Ortskern-Akademie in Trofaiach
Die heißen Eisen der Innenstadt-Entwicklung

Expertinnen und Experten der steirischen Gemeinden und der Landesverwaltung tauschten sich in Trofaiach zu den besten Beispielen in Sachen Ortskern-Belebung aus.  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Neues Leben in alten Ortskernen: Wie haben es Trofaiach, Feldbach und St. Gallen geschafft, ihre Ortskerne wieder wachzuküssen? Antworten dazu gab es vor wenigen Tagen bei der dritten Ortskern-Akademie der Abteilung 17 des Landes Steiermark in Trofaiach.

STEIERMARK/TROFAIACH. "Es gibt kein Problem in der Steiermark, das nicht eine Gemeinde schon einmal gelöst hätte", brachte Bürgermeister Mario Abl auf den Punkt, wozu die steirische Ortskern-Akademie dient: Gemeinden können sich untereinander vernetzen, lernen von Best-Practice-Beispielen und tauschen sich über gelungene, aber auch missglückte Maßnahmen im Hinblick auf starke Zentren und attraktive Ortskerne aus. 

Bürgermeister Mario Abl präsentierte die zahlreichen Maßnahmen der Innenstadtbelebung der Stadt Trofaiach.  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Aus Donuts Krapfen machen

Viele Gemeinden seien mittlerweile Donuts, sagte Koordinator Stefan Spindler: "Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben findet an ihren Rändern statt, wo sich der Handel konzentriert, während die Zentren zusehends verkümmern." Wie man aus dem amerikanischen Gebäck wieder einen steirischen Krapfen machen kann, der das Beste in der Mitte hat – dazu diskutierten am Dienstag mehr als 70 Teilnehmende bei der dritten Ortskern-Akademie in Trofaiach auf Einladung der Abteilung 17. An den lokalen Beispielen aus Trofaiach, Feldbach und St. Gallen im Bezirk Liezen wurde deutlich: Es gibt nicht die eine Lösung, aber eine Vielzahl an Werkzeugen.

Harald Grießer, Abteilungsleiter A17 für Landes- und Regionalentwicklung: "Die Saat geht auf."  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
  • Harald Grießer, Abteilungsleiter A17 für Landes- und Regionalentwicklung: "Die Saat geht auf."
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Für den Leiter der Abteilung 17 für Landes- und Regionalentwicklung, Harald Grießer, ist die Zusammenarbeit zwischen Land, Gemeinden und Regionalmanagement entscheidend. Sein Fazit der bisherigen Initiativen: „Wenn wir auf die vergangenen Jahre zurückblicken, dann sehen wir, dass die Saat aufgegangen ist.“

Wie die Belebung der Ortsmitte gelingt

Von den Besten lernen, Ideen ausleben, Irrtümer zulassen und die Menschen in den Gemeinden mitnehmen, fasste Trofaiachs Bürgermeister Mario Abl seine Erfahrungen in Sachen Ortskern-Belebung zusammen. Seit 2015 läuft in der obersteirischen Gemeinde ein ganz auf Bürgerbeteiligung ausgerichteter Prozess mit dem Ziel, das alte neben dem neuen Ortszentrum wachzuküssen. Dem Anliegen widmet sich mit Erich Biberich ein eigener Leerstandsbeauftragter und „Kümmerer“, der ausschließlich für das Ortskern-Projekt arbeitet. So wurde u.a. Platz für die Musikschule in der Hauptstraße geschaffen, der Busbahnhof und ein öffentliches WC errichtet, die Begegnungszone kostengünstig mit Farbe am Asphalt sichtbar gemacht. Neue Geschäfte zogen ein – und grauer Beton wurde durch grüne Bepflanzungen und Plätze der Begegnung ersetzt.

Um den Platz der Begegnung in der Trofaiacher Hauptstraße zu schaffen, wurden zwei leerstehende Häuser abgerissen. Dies erleichterte die Zufahrt für Einsatzkräfte, legte den Bach frei und schuf Platz für eine moderne Bushaltestelle. Komplett gefördert wurde das 700.000 Euro-Projekt durch Gelder des Bundes, der EU, der KLAR-Region und des Regionalmanagements Ost. | Foto: Armin Russold
  • Um den Platz der Begegnung in der Trofaiacher Hauptstraße zu schaffen, wurden zwei leerstehende Häuser abgerissen. Dies erleichterte die Zufahrt für Einsatzkräfte, legte den Bach frei und schuf Platz für eine moderne Bushaltestelle. Komplett gefördert wurde das 700.000 Euro-Projekt durch Gelder des Bundes, der EU, der KLAR-Region und des Regionalmanagements Ost.
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Die Kleinstadt Feldbach setzt laut Bürgermeister Josef Ober und Vizebürgermeisterin Sonja Skalnik auf die „Stadt der kurzen Wege, in der alles in 15 Minuten erreichbar ist“. Wichtige Infrastruktur, wie Schulen, Ärzte und öffentliche Einrichtungen werden bewusst ins Zentrum geholt bzw. erhalten und private Investoren ermutigt, zu einem attraktiven Stadtbild beizutragen. Besonders wichtig sind den Stadtobersten eine kindergerechte und eine altersgerechte Innenstadtgestaltung mit jeweils eigenen Spaziergängen für Kinder und Ältere, die die Fantasie und Fitness anregen, damit auch Einheimische Feldbach Schritt für Schritt genießen können. Auch eine Gatronomieoffensive ist gestartet worden: Die kulinarischen Spaziergänge unter dem Titel „Feldbach in kleinen Happen" oder "Nachtschwärmer" wurden bei Bewohnern wie touristischen Gästen zum echten Renner.

Fokus auf gastronomische Initiativen: Sonja Skalnik, Vizebürgermeisterin und Tourismusexpertin aus Feldbach. | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
  • Fokus auf gastronomische Initiativen: Sonja Skalnik, Vizebürgermeisterin und Tourismusexpertin aus Feldbach.
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Eigeninitiative, die weitere Impulse auslöst

In St. Gallen ging die Gemeinde unter Führung von Bürgermeister Armin Forstner selbst mit gutem Beispiel voran, revitalisierte das leerstehende Gericht zum Marktgemeindeamt und etablierte in der früheren Bank gegenüber ein Gesundheitszentrum. Um das Ortszentrum trotz begrenztem Parkraum attraktiv zu machen, wurde in kurzer Entfernung ein naturnaher Parkplatz samt E-Tankstelle eingerichtet, die bei Festen im Ortszentrum wiederum mit einem Starkstromanschluss aufwartet. 

Eingeladen waren zudem auch Expertinnen und Experten der Diözese Graz-Seckau, die etwa aus leeren Pfarrhöfen Kindergärten und Begegnungsräume machen wollen, um auf diese Weise mehr Leben in alten Ortskernen zu ermöglichen. "Wir wollen bewusst mit Vereinen und Gemeinden kooperieren und uns für eine neue Art der Zusammenarbeit öffnen", kündigte Martin Halmer von der Diözese Graz-Seckau an.

Bürgermeister Armin Forstner (re.) und sein Bauamtsleiter stellten die Initiativen für den Ortskern von St. Gallen vor.  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Frauen entscheiden über Wohnort

Am Ende seien es die weichen Faktoren, die darüber entscheiden, wo Familien gerne leben, betonte Gastgeber Mario Abl aus Trofaiach: "Zu 90 Prozent entscheiden die Frauen, wo die Familie hinzieht, dabei zählen Kinderbetreuung, Schulen, Naturoasen, Nachhaltigkeit, Naherholung und eine Kultur der Wertschätzung und des Miteinanders in der Gemeinde."

Die Ortskerne sind nicht nur die Zentren unserer Gemeinden, sie sind das Herz unserer Steiermark. Daher arbeiten wir mit Hochdruck und in vielen kleinen wie großen Projekten daran, Ortskerne wachzuküssen und ihnen neues Leben einzuhauchen. Das ist ohne Zweifel eine Kraftanstrengung, die das volle Engagement von uns allen braucht."
Manuela Khom, Landeshauptmann-Stellvertreterin

Kümmert sich um mehr Leben in Ortskernen: Koordinator Stefan Spindler.  | Foto: Land Steiermark/Robert Binder
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Starkes Netzwerk bilden

Die Stärkung der steirischen Ortskerne sei wesentlich, um Abwanderung entgegenzuwirken und die Regionalität der Grünen Mark zu erhalten, betont auch Landesrat Stefan Hermann. "Die Ortskernkoordination und mit ihr auch die Akademie leisten einen wesentlichen Beitrag, um dieses Ziel zu erreichen. Innovative Projekte, wie etwa die Zusammenarbeit mit der Diözese, tragen dazu bei, Leerstände zu verringern und unsere Ortszentren nachhaltig zu stärken."

„Wir wollen ein starkes Netzwerk bilden, in dem die Gemeinden voneinander lernen können und positive Entwicklungen auslösen“, unterstreicht Stefan Spindler, der seit drei Jahren als Ortskern-Koordinator beim Land Steiermark arbeitet. Jede Gemeinde, die Hilfe im Dschungel der Förderanträge benötigt oder gezielt nach Best-Practice-Beispielen sucht, kann sich daher jederzeit an den Ortskern-Koordinator wenden. 

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