Haunzwicklhof Mürzzuschlag
Vom eigenen Korn bis zum eigenen Mehl

Am Bauernhof, dem Haunzwicklhof, der Familie Paar in Mürzzuschlag wird nicht nur eigenes Speisegetreide angebaut – es wird in der uralten, hauseigenen Mühle auch selbst gemahlen. Spezielisiert haben sich Karin und Thomas Paar auf alte, sehr bekömmliche, alte Sorten. Damit zählen sie in der Steiermark zu den wenigen Betrieben, wo das Mühlen-Handwerk noch richtig gelebt wird.

STEIERMARK, MÜRZZUSCHLAG. Karin und Thomas Paar sind Vollerwerbsbauern im Ganztal in Mürzzuschlag. Ihren Haunzwicklhof bewirtschaften sie mit Kalbinenaufzucht, Waldwirtschaft, Urlaub am Bauernhof und für Speisegetreide-Anbau. Und um genau zu wissen, was mit dem eigenen Getreide passiert und wie es gemahlen wird, mahlen sie das Mehl jetzt auch selbst und haben dafür ihre alte Mühle reaktiviert – damit sind sie eine der wenigen in der Steiermark, die selber Speisegetreide anbauen und dieses dann auch noch selber mahlen.

Alte, regionale Getreidesorten

Die Mühle der Familie Paar ist alt, sie stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Viele, viele Jahre wurde auf dem Hof im Ganztal und auch in der Region Getreide angebaut, im Laufe des letzten Jahrhunderts ging diese Wirtschaftsweise bei uns jedoch verloren. "Wir beleben diese jahrhundertalte Tradition wieder und setzen dabei auf alte, regionale Getreidesorten, die wir nach dem Vorbild unserer Vorfahren großziehen", erklärt Thomas Paar.

Thomas Paar beim Bedienen der alten Mühle.  | Foto: Koidl
  • Thomas Paar beim Bedienen der alten Mühle.
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Schon als kleiner Bub hat Thomas Paar seinem Großvater bei der Arbeit am Feld beim Getreideanbau und danach in der Mühle über die Schulter schauen können. "Er hat gearbeitet, ich habe zugeschaut und viel gelernt", erinnert er sich. Und noch heute gibt es ein Mühl-Büchlein, darin hat sein Großvater wichtige Notizen gemacht.

Unverträglichkeit

Die Idee, wieder Speisegetreide anzubauen, kam Thomas Paar aus der Not heraus. "Wir haben das konventionelle Mehl, auch Bio-Mehl, immer schlechter vertragen, hatten zunehmend mit Verdauungsproblemen zu kämpfen", erzählt Karin Paar. Denn alte Getreidesorten unterscheidet von Neuen, dass sie bekömmlicher sind, einen geringeren Gluten-Anteil haben und keine Genveränderung durch Zucht aufweisen.

Über dem Bauernhof gelegen finden sich die Felder, auf denen das Getreide angebaut wird.  | Foto: Koidl
  • Über dem Bauernhof gelegen finden sich die Felder, auf denen das Getreide angebaut wird.
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"Wenn man bedenkt, dass man konventionelles Getreide erst einmal sechs Mal spritzen muss, damit es überhaupt wächst, kann man sich vorstellen, wie gesund dann die daraus produzierten Produkte sind", so Karin Paar. Auch ein Vergleich: Der Ertrag vom Anbau auf einem Hektar beträgt bei konventionellem Getreide 10.000 Kilogramm, der Ertrag aus den alten Sorten der Familie Paar 4.000 Kilogramm.

Getreide als Mangelware

Aber nicht nur die zunehmende Unverträglichkeit brachte die Familie Paar wieder zurück zum Getreideanbau. In Zeiten der Corona-Pandamie und seit dem Urkraine-Krieg war Getreide phasenweise Mangelware. "Oft musste man genau schauen, wo bekomme ich mein Stroh, meine Futtermittel her", so Thomas Paar.

Weizen, Roggen, Hafer

Seit 2022 baut Familie Paar jetzt wieder Speisegetreide auf ihren Feldern an: einen Hektar Weizen und einen Hektar Roggen und auch Hafer. Die alten Getreidesorten haben sie über die Arche Noah erhalten. "Unser Roggen ist beispielsweise zwei Meter hoch. Das hat den Hintergrund, dass die Häuser früher nur mit diesem Roggenstroh gedeckt waren", erklärt Karin Paar.

Die Mühle funktioniert auch nach vielen Jahrzehnten einwandfrei.  | Foto: Koidl
  • Die Mühle funktioniert auch nach vielen Jahrzehnten einwandfrei.
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Kochen wie früher – mit Gefühl

Beim Backen und Kochen fiel der Bäuerin einiges sofort auf: mit dem eigenen Mehl muss gekocht werden wie früher, "mit Gefühl und kontrolliert" wie sie sagt. Nicht nur, dass die Teige fester verarbeitet werden müssen und weniger Wasser brauchen, sind die Portionen viel sättigender. "Unser Mehl ist mehr als Füllstoff, es ist ein Lebensmittel und so schmeckt es auch", betont Paar.

Selbstversorger auch bei Maschinen

Und da das Mürztal nicht zu den Top-Getreideanbaugebieten der Steiermark zählt, hat sich die Familie sogar einen eigenen Mähdrescher zugelegt. "Es ist nicht alles gleich reif. Also bräuchten wir das Gerät öfter und oft auch spontan. Das funktioniert nicht", sagt Thomas Paar. Und auch alle anderen Gerätschaften hat die Familie mittlerweile selbst, um ihr Speisegetreide bei Bedarf verarbeiten zu können.

Die Kühe am Haunzwickelhof sind wahre Fotomodels.  | Foto: Koidl
  • Die Kühe am Haunzwickelhof sind wahre Fotomodels.
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Immer frisches Mehl

Gesäht wird das Getreide wird im Herbst, geerntet dann im Spätsommer. Dann muss das Getreide rasten, bevor es weiterverarbeitet werden kann. Mehl gemahlen wird am Haunzwickelhof ca. alle zwei Wochen. Zwei Drittel der Ernte sind, wenn alles gut läuft, Speisegetreide, ein Drittel wird meist als Futtermittel verwendet. Im letzten Jahr hatte die Familie großes Pech: Wind und Regen sorgten für einen totalen Ernteausfall.

"Unser Mehl wird immer frisch gemahlen und ist daher auch 'nur' vier Monate haltbar. Das wollen wir so. Wir verzichten auf Behandlungen, die das Mehl länger haltbar machen", klärt Karin Paar auf. Denn um Mehl haltbar zu machen und vor Schädlingen zu schützen werde es begast und behandelt.

Hier gibts das Mehl zu kaufen

Im Sortiment vom "Haunzwickl Troad" sind: Weizen ganzes Korn, Weizenhausmehl, Weizen Vollkornmehl, Roggen ganzes Korn, Roggenvollkornmehr, Roggenhausmehl und Weizengriess. Erhältlich sind die Produkte nicht nur Ab-Hof, sondern auch im Naturgut-Laden, in "Pichi's Hofladen" am Pichlbauerhof und im Michlbauer-Hofladen in Mürzzuschlag sowie in der Naturstube Putzgruber in Krieglach.

Hier gehts zur Homepage vom Haunzwicklhof!

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