Wenige Gründe für Befreiung
Mürztaler Ärzte rüsten sich für die Impfpflicht

- Laut den Experten gibt es nur wenige Gründe, die gegen eine Impfung sprechen.
- Foto: www.acv.at/Ludwig Schedl
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Mit Anfang Februar soll die Impfpflicht für Covid-19 in Kraft treten. Wir haben uns mit Mürztaler Ärzten über das heikle Thema der Impfbefreiung unterhalten.
"Die Impfpflicht besteht nicht für Personen, die nicht ohne Gefahr für Leben oder Gesundheit geimpft werden können, sofern dieser Gefahr auch nicht durch die Wahl des Impfstoffs durch den Impfpflichtigen begegnet werden kann", so der Gesetzestext, der vom Nationalrat verabschiedet wurde und mit Anfang Februar in Kraft treten soll.
Indessen mehren sich in den Mürztaler Ordinationen die Anfragen zur Befreiung von der Impfpflicht. Zur Ausstellung berechtigt sind aber nur fachlich geeignete Ambulanzen von Krankenanstalten, Amtsärzte und neu geschaffene Epidemieärzte.
Die Menschen brauchen Aufklärung - face to face
"Ich bekomme die Anfragen täglich. Jeder ist auf einmal schwer krank und braucht eine Impfbefreiung", erzählt der Neuberger Allgemeinmediziner Herbert Becvar. "Über Vorerkankungen muss man natürlich reden, die Leute brauchen Aufklärung. Angst kann man aber schwer argumentieren, nur therapieren", so Becvar weiter. "Das ist das schwierigste überhaupt", meint er, weil viele Leute mit der Angst besser leben, da diese entlastend wirkt. Wichtig ist ihm aber auch zu betonen, dass Fakten nun mal Fakten sind, und diese sprechen eindeutig für die Impfung.

- Der Neuberger Allgemeinmediziner Herbert Becvar weiß um die Ängste seiner Patienten Bescheid. Mit den Fakten können diese seines Erachtens aber nicht konkurrieren.
- Foto: Thenhalter
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Zum Glück gibt es am Land noch den Arzt des Vertrauens
Diese Meinung vertritt auch Günther Hirschberger aus St. Barbara. Als einer jener Ärzte im Bezirk, der sich seit dem Ausbruch von Covid-19 wohl am stärksten mit der Krankheit beschäftigt hat, ist er froh, dass die Befreiungen nicht von den Hausärzten ausgestellt werden können. "Damit kämen wir in die Zwicke", so Hirschberger, der durchaus Verständnis für Ängstliche oder Menschen mit Vorerkrankungen hat.
"Ich strecke seit zwei Jahren die Hand aus und sage, komm und rede mit mir. Ich versuche Ängste zu ergründen, aber mit Weltungergangstheorien fange ich nichts an. Da lass ich mich auch nicht ein", lädt Hirschberger alle Menschen, die Angst vor der Impfung haben, zu ihm zu kommen und mit ihm zu sprechen.
"Am Land haben wir ja noch das Glück einen Vertrauensarzt zu haben. Wir haben auch stets die Möglichkeit die Expertise von Fachleuten wie Herwig Kolaritsch oder Martin Haditsch und vom Hygieneinstitut einzuholen", sagt Hirschberger.

- "Suchen Sie das Gespräch mit dem Arzt ihres Vertrauens", so Günther Hirschberger.
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Emotionen sind schon genug im Thema
Der in Kindberg aufgewachsene und in Graz tätige Kinderchirurg Uwe Weitzer hat die letzten Monate vermehrt auf den Impfstraßen des Landes verbracht und sieht das größte Problem in den immer stärker verbreiteten Falschmeldungen.
"Ich kann die Leute einfach nur sachlich aufklären und so wenig Emotion wie möglich in das Thema packen. Emotionsbeladen ist die Impfung ohnehin schon genug", sagt Weitzer. "Auch ich war primär nicht für eine Impfpflicht. Die Bedenken über die Impfung waren zur Anfangszeit berechtigt, doch nun wurde der Impfstoff milliardenfach eingesetzt. Wir wissen also, was er kann und wie er wirkt", so Weitzer.

- Der Kindberger Uwe Weitzer hat die letzten Monate oft auf der Impfstraße verbracht.
- Foto: Weitzer
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Dahingehend sind sich die befragten Ärzte allesamt einig. Vorerkrankungen müssen ernst genommen werden, doch bleiben bei statistischer Betrachtung nur wenige Gruppen über, bei denen von einer Impfung abgeraten wird. Das sind Schwangere im ersten Trimester und frisch Organtransplantierte.
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