Essen: Eine Frage der Moral

Mikrobiologe Wilfried Wenzl war Laborleiter in Raumberg- Gumpenstein. Heute setzt er sich für gesunde Lebensmittel ein.
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  • hochgeladen von Markus Weilbuchner

Die industrielle Landwirtschaft - und vor allem deren Betriebsmittel aus den Laboren der großen Saatgut- und Herbizid-Konzerne - befinden sich dieser Tage immer öfter im Visier von Ökologen und Humanmedizinern. Über die Stoffe, die sich nach dem Erwerb von "im großen Stile" produzierten Lebensmitteln, im Körper ansammeln und was diese bewirken, darüber weiß Mikrobiologe Wilfried Wenzl aus Liezen Bescheid.

Herr Wenzl, gerade in Zeiten der Verhandlungen über das transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA (kurz: TTIP), sind Sie in der Region sehr aktiv, um auf die Gefahren der "industrialisierten Landwirtschaft", welche übersees sehr dominant ist, aufzuklären. Was sind das für Gefahren?
WILFRIED WENZL: Wenn man heutzutage etwas zu sich nehmen will, dann muss man sich entscheiden, ob man ein "Finanzmittel" oder ein "Lebensmittel" essen möchte. Ersteres kann die Gesundheit negativ beeinflussen, das andere ist nicht nur für den Körper, sondern auch für die Volkswirtschaft gut. Mit TTIP besteht die Gefahr, dass unsere Märkte mit solchen "Finanzmittel" überflutet werden.

Was meinen Sie mit "Finanzmitteln"?
WENZL:
Getreide oder tierische Produkte, die nicht von Bauern im Rahmen ihres "Berufes", sondern von konzernartigen Betrieben zur Gewinnmaximierung "hergestellt" werden.

Gewinnmaximierung ist der treibende Faktor bei der Verwendung von chemischen oder genveränderten Betriebsmitteln?
WENZL:
Genau! Auf Qualitäten wird dabei weniger geachtet als auf Quantitäten - und das wirkt sich auf die Verträglichkeit dieser Produkte aus.

Wieso?
WENZL:
Weil Herbizide und Pestizide zur Ertragssteigerung zum Einsatz kommen, die man als Umweltgifte bezeichnen muss. Außerhalb Österreichs kommt dann noch die Gentechnik dazu.

Wie gefährlich können diese Gifte sein und sind wir im Bezirk Liezen auch davon betroffen?
WENZL:
Das Herbizid "Glyphosat" ist aktuell stark am Markt vertreten. Es existieren Studien darüber, die dessen Einsatz in Zusammenhang zum Anstieg von Krebserkrankungen stellen. Und ja! Auch bei uns kann man "Glyphosat"-Produkte kaufen. Es wird sogar regional verwendet.

Heißt das jetzt, dass wir alle in Gefahr sind?
WENZL:
Schauen Sie, schon Paracelsus hat gesagt "auf die Dosis kommt es an" - und das ist auch hier der Fall. Die Produktionsflächen bei uns sind zu klein, um eine gesundheitliche Gefährdung zu bewirken. Bei Produkten, die, sagen wir, von einer südafrikanischen Großplantage kommen, kann die Sache wieder ganz anders aussehen.

Was raten Sie also den Konsumenten im Bezirk?
WENZL:
Regional denken und regional handeln - also einkaufen - ist ein kluger Schritt hin zum "Lebensmittel" und weg vom "Finanzmittel". Wenn sich dies als Trend etabliert, dann ist das in jeder Hinsicht von Vorteil.

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