiraum") fordern dringenden Handlungsbedarf von Gesellschaft und Politik.
STEIERMARK. Das Opfer wurde obduziert, doch es herrscht weiter Rätselraten um das Motiv des Täters. Die Südsteirerin wurde von ihrem Ex-Mann erschossen, der sich anschließend selbst das Leben nahm.
Der jüngste Frauenmord sorgt für große Erschütterung im Bezirk Leibnitz und ein ganzer Ort steht unter Schock. "Wahnsinn, was an Gewalt an Mädchen und Frauen passiert und wie es von Politik und Gesellschaft gekonnt ignoriert wird", meinen Sandra Jakomini und Eva Surma von der Frauenberatungsstelle Leibnitz (Verein "freiraum") und unterstreichen: „Um dem dringenden Handlungsbedarf gerecht zu werden, müssen wir jetzt Nägel mit Köpfen machen. Immer mehr Frauen leben in ,High Risk- Situationen'. Femizide und Mordversuche steigen sukzessive an."

- Jede fünfte Frau ist körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt, wie der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser - AÖF - ein Netzwerk von 15 Autonomen Frauenhäusern in Österreich erklärt.
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Gewalt an Frauen hat viele Gesichter
"Wir müssen rechtzeitig hinschauen, denn es passiert, bevor es passiert. Unter diesem Motto fanden auch schon in den letzten beiden Jahren mit Unterstützung der Abteilung 6 des Landes Steiermark Schulungen zur Gewaltprävention in den steirischen Bezirken statt. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, immerhin. Aber in diese Richtung müssen wir uns bewegen", führen Jakomini und Surma vor Augen, denn die Alarmglocken schrillen: "Zehn von 22 österreichischen Femiziden wurden in der Steiermark verübt."
"Gewalt an Frauen darf nicht weiter verharmlost, als Beziehungsdrama oder familiäre Angelegenheit verharmlost werden! Gewalt an Frauen ist die größte Krise unserer Demokratie und Gesellschaft. Jede Verharmlosung ist Täterschutz und eine Form der Frauenverachtung."
Sandra Jakomini und Eva Surma, Frauenberatungsstelle Leibnitz
Aus der Sicht des Vereins "freiraum" mit Sitz in der Bezirksstadt Leibnitz fehle es an einer Gesamtstrategie im Gewaltschutz und bei der Umsetzung der Istanbul Konvention. "Regierung, Bund und Länder arbeiten nicht gut genug zusammen. Alle sollten gemeinsam strategisch wirksame und nachhaltige Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt setzen, wie z.B. einen Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen", betont Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF und Koordinatorin von "StoP-Stadteile ohne Partnergewalt" in Österreich.

- Sandra Jakomini: "Ich unterstütze StoP, weil jede fünfte Frau von Gewalt betroffen ist."
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Damit sich radikal und fundamental etwas ändert, müsste viel Geld investiert werden, aber auch das passiere nicht. "Informationskampagnen wirken nicht, solange sie nicht breit aufgestellt sind", kritisiert Jakomini.
Die große Bewusstseinskampagne "StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt" hingegen stehe auf mehreren Säulen und ist daher effizient und wirksam.
Klare Worte
Das Projekt "StoP" sollte in allen 2.000 Gemeinden angesiedelt werden, so dass Männergewalt an Frauen keine Chance mehr hat. Die Umsetzung würde 81 Millionen Euro pro Jahr kosten. Das ist ein Bruchteil von 250 Millionen Euro, die wir seit Jahren für die Gewaltprävention fordern.

- Eva Surma betreut die Gruppe "Autobiographisches Schreiben" in der Frauenberatungsstelle Leibnitz.
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Als einzige steirische Mädchen- und Frauenberatungsstelle setzt der "freiraum" in Leibnitz das Projekt "StoP - Statteile gegen Partnergewalt" um. Das Konzept zur Gewaltprävention in der Nachbarschaft wurde in Hamburg von Sabine Stövesand entwickelt. Der Verein "AOF" (Autonome Österreichische Frauenhäuser) brachte StoP nach Österreich. Leibnitz beteiligt sich seit zwei Jahren daran.

- Leibnitz ist mit dem Projekt "Stadtteile ohne Partnergewalt" in der Steiermark federführend.
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"Dabei geht es in erster Linie darum, niederschwellig über Gewalt zu informieren und so das Thema gesamtgesellschaftlich aufzuspielen. Gewalt erkennen und benennen, lautet die Devise. Frauen und Männer gemeinsam, die aktive Nachbarschaft, auf die das Projekt StoP setzt, engagieren sich, um der Gewalt endlich Einhalt zu gebieten", betonen Jakomini und Surma und unterstreichen: "Dafür steht der verein-freiraum. Werden auch Sie aktiv!"
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