Bezirk Liezen
Die "Schattenseiten" der Vollbeschäftigung (+ Video)

Rund 800 Erziehungsberechtigte im Bezirk Liezen können keiner Arbeit nachgehen, weil sie keine Kinderbetreuungsplätze finden. | Foto: petrograd99/panthermedia
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  • Rund 800 Erziehungsberechtigte im Bezirk Liezen können keiner Arbeit nachgehen, weil sie keine Kinderbetreuungsplätze finden.
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Vollbeschäftigung heißt auch, dass Unternehmer keine Mitarbeiter mehr finden. Die WKO fordert drei Maßnahmen.

Die gute wirtschaftliche Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten hat dem Bezirk Liezen die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1989 beschert. Was auf dem ersten Blick nach einer wahren Erfolgsmeldung klingt, bringt bei genauerem Hinsehen einige Probleme zum Vorschein. Vor allem für die Unternehmer aus unserem Bezirk fällt die Suche nach geeignetem Personal noch schwerer als es ohnehin schon der Fall war. Christian Hollinger, Regionalstellenleiter der Wirtschaftskammer Ennstal/Salzkammergut, nennt drei Gründe, die seitens der WKO für eine Entlastung der Unternehmer sorgen könnten.

Ausbau der Kinderbetreuung

Derzeit gibt es im Bezirk Liezen 2.013 Betreuungsplätze. "Wir haben aber 2.833 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Das heißt, etwa 800 Erziehungsberechtigte können keiner Arbeit nachgehen", berichtet Hollinger. Diese Problematik wäre für Hollinger auf regionaler Ebene umsetzbar. "Momemtan zählen nur sechs Kindergärten im Bezirk mehr als 100 Kinder. Man könnte daher eine Art Kindergartenverbund gründen. Die Idee wäre, dass man beispielsweise ein großes Haus mit moderner Einrichtung für mehrere Gemeinden baut. Wenn sich viele Gemeinden daran beteiligen, wäre das sicher möglich."

Arbeitssuchende mobilisieren

Durch die hohe Beschäftigungsquote ist es derzeit noch schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Daher stellt sich die Wirtschaftskammer die Frage, welche Anreize man setzen muss, um Personen aus Gebieten mit einer hohen Arbeitslosigkeit, zum Beispiel Wien, ins Ennstal zu holen? Denn aktuell werden laut dem WKO-Regionalstellenleiter nicht nur Fachkräfte händeringend gesucht, sondern auch Hilfskräfte bzw. Personen für Tätigkeiten ohne langjährige Ausbildung.
Für Unternehmer gebe es einfach keine Dynamik mehr am Arbeitsmarkt. "Vielfach fehlt einfach Personal. Firmen können teilweise keine Aufträge mehr annehmen oder in der Gastronomie müssen die Öffnungszeiten verkürzt werden." Weiters führt Hollinger an: "Der Boom in der Baubranche oder im Tourismus wird nicht ewig anhalten. Während Corona wurde viel ausgegeben oder renoviert. Es kann aber zu einem Punkt kommen, wo die Leute wieder mehr sparen."

Geburtenschwache Jahrgänge

Die sogenannten Babyboomer gehen nach und nach in Pension, die Geburtenrate sinkt immer weiter. Das heißt, die arbeitende Schicht wird immer weniger, obwohl die Lebenserwartung weiterhin steigt. "Von den knapp 80.000 Einwohnern im Bezirk gehen 33.000 einer Beschäftigung nach, die übrigen 47.000 sind Kinder, Pensionisten oder Arbeitslose. In dieser Hinsicht funktioniert es nur mehr über qualifizierte Zuwanderung – und im besten Fall unbürokratisch: Menschen aus EU-Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit oder aus Drittstaaten, wobei hier das Kontingent nur 112 Plätze für den Bezirk Liezen beträgt.
Aus diesem Grund darf es nicht verwundern, dass mittlerweile ein regelrechter "Kampf" zwischen Schulen und Unternehmern um die 15-Jährigen ausgebrochen ist. "Man kann diese Situation mit einem Kuchen vergleichen, auf den sich zwei Seiten stürzen und jeder das größte Stück haben will", findet Christian Hollinger einen abschließenden Vergleich.

Rund 800 Erziehungsberechtigte im Bezirk Liezen können keiner Arbeit nachgehen, weil sie keine Kinderbetreuungsplätze finden. | Foto: petrograd99/panthermedia
Christian Hollinger ist Leiter der WKO-Regionalstelle Ennstal/Salzkammergut. | Foto: Furgler
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