Reportage Baum schneiden
Wer ernten will, muss Bäume schneiden
Nach meinen Schnuppertagen bei Gartengestaltung und Gartenpflege Sieber im Sommer des vergangenen Jahres (Mehr davon hier) hat mich Chef-Gärtner Rupert Sieber zum Baumschneide-Einsatz nach Wartberg gerufen.
WARTBERG. Aufgrund des zunehmend milderen Klimas, entwickelt sich der Beruf des Gärtners immer mehr zum Ganzjahresjob. "Wir arbeiten jetzt mit einem kleinen Trupp bereits das zweite Jahr in Folge durch", erzählt Sieber. Hauptaufgabengebiet im Winter ist der Baumschnitt. "Wir orientieren uns hier am Intensiv-Obstbau. Das sind die Profis, die das genauso machen und nach der Ernte und dem Laubfall bereits mit dem Schneiden starten", erklärt mir der leidenschaftliche Gärtner.
Bäume schneiden kann nicht jeder
Aber worauf kommt es beim Baumschneiden nun tatsächlich an? "Als erstes gehören die Wassertriebe weg, dann gehört die Krone ausgelichtet, damit nicht zu viele Äste übereinander und nebeneinander sind. Ansonsten bekommt man sehr viele Schattenfrüchte, also nur weniger und kleinere Früchte", sagt Siebers Kollegin. "Die Ernte wird besser und die Bäume werden in einer Größe gehalten, dass sie auch bearbeitbar bleiben", ergänzt der Chef.
"Dann weiß ich ja Bescheid", denke ich mir und frage nach der Baumschere, doch erhalte sogleich eine Abfuhr. "Man muss schon wissen, was das Fruchtholz ist", so die Gartenexperten, die mir diese Kompetenz völlig zurecht nicht zuschreiben. "Nicht jeder, der eine Motorsäge bedienen kann, kann einen Baum schneiden. Man muss schon ein bisschen was wissen. Beim künftigen Wachstum sowie bei der Ernte sieht man dann ob man richtig geschnitten hat oder nicht. Und da zeigt sich der gute Gärtner", sagt Sieber. "Einen Baumschnitt über YouTube zu lernen, ist schwierig", ergänzt seine Mitarbeiterin.
Bedingungen im Mürztal noch ideal
Dementsprechend hoch ist die Nachfrage nach den Baumschneide-Experten in der Region. Auch auf der Baustelle in Wartberg werden die beiden "Engel in Grün" gleich von der Nachbarschaft beauftragt. "Die älteren Generationen, die das Wissen haben, können oft nicht mehr und die Jungen haben oftmals keine Kenntnisse darüber", erklärt sich Sieber die steigende Nachfrage.
Trotz spürbarem Klimawandel sind die Bedingungen im Mürztal für die Baumwelt nach wie vor gut. "Die Luft ist wunderbar, der Niederschlag für die Obstbäume derzeit noch ausreichend, könnte aber durchaus mehr sein. Herausfordernd sind vor allem die immer öfter werdenden raschen Temperaturwechsel. Wenn es zuerst zu warm ist, Bäume zu blühen beginnen und dann Frost einsetzt, frieren die Blüten ab und es gibt kein Obst", erklärt Sieber ehe er sich wieder an die Arbeit macht. Einen Tipp hat er aber noch im Gepäck: "Junge Bäume pflanzen, alte Bäume aber unbedingt erhalten, denn es dauert Jahre bis man den Schatten eines neuen Baumes genießen kann."
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