Theater Oberzeiring
Jedermanns Tod bei der Gartenparty

Jedermann (stirbt) im THEO, von links: Gregor Schenker, Ninja Reichert, Christian Krall, Werner Halbedl und Julia Fasshuber.
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  • Jedermann (stirbt) im THEO, von links: Gregor Schenker, Ninja Reichert, Christian Krall, Werner Halbedl und Julia Fasshuber.
  • hochgeladen von Hans Georg Ainerdinger

Mit dem Auftragswerk „Jedermann (stirbt)“ des Burgtheaters Wien hat Dramatiker Ferdinand Schmalz seiner veritablen Sammlung 2018 den Nestroy-Theaterpreis als bestes Stück hinzugefügt. Diese sprachgewaltige Transferierung des mit kurzen Unterbrechungen seit 1920 in Salzburg gespielten Hugo von Hofmannsthal-Klassikers ins 21. Jahrhundert hat THEO-Leiter Peter Faßhuber auf den Spielplan geholt, am 20. 7. `22 war Premiere.

Regisseur Peter Faßhuber nimmt die Theaterbesucher zu einer Gartenparty mit. Schart sie um ein Kunstrasen-Podest. Das nach außen abgeschottete Refugium des von Christian Krall grandios abgehoben, lust- und schmerzvoll dargestellten, überheblichen, selbstverliebten, knallharten Geschäftsmannes Jedermann. Dass da draussen längst Chaos herrscht, interessiert doch ihn nicht, er prasst weiter. Hermetisch abgeriegelt? Hat da die Security Partygäste übersehen? Werner Halbedl als süffisant-dämonischer Teufel, Gregor Schenker pointiert zurückgenommen als Gott, als armer Nachbar. Und dann die beiden als miese Kumpane und Schnorrer, die sich für Gold demütigen lassen und drücken, als es Jedermann schlecht geht und und geschäftlich katastrophale Nachrichten kommen. Sie beeindrucken in ihren Rollen. Ebenso Julia Faßhuber als Jedermanns luxusverwöhnte, kritisch seine Eskapaden kommentierende Frau, die auch versucht, sein Gewissen zu sein. Ninja Reichert schafft die Verschmelzung von Buhlschaft und Tod in mitreissender Intensität. Sie tanzt als Verführerin in Highheels locker den Spagat zwischen lustvoller erotischer Anziehung und der stufenweisen, in unteren Regionen beginnenden Vernichtung seiner Lebenskraft. Das Spiel um das Prassen einer abgehobenen Elite in Elfenbeintürmen war schon vor 100 Jahren so aktuell wie heute, Gott, Tod und Teufel kommen in dieser neuen Version eher ohne Himmelreich-Tröstung: „Erlöst oder nicht ist wirklich unerheblich“.

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