"Habe die Gottesdienste im „Home-Office“ gefeiert"

Außerhalb der Kirche hält sich der Schladminger Pfarrer Andreas Lechner am liebsten auf den Bergen auf. Er ist auch Mitglied der Bergrettung. | Foto: KK
  • Außerhalb der Kirche hält sich der Schladminger Pfarrer Andreas Lechner am liebsten auf den Bergen auf. Er ist auch Mitglied der Bergrettung.
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Ostern in Corona-Zeiten, Gottesdienste via Livestream: Der Schladminger Pfarrer Andreas Lechner wirft einen Blick zurück.

Der Lockdown ist vorbei. Können Sie dieser Zeit der Ruhe etwas Positives abgewinnen?
Die Zeit des Lockdowns war für mich persönlich – als Person Andreas Lechner – eine gute Zeit: eine Zeit der Entschleunigung und der Ruhe, eine Zeit der Stille und des Gebetes. Für mich als Pfarrer war es eine Zeit der Stellvertretung im Gebet und in der Feier der Gottesdienste. Und es war dies auch eine Zeit der Ausschauens und der Kreativität über neue Wege der Verbundenheit mit den Pfarrgemeinden: Livestream, Videokonferenzen und so weiter.

Das wichtigste Fest im Kirchenjahr ist Ostern. Heuer waren Gottesdienste zu dieser Zeit nicht möglich. Wie haben Sie Ostern 2020 wahrgenommen und erlebt?

Ich habe den Rest der Fastenzeit (ab dem 16. März), die Karwoche und Ostern als eine für mich persönlich qualitätsvolle Zeit erlebt. Ich konnte mich auf die wesentlichen Qualitäten der verschiedenen Liturgien konzentrieren. Als Pfarrer hat mir natürlich das gemeinsame Feiern mit den Pfarrgemeinden gefehlt. Ostern will doch groß und mit Freude gefeiert werden.

Da eben keine Gottesdienste stattfinden durften: Welche beruflichen Tätigkeiten standen während der Corona-Zeit auf dem Tagesplan?

Während dieser Zeit habe ich die Gottesdienste im „Home-Office“ alleine gefeiert. Im Arbeitsalltag hat sich nichts verändert.

Sie sind Leiter des Seelsorgeraumes Oberes Ennstal. Wie setzt sich dieser zusammen?
Der Seelsorgeraum Oberes Ennstal ist ident mit dem Gebiet, in dem alle KfZ das Kennzeichen GB tragen. Seelsorgeräume sind eine Antwort auf die stark zurückgehende Zahl von Priestern in der Steiermark. Während die ganze Steiermark mit 1. September 2020 in etwa 50 Seelsorgeräume eingeteilt wird, waren wir steiermarkweit der erste Seelsorgeraum. Der Seelsorgeraum Oberes Ennstal ist somit Pilotprojekt für die ganze Diözese Graz-Seckau.

Wird sich die Einstellung der Menschen zum Leben durch diese Pandemie verändern?
Die Coronazeit in Österreich überschneidet sich mit dem österlichen Festkreis: Fastenzeit – Ostern – Pfingsten. Es wird die große Kunst eines jeden einzelnen von uns sein, aus der erlebten Situation zu lernen. Ich habe Scheu vor dem Begriff „Rückkehr zur Normalität“! Dieser Begriff drückt nämlich unausgesprochen aus, dass alles beim Alten bleiben soll. Dann haben wir nichts aus der Pandemie gelernt.

Sie sind staatlich geprüfter Instruktor für Skitouren, Skihochtouren und Hochtouren. Welche Bedeutung haben die Berge für Sie?
Ich liebe es, in den Bergen unterwegs zu sein – oft alleine, oft auch mit Gruppen und lieben Menschen. Um auch mit Gruppen in den Bergen unterwegs sein zu können, habe ich verschiedene staatliche Ausbildungen und Prüfungen erfolgreich absolviert. Das Gehen ist die Fortbewegung, die zu mir passt.

Außerdem sind Sie Bergretter. Lässt sich diese Tätigkeit gut mit jener des Pfarrers kombinieren?
Dass in den Bergen auch mitunter Hilfeleistung notwendig ist, liegt auf der Hand. So habe ich mich schon im Herbst 1996 als Kaplan in Murau bei der Bergrettung gemeldet. So gut es geht, bin ich bei Einsätzen dabei. Übrigens – eines der schönsten Gleichnisse Jesu, das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25ff), ist in einer gebirgigen Gegend angesetzt.

Mittels Livestreams werden derzeit Gottesdienste aus allen Kirchen des Oberen Ennstals übertragen. Ist das die Zukunft?
Die auch von uns praktizierten Livestreams, mit denen wir verschiedene Gottesdienste übertragen haben, sind eine Möglichkeit des Mitfeierns. Die persönliche Begegnung kann dieses Medium für mich nicht ersetzen.

Zur Person

Andreas Lechner besuchte zuerst die Volksschule in Pernegg sowie das bischöfliche Gymnasium in Graz, bevor er an der Karl Franzens Universität Graz katholische Theologie studierte. Am 23. Juni 1996 wurde Andreas Lechner von Diözesanbischof Johann Weber zum katholischen Priester geweiht. Danach verbrachte er die ersten vier Jahre seiner Tätigkeit als Jungpriester als Kaplan in Murau. Am 1. September 2001 begann Lechner die Arbeit als Pfarrer im Pfarrverband Sankt Ruprecht –Stadl an der Mur – Predlitz – Turrach, wo er zehn Jahre blieb.

Hobby und Berufung
Am 1. September 2011 trat er seinen Dienst im Katholischen Pfarrverband Assach – Haus - Schladming - Pichl an. Um seine große Leidenschaft, das Bergsteigen und Wandern, mit seinem Glauben zu verbinden, marschierte er zu Fuß und über die Berge ins Ennstal. Mit 1. September 2016 wurde er auch zum Dechant für das Dekanat Oberes Ennstal gewählt.

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