Interview
Wie geht's Herr Bezirkshauptmann Manfred Walch?

Manfred Walch ist derzeit der dienstälteste Bezirkshauptmann in der Steiermark. Die Behörde in Leibnitz zählt derzeit rund 115 Köpfe. | Foto: Waltraud Fischer
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  • Manfred Walch ist derzeit der dienstälteste Bezirkshauptmann in der Steiermark. Die Behörde in Leibnitz zählt derzeit rund 115 Köpfe.
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Kurz vor Weihnachen baten wir Manfred Walch zum Interview in das Woche-Büro. Er ist der dienstälteste Bezirkshauptmann der Steiermark und kennt den Bezirk wie seine eigene Westentasche.

  • MeinBezirk.at: Sehr geehrter Herr Bezirkshauptmann, Sie können sich dienstältester Bezirkshauptmann der Steiermark nennen. Wie lange sind Sie im Amt?

MANFRED WALCH: Heuer im August waren es 21 Jahre.

  • Eine unglaublich lange Zeit. Wie geht es Ihnen kurz vor Weihnachten?

Weihnachten gehört nicht zu meiner Lieblingszeit. Das Realität und das, was einem vorgespielt wird, ist ein großer Unterschied. Meine Eltern hatten ja ein Gasthaus und da hat es dieses besinnliche und schöne Weihnachten in der Form bei uns daheim nie gegeben. Im Gegensatz zu meiner Frau, dort war Weihnachten immer ganz wichtig. Und das ist es auch heute noch.

  • Ist es in der BH über die Weihnachtsfeiertage ruhiger?

In einer Behörde gibt es keine geschlossenen Zeiten. Die Leute gehen Urlaub, aber der Dienstbetrieb muss natürlich immer aufrecht erhalten bleiben. Zusätzlich gibt es einen 24 Stunden-Journaldienst mit fixer Diensteinteilung durchgehend am Tag, Sonn- und Feiertag.

  • Wieviele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt die BH Leibnitz derzeit?

Wir sind derzeit 115 Köpfe.

  • Der Fachkräftemangel ist ein österreichweites Phänomen. Gibt es auch in der BH Leibnitz ein Personalproblem?

Ja, der Personalmangel trifft auch die BH Leibnitz. Die Schwierigkeit liegt einerseits im System mit den Nachbesetzungen (es gibt z.B. keine Überschneidungen) und andererseits gibt es auch ein Problem bei der Rekrutierung. Zusätzlich: Wir sind ein sehr stark weiblicher Betrieb. Oft kommen die Mitarbeiterinnen nach der Karenz in einem reduzierten Dienstverhältnis zurück und die Stunden sind dann aufzufüllen. Weiters spielt das Bewertungssystem bei der Postenbesetzung eine sehr große Rolle. Unterm Strich fehlen somit immer einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BH Leibnitz mit LH Christopher Drexler und LAD Brigitte Scherz-Schaar. | Foto: © Land Steiermark/Robert Binder
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BH Leibnitz mit LH Christopher Drexler und LAD Brigitte Scherz-Schaar.
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  • Stichwort Frauenquote: Wie weiblich ist die BH Leibnitz?

Der Frauenanteil beträgt rund 70 Prozent. Aber da ist Leibnitz keine Ausnahme, das ist allgemein so im öffentlichen Dienst.

  • Welche Verwaltungsaufgaben zählen derzeit zu den größten Herausforderungen? Ist es die Digitalisierung?

Die Digitalisierung läuft ja schon länger. Grundsätzlich haben wir eine große Aufgabe, und das ist die Vollziehung von Gesetzen, was natürlich nicht immer einfach ist. Große Herausforderungen gibt es im Sozialbereich, die seit 2015 stark zu spüren sind. Hier wurden wir von der Landesregierung personalmäßig aber gut bedient und es gab Aufstockung in der Sozialarbeit.

  • Der Sozialbereich ist sehr umfangreich: Welche Themen sind das konkret?

Es gibt relativ viel Gewalt in den Familien, sodass der Gewaltschutz derzeit ein großes Thema ist. Hier gibt es konkrete Vorgaben, wie zu vollziehen ist. Ein großes Problem ist auch der Pflegebereich im Vollzug. Die Umstellung mit der Auflösung der Sozialhilfeverbände mit 31. Dezember 2023 ist eine große Herausforderung. Die Bezirkshauptleute sind hier als Übergangsobleute beauftragt (u.a. Abwicklung von vermögensrechtlichen Dingen, Rechnungsabschluss). Hier treffen uns viele organisatorische Dinge wie etwa die Buchhaltung. In Graz-Umgebung wird ein neues Verrechnungszentrum eingerichtet und somit kommt auch zu Personalverschiebungen ab Jänner 2024. Das Defizit an Personal wird uns somit intern Anfang des Jahres treffen.

  • Ob die Großstallung in Haindorf oder die wochenlang gesperrte Straße an der Weinstraße, die heuer abrutschte: Die Bezirkshauptmannschaft wird immer wieder als "Versager" bei behördlichen Versäumnissen hingestellt. Wie sehen Sie das?

Es gibt viele Projekte, die öffentlich sind und zu politischen Themen abgleiten. Meist sind es sehr komplexe Verfahren, die nicht so einfach zu erklären sind. Die verkürzte Darstellung in der Öffentlichkeit ist nicht immer unbedingt rein sachlich und richtig. Das ist oft das Schwierige. Jeder bildet sich diese Meinung, die er hören will. Früher einmal hatten wir acht Millionen Fußballtrainer und jetzt haben wir acht Millionen Umweltexperten, Gesundheitsexperten und vieles mehr. Viele Dinge werden nach persönlichen Befindlichkeiten beurteilt. Zu sagen, die Behörde ist schuld, ist immer das einfachste. Oft stimmen die Einzelheiten, wie sie aus dem Zusammenhang gerissen werden, nicht.

BH Manfred Walch (l.) bekam heuer im Sommer in der BH Leibnitz auch Besuch von  LH Christopher Drexler (r.)   | Foto: © Land Steiermark/Robert Binder
  • BH Manfred Walch (l.) bekam heuer im Sommer in der BH Leibnitz auch Besuch von LH Christopher Drexler (r.)
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  • Noch einmal ein Blick zurück: Wie hat sich der Bezirk Leibnitz in den letzten 20 Jahren verändert?

Neben Graz-Umgebung und Weiz zählt der Bezirk Leibnitz zu jenen, die einwohnermäßig relativ stark wachsen. Das hängt mit einer guten Infrastruktur zusammen. Wir haben bekanntlich sehr gute Anbindungen an die Landeshauptstadt Graz. Die wirtschaftliche und touristische Entwicklung ist sehr prosperierend. Und diese starke Entwicklung hat natürlich auch auf eine Behörde (mehrere Verfahren, etc.) und jede einzelne eine Gemeinde gravierende Auswirkungen.

  • Stehen im kommenden Jahr Neuerungen an, die die Bürgerinnen und Bürger betreffen?

Es gibt viele Umstellungen, aber die werden die Bürgerinnen und Bürger nicht treffen. Ein Thema ist die IT Austria, die aber schon seit längerem läuft. Wer es nutzen möchte (u.a. Handysignatur und digitalisierter Führerschein), hat die Gelegenheit dazu, aber es besteht keine Verpflichtung.

  • Bezirkshauptleute müssen mit 65 Jahren ihre Pension antreten. Eine diskrete Frage: Wie lange haben Sie noch?

Ich bin jetzt 63 Jahre und sechs Monate alt. Das heißt, ich bin noch gut eineinhalb Jahren im Dienst, die genau Deadline ist der 1. Mai 2025. 2024 wird jedenfalls ein intensives Wahljahr. Am 9. Juni findet die EU-Wahl statt, Ende September sind die Nationalratswahlen geplant und Ende Oktober/November die Landtagswahl. Und im Frühjahr 2025 folgt dann die Gemeinderatswahl.

  • Wie werden Sie den bevorstehenden Jahreswechsel feiern?

Das weiß ich noch nicht so genau. Sicher ruhig im Freundeskreis ohne großen Rummel.

LH Christopher Drexler besuchte heuer die Bezirkshauptmannschaft Leibnitz:

Manfred Walch ist dienstältester Bezirkshauptmann der Steiermark

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