Klimakrise
Klimakrise betrifft unsere Gemeinden

Der Borkenkäferbefall nimmt durch die Klimakrise bedingt zu. Zu sehen an den verfärbten Bäumen.  | Foto: LK OÖ/Reh
6Bilder
  • Der Borkenkäferbefall nimmt durch die Klimakrise bedingt zu. Zu sehen an den verfärbten Bäumen.
  • Foto: LK OÖ/Reh
  • hochgeladen von Noah Kramer

BEZIRK RIED (nk). Journalisten von Addendum haben für jede österreichische Gemeinde die Daten zur Klimaerwärmung aufgearbeitet. Das Ergebnis: die Sommer werden wärmer. In Ried und St. Martin waren die Sommermonate in den letzten zehn Jahren um 1,9 Grad wärmer als jene vor fünfzig Jahren. In Eberschwang sind es 1,7 Grad. Damit ist die Region zwar bundesweit im Durchschnitt, die Auswirkungen machen sich aber bemerkbar.

St. Martins Amtsleiter Joachim Langmaier bestätigt: "Wir spüren die heißeren Sommer, weil bei uns auch der Wasserbedarf steigt." Die Gemeinde setzt deswegen auf Partnerschaften, wie Langmaier erklärt: "Unsere Nachbargemeinde Aurolzmünster wird uns in Zukunft bei Wasserknappheit unter die Arme greifen." Dafür werde eine zwei Kilometer lange Leitung gelegt. Langmaier weiter: "Vor allem Großveranstaltungen wie das Woodstock-Festival bringen uns in die Bredoullie." Darüber hinaus werden in St. Martin die Bürger mittels Postwurf auf einen sorgsamen Umgang mit Wasser aufmerksam gemacht. "Zum Beispiel sollte man auf das Spritzen von Rasenflächen verzichten und die Pools nicht gleichzeitig mit den Nachbarn auffüllen", betont der Amtsleiter. Auch Obst- und Gemüselandwirt Felix Auzinger junior in St. Martin spürt die heißeren Sommer: "Heuer war es zwar nicht so schlimm wie 2018, aber wir merken das trotzdem - weniger beim Brunnen, dafür mehr am Feld. Als Landwirt kann man versuchen, die Flächen vor der Verdunstung zu schützen, indem man sie bedeckt oder begrünt." Weiters erklärt er, dass Pflanzen ab etwa 30 Grad das Wachstum einstellen und selbst Äpfel einen Sonnenbrand erleiden können.

Poolsteuer & Borkenkäfer

In Eberschwang hat man als Konsequenz der heißeren Sommer heuer als erste Gemeinde in Österreich Poolbesitzer extra zur Kasse gebeten. Für Pools ab zehn Kubikmeter, die mit der Ortswasserleitung aufgefüllt werden, verlangt die Gemeinde einen Zuschlag zur Wassergebühr. Bürgermeister Josef Bleckenwegner: "Sauberes Trinkwasser ist wertvoll. Niemand sollte leichtsinnig damit umgehen!"

Josef Diermayer, Obmann der Bezirksbauernkammer in Ried, nennt ein weiteres Problem des Klimawandels: die rasante Vermehrung der Borkenkäfer. "Früher hatte der Borkenkäfer zwei Brutphasen im Jahr, aufgrund der Klimaerwärmung sind es mittlerweile drei." Die Fichte ist laut Diermayer am meisten betroffen. Hier spiele auch die Trockenheit aufgrund der wenigen Niederschläge mit, denn dadurch verringere sich die Widerstandsfähigkeit der Bäume. Diermayer betont weiter: "Im Bezirk spüren wir das, weil es zu einem massiven Anstieg von Schadholz gekommen ist. Dadurch vermehren sich die Borkenkäfer wiederum mehr." Er erklärt, dass die Bekämpfung schwierig sei, denn das Schadholz müsse man schnellstmöglich aus dem Wald und weg von anderen Fichten transportieren. In Zukunft müsse man wieder mehr Mischwälder ansetzen, um dem entgegenzuwirken.

Zur Sache

  • Mehr Hitzetage in St. Martin: Deutliche Effekte in Sachen Hitze zeigen sich laut Addendum für die Periode nach 2071: Hier errechneten die Klimaforscher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zwei bis sieben Hitzetage für Sankt Martin, sofern das Pariser Abkommen eingehalten wird. Ohne Klimaschutzmaßnahmen wäre mit einer Zunahme um 13 bis 34 Hitzetagen zu rechnen.
  • Ein sogenannter Hitzetag übersteigt die 30-Grad-Marke. Tropennächte fallen nicht unter 20 Grad.
  • Sollte es in einer Gemeinde im Bezirk tatsächlich zu einer akuten Wasserknappheit kommen, ist das Rote Kreuz in Ried gerüstet. Das Notfalllager wurde mit vier palettengroßen Boxen, deren steriler Innenraum bis zu 500 Liter Wasser fasst, aufgerüstet. 

Kommentar

Der vom Menschen gemachte Klimawandel ist längst zur Klimakrise geworden. De facto beschränken sich die Auswirkungen nicht auf ferne Länder mit (noch) Permafrostboden und Gletschern. Jugendliche setzen sich weltweit dafür ein, dass endlich eine politische Kehrtwende stattfindet. Auch wir in der Region bekommen mit, dass heißere Sommer, mehr Tropennächte, mehr Dürre, mehr Wetterextreme nicht normal und gefährlich sind. Klimaschutz muss auch für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft Priorität haben. Es reicht bei weitem nicht, nur den Klimanotstand auszurufen. Was kann man aber als Einzelner beitragen? In der Stadt ist meistens alles gut mit dem Rad oder zu Fuß erreichbar. Wer weit reist, kann sich auch den (Nacht-) Zug als bequeme Alternative überlegen. Wichtig ist, dass wir uns der Klimakrise bewusst werden und endlich danach handeln.

Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Ried auf MeinBezirk.at/Ried

Neuigkeiten aus Ried als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Ried auf Facebook: MeinBezirk.at/Ried - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Ried und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.