Frauenhaus Pinzgau
"Ein funktionierendes Konzept nicht umkrempeln"

- Die Geschäftsführerin des Frauenhauses Pinzgau, Katrin Gruber sprach mit MeinBezirk über die Petition, die bei der Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf abgegeben wurde.
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Der Verein Frauenhaus Pinzgau, der das Frauenhaus betreibt, hat eine Petition beim Landtag eingereicht – das Frauenhaus soll in seiner jetzigen Form erhalten bleiben. Landesrätin Gutschi teilte den Beteiligten mit, dass die einjährigen Förderverträge auslaufen würden und laut EU-Recht eine Ausschreibung stattfinden muss. Der Verein befürchtet, dass ein großer Träger zum Zug kommt.
PINZGAU. MeinBezirk erfuhr von der Geschäftsführerin des Frauenhauses Pinzgau, Katrin Gruber, dass der Verein, der das Frauenhaus betreibt (Verein Frauenhaus Pinzgau), bei Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf eine Petition abgegeben hat. Es gehe laut Gruber darum, dass das Frauenhaus in seiner jetzigen Trägerschaft bestehen bleibe. Grund für die Petition sei laut Katrin Gruber die Tatsache, dass die zuständige Landesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) vor einigen Monaten den Verein darüber in Kenntnis gesetzt habe, dass die einjährigen Förderverträge für das Frauenhaus Pinzgau auslaufen würden und, um einer EU-Richtlinie gerecht zu werden, es eine Ausschreibung geben werde.
"Es gehe nicht um einen neuen Träger"
Wie die Geschäftsführerin des Frauenhauses erläuterte, gehe es Landesrätin Gutschi Angaben zufolge um eine landesweite Vereinheitlichung des Systems und nicht darum, einen neuen Träger zu suchen oder um eine Zusammenlegung – sie wisse, dass Frauen auf dem Land etwas anderes benötigen als Frauen in der Stadt.
"Ohne das Frauenhaus Pinzgau in seiner jetzigen Form droht eine massive Unterversorgung im Innergebirg. Wir stehen für Schutz, Vertrauen und Qualität, weil wir hier arbeiten, hier vernetzt sind und wissen, was es braucht", stellte Katrin Gruber klar.

- Das Frauenhaus Pinzgau hat im Landtag eine Petition eingereicht.
- Foto: pixabay
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"Verein befürchtet Nachteil durch Ausschreibung"
"Uns, dem Verein Frauenhaus Pinzgau, bereitet Sorge, dass wir einerseits als kleiner gemeinnütziger Verein einer derartigen Ausschreibung nicht standhalten könnten. Ein Vergabeverfahren, bei dem 60 Prozent der Bewertung auf Kosten und nur 40 Prozent auf Qualität entfallen, begünstigt eindeutig große Träger. Andererseits besteht die Gefahr, dass durch eine landesweite Vereinheitlichung der Konzepte unser über viele Jahre entwickeltes, auf den ländlichen Raum spezialisiertes Angebot und unser qualifiziertes Fachpersonal verloren gehen könnten", gab Katrin Gruber zu verstehen.
"Das Frauenhaus muss in der aktuellen Form erhalten bleiben"
"Die von Landesrätin Gutschi zeitgleich angekündigte Verlängerung der Förderperioden auf drei Jahre ist dagegen auf jeden Fall zu begrüßen. Insgesamt sehen wir unseren kleinen, gemeinnützigen Verein durch eine Ausschreibung aber erheblich gefährdet. Der Einzugsbereich zu einzelnen Unterstützungseinrichtungen ist im ländlichen Raum flächenmäßig immer sehr groß. Das wirkt sich besonders für Frauen, Kinder, ältere, beeinträchtigte und sozial schwache Menschen nochmals erschwerend aus. Auf diese Spezifika möchten wir mit unserer Petition hinweisen. Und auch auf die besondere Wichtigkeit, dass bekannte und bewährte Einrichtungen – wie auch das Frauenhaus Pinzgau in der jetzigen Form geschätzt, gefördert und für die Gesellschaft erhalten bleiben", betonte Katrin Gruber gegenüber MeinBezirk.
"Funktionierendes fördern und nicht ruinieren"
Die Petition wird unter anderem von der Klubobfrau und Landessprecherin der Salzburger GRÜNEN, Martina Berthold sowie der Landtagsabgeordneten und gebürtigen Pinzgauerin Barbara Thöny (SPÖ) unterstützt. "Ich kenne die Arbeit des Frauenhauses Pinzgau seit seiner Gründung 1997. Die Institution funktioniert deshalb so gut, weil die Beraterinnen mit den lokalen Strukturen bestens vertraut sind. Diese Netzwerke lassen sich nicht einfach ersetzen, darum ist es wichtig, dass das Frauenhaus in seiner bestehenden Form erhalten bleibt", so Berthold.
"Warum eine Ausschreibung machen, wenn das bestehende Konzept bestens funktioniert? Man soll es fördern und nicht kaputt machen – durch eine Vereinheitlichung würde sich das Land kein Geld einsparen. Das Frauenhaus muss so erhalten bleiben, wie es jetzt ist", äußerte sich Barbara Thöny im MeinBezirk-Gespräch. Außerdem, ergänzte die Pinzgauerin, sei es unverantwortlich, die Fachkräfte des Frauenhauses sowie jene, die dort Schutz und Sicherheit suchen, durch die Ausschreibung zu verunsichern – denn momentan wisse niemand, wie es nach der Ausschreibung weitergeht.



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