Konjunkturentwicklung
Die Sieger und Verlierer im steirischen Handel

- Der steirische Handel erwirtschaftet im ersten Halbjahr 11,3 Milliarden Euro Umsatz, trotz der Zuwächse ergibt sich für viele Branchen aber ein Minus unter dem Strich.
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Die Stimmung im steirischen Handel ist unterschiedlich und zum Teil schaumgebremst: Im ersten Halbjahr konnten 11,3 Milliarden Euro Umsatz erzielt werden. Das entspricht zwar einem nominellen Umsatzplus von 12,8 Prozent, stellt aber real – also unter Berücksichtigung sämtlicher Preissteigerungen – ein Minus von 1,2 Prozent dar.
STEIERMARK. „Wir sehen hier große Unterschiede in den einzelnen Handelsbranchen“, berichtet Spartenobmann Gerhard Wohlmuth. Die Konjunkturentwicklung reicht von nominellen Umsatzzuwächsen von +19,2 Prozent im Spiel- und Sporthandel (gegenüber dem Vorjahr) bis hin zu Umsatzrückgängen von -1,4 Prozent im Einzelhandel mit Zeitungen und Büchern.
Energiekosten bereiten Sorgenfalten
Große Sorgen bereiten Wohlmuth zudem die Energiekosten: „Viele Händlerinnen und Händler können die Kostenexplosion nicht mehr allein stemmen, hier braucht es dringend Unterstützungsmaßnahmen.“
Im ersten Halbjahr 2022 konnte der steirische Handel Netto-Umsätze in der Höhe von insgesamt 11,3 Milliarden Euro verbuchen und damit im Vergleich zum Vorjahr ein (nominelles) Umsatzplus von 12,8 Prozent erreichen. „Berücksichtigt man allerdings auch die steigenden Preise im Handel (+14,0 Prozent) wird aus diesem Plus ein reales Minus von 1,2 Prozent“, berichtet Peter Voithofer vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung.
Wobei die Konjunkturentwicklung in den verschiedenen Einzelhandelsbranchen 2022 bisher zum Teil sehr unterschiedlich verlaufen ist. Diese reicht von nominellen Umsatzzuwächsen von +19,2 Prozent im Spiel- und Sporthandel bis hin zu nominellen Umsatzrückgängen von -1,4 Prozent im Einzelhandel mit Zeitungen und Büchern.

- Spartenobmann Gerhard Wohlmuth und Peter Voithofer vom Economia Institut für Wirtschaftsforschung (v.l.)
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Sieger und Verlierer
Überdurchschnittlich hohe Umsatzzuwächse haben im ersten Halbjahr 2022 darüber hinaus der Online-Handel (+12,7 Prozent gegenüber 2021), die Drogerien und Apotheken (+12,3 Prozent) sowie der Blumenhandel (+7,3 Prozent) verzeichnet.
Am unteren Ende des Konjunkturrankings befinden sich mit nominellen Umsatzrückgängen der Uhren- und Schmuckeinzelhandel (-0,6 Prozent), der Einzelhandel mit Bau- und Heimwerkerbedarf (-1,0 Prozent) sowie der Einzelhandel mit Zeitungen und Büchern (-1,4 Prozent).
Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt
Trotz dieser volatilen Entwicklung konnte die Beschäftigung weiter ausgebaut werden. Mit 74.176 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Zahl der Erwerbstätigen im steirischen Handel um weitere 1.726 Personen gestiegen, das entspricht einem durchschnittlichem Beschäftigungswachstum von 2,4 Prozent im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr (österreichweit +2,5 %).
„Der Handel ist nicht der Profiteur der aktuellen Teuerungen."
Spartenobmann Gerhard Wohlmuth
Der Handel liegt damit nun um +3,3 Prozent über dem Vorkrisenniveau (2019). Ein besonders starkes Beschäftigungswachstum konnte vor allem der Großhandel mit einem Plus von 3,0 Prozent erreichen, womit dieser nun 21.417 Beschäftigte zählt und um +4,7 Prozent über dem Vorkrisenniveau liegt.

- Der steirische Handel konnte zwar ein nominelles Umsatzplus erwirtschaften, real – also unter Berücksichtigung der Teuerungen – stellt dieses aber ein Minus dar.
- Foto: Foto: Fischer
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Mit 42.341 unselbstständig Erwerbstätigen entwickelt sich auch der Einzelhandel positiv und kann mit +2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. um +3,3 Prozent im Vergleich zu 2019 ein ordentliches Beschäftigungswachstum verzeichnen.
Auch die Kfz-Wirtschaft kann mit 10.418 Beschäftigten ein Plus erzielen und liegt nun erstmals wieder um +0,4 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Gleichzeitig ist die Zahl der offenen Stellen sprunghaft angestiegen: „2.709 Jobs konnten im ersten Halbjahr 2022 im steirischen Handel nicht besetzt werden, das entspricht einem Plus von 55,2 Prozent“, weiß Voithofer.
Wirtschaft nimmt Politik in die Mangel
Nicht nur die absolute Zahl an offenen Stellen, sondern auch der relative Zuwachs an offenen Stellen ist im Einzelhandel am ausgeprägtesten. Hier steigt die Zahl der offenen Stellen um 56,8 Prozent auf 1.906 an. „Wir haben als steirischer Handel zahlreiche Initiativen gestartet, um speziell die Jugend für die vielen Karrieremöglichkeiten im Handel zu begeistern“, betont Wohlmuth, der hier vor allem aber auch die Politik gefordert sieht: „Wir brauchen mehr Leistungsanreize, Arbeit muss sich für die Menschen lohnen. Und wir müssen den arbeitsmarktpolitischen Realitäten ins Auge sehen, wenn es um Themen wie qualifizierte Zuwanderung geht“, betont der Spartenobmann.
Energiekostenzuschuss gefordert
Sorgen bereiten Wohlmuth zudem die enormen Preissteigerungen, die auch die Kaufkraft und damit den Konsum im Land massiv gefährden. Preiserhöhungen bei Energie und in den Vorstufen sowie Liefer- und Logistikschwierigkeiten führten vor allem im Großhandel ab Mai zu einer wahren Preisrallye.
Die steigenden Großhandelspreise (+ 18,1 Prozent) finden aber (noch) nicht bzw. nur zum Teil ihren Niederschlag in steigenden Einzelhandelspreisen (+ 7,4 Prozent). Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel enthält und den täglichen Einkauf widerspiegelt, ist in Österreich im ersten Halbjahr 2022 um 7,3 Prozent gestiegen. Der Miniwarenkorb, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet, verzeichnet auf Grund stark steigender Treibstoffpreise mit +13,5 Prozent einen deutlich höheren Preisauftrieb.
Während die Ausgaben der privaten Haushalte für Verkehr um +16,2 Prozent und für Wohnen um +8,6 Prozent gestiegen sind, fällt der Preiseanstieg bei Mode im ersten Halbjahr 2022 mit +1,3 Prozent vergleichsweise sehr gering aus. Wohlmuth dazu: „Die Energiekostensituation hat auch im Handel ein existenzbedrohendes Ausmaß angenommen. Dies betrifft insbesondere Branchen, die mit gleichbleibenden oder sinkenden Umsätzen konfrontiert sind und Unternehmen, die keine Möglichkeiten haben, die Verkaufspreise unmittelbar anzupassen. Darum braucht es dringend Unterstützungsmaßnahmen in Form eines Energiekostenzuschusses.“
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