LR Drexler zum Leitspital
"Werden bessere Versorgung haben als bisher"

Landesrat Christopher Drexler möchte mindestens fünf bis sechs Gesundheitszentren im Bezirk installieren. | Foto: KK
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Thema Leitspital: Gesundheits-Landesrat Christopher Drexler im Exklusiv-Interview mit der WOCHE Ennstal

Welche Leistungen/Abteilungen werden im Leitspital angeboten?
CHRISTOPHER DREXLER: Zuerst einmal wird im neuen Leitspital alles angeboten, was derzeit alle drei Häuser zusammen machen. Das heißt: interne Medizin, Chirurgie, Unfallchirurgie, Geburtshilfe. Es werden größere Abteilungen sein, weil alle in einem Haus zusammengefasst werden. Größere Abteilungen bedeuten höhere Fallzahlen, jedes Team macht eine Operation viel öfter als bisher. Routine ist einfach ganz wichtig für die Qualität.
Man sieht das vor allem bei der Geburtenstation – bisher waren es in Rottenmann 250 Geburten pro Jahr und in Schladming 150. Alle anderen Geburtenstationen in der Steiermark haben mindestens 700 Geburten im Jahr. Das Ziel in unserer Struktur sind 1.000 Geburten pro Jahr, weil man gesehen hat, dass das dazu führt, dass bei Geburten weniger passiert. Man sieht heute, dass viele nach Schwarzach oder Leoben fahren, um dort ihre Kinder auf die Welt zu bringen.
Weiters werden wir erstmals im Bezirk ein Angebot in Kinder- und Jugendheilkunde und Neurologie haben. Es sollen möglichst wenig Kinder nach Leoben, Graz oder Salzburg weitergeschickt werden.

Warum soll ein Krankenhaus bessere Versorgung als drei bestehende Häuser bieten?
Weil eine größere Einheit nach allen Erfahrungen mehr Qualität bietet. Außerdem haben sich ein paar Dinge in den letzten Jahren geändert. Wir haben eine neue Ausbildungsordnung für die Ärzte, das können wir in der Steiermark nicht bestimmen – das ist eine bundesweite Regelung. Die wiederum von den ausbildenden Ärzten verlangt, dass sie eine gewisse Anzahl an verschiedenen Operationen durchführen müssen. Das heißt, kleine Spitäler können nicht mehr Ausbildungsspitäler sein oder werden unattraktiv für junge Ärzte. Das bedeutet, wir kriegen in den Mickey-Mouse-Spitälern keine jungen Ärzte.
Ein weiterer Punkt ist das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz. Das ist aufgrund einer EU-Richtlinie in dieser Form so, und das wird 2021 in der letzten Ausbaustufe für uns zu einem ganz entscheidenden Problem, weil die einzelnen Ärzte weniger arbeiten dürfen und weil wir viel mehr Ärzte brauchen, um Diensträder aufrecht zu erhalten. Und das ist in größeren Einheiten noch eher denkbar.

Warum wurde Stainach-Pürgg als Standort ausgewählt?
Wir haben uns alles sehr genau angeschaut: Bevölkerungszahlen, Verkehrswege und -ströme, Patientenströme und so weiter. Wenn man alle Dinge übereinander legt, kommt man auf den Raum Trautenfels. Das ist eben ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit einem Bahnhof. Die Erreichbarkeit von 90 Prozent der Bürger im Bezirk ist hier innerhalb eines vertretbaren Zeitpunktes gegeben. Der Standort für das Leitspital ist auch so gewählt, dass er nicht allzu weit von Bad Aussee entfernt ist.

Was passiert mit den drei bestehenden Spitälern?
Wir werden uns bemühen, an allen drei Standorten Nachnutzungen im Gesundheitsbereich zu finden. In den jetztigen Standortgemeinden der Spitäler werden Gesundheitszentren, (Allgemeinmediziner, Physiotherapeuten und weitere Einrichtungen mit längeren Öffnungszeiten zum Beispiel) entstehen. Das ist die erste Anlaufstelle für die Gesundheitsversorgung. Daneben soll es auch Facharztzentren in diesen drei Gemeinden geben. Aber natürlich werden auch in anderen Gemeinden Gesundheitszentren entstehen.

Wie funktioniert die Gesundheitsversorgung bei Schnee und schlechtem Wetter?

Manche haben durch die erheblichen Schneefälle im Jänner geglaubt, dass wir unsere Pläne jetzt ändern. Hätten diese Schneefälle in sechs Jahren stattgefunden, das Leitspital wäre von Bad Aussee aus immer erreichbar gewesen. Dass das Sölktal vom Krankenhaus in Schladming abgeschnitten ist, spielt im Ergebnis keine Rolle. Im Krisenfall müssen wir sowieso schauen, dass die Versorgung gut bleibt. Das hängt nicht von der Anzahl der Spitäler ab. Wenn man davon ausgeht, dass alle Straßen gesperrt sind, kann niemand mehr zu irgendeinem Spital.

Wann geht das Leitspital in Betrieb?
2025, das ist fix. Wir sind gut auf Schiene.

Wer betreibt das Leitspital?
Kages und Diakonie betreiben das neue Spital gemeinsam und zwar gleichberechtigt. Sie werden untereinander eine Aufgabenteilung finden. Derzeit wird verhandelt, in welcher konkreten Rechtsform das passiert.

Ist der Bezirk nicht zu groß für nur ein Krankenhaus?
Das glaube ich nicht. Wie gesagt, wir wollen drei kleine zu einem größeren zusammenfassen – mit vielen Vorteilen für die Bürger. Mir ist natürlich bewusst, dass der Bezirk Liezen flächenmäßig größer als Vorarlberg ist, aber eben 80.000 und nicht 400.000 Einwohner hat. Wir werden in der Gesamtstruktur ein leistungsfähiges und kräftiges Leitspital, mindestens fünf bis sechs Gesundheits- und weitere Facharztzentren schaffen. Wir werden dann insgesamt eine Versorgung im Bezirk Liezen haben, die besser als die bisherige war. Bürger in St. Gallen oder Altenmarkt werden sicher weiter ins Krankenhaus nach Waidhofen an der Ybbs oder Steyr fahren, das ist uns klar.

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