MURTAL, MURAU
Pensionisten sind keine Schnorrer!
Diskussionen rund um das Thema Pensionen müssen fair geführt werden. Langzeit-Beitragszahler haben Anspruch auf volle Pension.
Pensionsregelungen betreffen irgendwann jeden von uns. Vorausgesetzt, dass wir das Pensionsalter erleben. Nach dem Auslaufen der sogenannten Hacklerregelung und der gleichzeitigen Erhöhung des Pensionsantrittsalters ab 2014 in der Ära von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sahen sich nachfolgende Jahrgänge um einen Teil ihrer Pensionsansprüche „geprellt“. Sie mussten bei schrittweiser Erhöhung des Pensionsantrittsalters auch Abschläge in Kauf nehmen. Benachteiligt fühlen sich jetzt natürlich die Jahrgänge 1954 bis 1957 (Männer): Sie fielen weder in die alte noch in die neue Regelung und konnten nur mit Abschlägen in Pension gehen. Die ehemalige Hacklerregelung sah vor, dass Männer mit 60 und Frauen mit 55 Jahren abschlagsfrei in Pension gehen können, sofern sie 45 Beitragsjahre (Männer) und 40 Beitragsjahre (Frauen) vorweisen konnten. Auch Krankenstandszeiten und Ausbildungszeiten wurden als Beitragszeiten gewertet, weshalb einige natürlich leichter die erforderlichen Jahre für einen abschlagsfreien Pensionsantritt erreichten.
Neuer Nationalratsbeschluss
Am 19. September 2019, noch vor der Wahl, wurde im Nationalrat beschlossen, dass Langzeit-Pensionsbeitragszahler wieder abschlagsfrei in Pension gehen können (Männer ab 62, Frauen ab 60 Jahren). „Wer 45 Jahre bzw. 540 Monate über der Geringfügigkeitsgrenze gearbeitet hat, soll künftig ohne Abschläge in Pension gehen dürfen – und zwar auch dann, wenn man vor dem Regelpensionsalter (Männer 65 Jahre, Frauen 60 Jahre) in den Ruhestand geht. Wobei Frauen bis zu fünf Jahre Kindererziehungszeit angerechnet werden.Sofern der Bundesrat dem im Oktober zustimmt, tritt die Regelung mit 1. Jänner 2020 in Kraft. Für die Betroffenen bedeutet das deutlich höhere Pensionszahlungen“, heißt es bei der AK. Mehr Infos und Details dazu gibt es auf der Homepage der Arbeiterkammer.
Gegner sehen „Wahlzuckerl“
SPÖ, FPÖ, Liste Jetzt und letztendlich auch die ÖVP stimmten für die neue Regelung, die auf Initiative der Sozialdemokraten zustande kam. Die Neos, Franz Schellhorn (Denkfabrik Agenda Austria) und auch „Pensionsexperte“ Bernd Marin (Sozialwissenschaftler) kritisieren die neue Regelung, die ihrer Meinung nach auf Kosten der Jugend gehen würde. Andere sehen darin eine gezielte Polarisierung zwischen Jung und Alt und ein Befeuern einer Neiddebatte.
45 Jahre sind genug!
Fakt ist, dass sich alle die mindestens 45 Jahre lang fleißig gearbeitet und Pensionsversicherungsbeiträge gezahlt haben, wirklich nicht dafür genieren müssen und sich eine abschlagsfreie Pension redlich verdient haben. „Anstatt ständig über die Erhöhung des Pensionsantrittsalters zu reden, sollte man sich auch anschauen, ab wann die Leute zu arbeiten beginnen, wie viele Jahre sie arbeiten und Pensionsversicherungsbeiträge bezahlen“, meint der künftige Nationalrat Max Lercher, der dieses Thema schon lange vor der Wahl auf seiner Agenda hatte und negative Kommentare zu diesem Thema für „eine reine Neiddebatte“ hält. Ungerechtigkeiten bei Gesetzesänderungen wird es immer wieder geben. Das war auch beim Pflegeregress der Fall. Da haben einige im wahrsten Sinne des Wortes gegenüber anderen auch draufgezahlt.Unerträglich ist es aber, wenn Pensionisten wie Schnorrer oder Bittsteller behandelt werden und man ihnen zum Vorwurf macht, sie würden auf Kosten der Jugend leben. Da sollte man sich doch mal die Frage stellen, wer für den heutigen Wohlstand verantwortlich ist und dafür oft zu Bedingungen gearbeitet hat, die man heutzutage kaum jemanden mehr zumuten würde, oder?
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