Olwitschhof in Gamlitz
Ein Wein, der aus der Kälte kommt
Bei arktischer Kälte konnten Roland Riegelnegg vom Weingut Olwitschof in Gamlitz und sein Team am 12. Jänner 2021 in den frühen Morgenstunden nach zwölf Jahren wieder einen Eiswein lesen. Geerntet wurden die durchgefrorenen Trauben der Sorte Morillon.
Die Krönung für viele Winzer ist die Produktion von edelsüßen Prädikatsweinen, dazu zählen Eisweine. Die Harmonie solcher Süßweine besteht aus dem ausgewogenen Verhältnis von konzentriertem, natürlichen Zuckerrest, Fruchtextrakt und Säure. Roland Riegelnegg: „Man braucht viel Geduld und eine gewisse Risikobereitschaft, um einen Eiswein zu keltern.“ Die erste Entscheidung dafür fällt im Herbst, wenn man gesunde, reife Trauben bis zum Hochwinter am Rebstock hängen lässt. Roland Riegelnegg: „Man muss dabei auch starke Ertragseinbußen in Kauf nehmen.“ Bis zur Eisweinlese heißt es dann warten, bis ein Kälteeinbruch möglichst schnell die Rebflächen mit einem ersten Frost überzieht.
Perfekte Eisweinlese am
Olwitschhof in Gamlitz
Um den idealen Lesezeitpunkt zu bestimmen, muss es richtig kalt sein. „Den geplanten Erntetag haben wir zunächst verschoben, da die prognostizierten Temperaturen nicht kalt genug waren“, so Riegelnegg. Am 12. Jänner 2021 um 5 Uhr früh war es dann endlich soweit. Noch im Dunkeln bis zum Sonnenaufgang halfen enge Freunde und viele Familienmitglieder, diese Morillonernte rasch in den Keller zu bringen, denn während einer Eisweinlese muss die Außentemperatur mindestens minus 7 Grad Celsius betragen, im Ideallfall um einiges tiefer. Das in den Beeren enthaltene Fruchtwasser gefriert dabei, jedoch nicht der natürliche Zuckergehalt. Die Trauben müssen daher im gefrorenen Zustand geerntet und gepresst werden. So wird nur eine kleine Menge von hoch konzentriertem Saft ausgepresst. Der so gewonnene Most darf dabei den gesetzlich vorgeschriebenen Reifegrad von 25 Grad Klosterneuburger Mostwaage (KMW) nicht unterschreiten. Roland Riegelnegg: „In Österreich wird das durch den Bundeskellerei-Inspektor gleich vor Ort kontrolliert, so war das auch bei uns.“ Die Gärung für einen Eiswein dauert dann einige Monate. Roland Riegelnegg: „Ausgebaut wird dieser einzigartige Süßwein bei uns in einem gebrauchten, kleinen Holzfass.“ Und das über die nächsten zwei Jahre, bevor diese edelsüße, extraktreiche Kreszenz abgefüllt wird. Und noch etwas Interessantes: Auch wenn dieser Eiswein 2021 produziert wurde, wird er den Jahrgang 2020 auf dem Etikett tragen. Denn es zählt immer das Jahr des Wachstums, nicht der Lesetermin.
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