Nach Engpass bei Besetzung
Intensive Gespräche zur "Rettung" des Notarztwesens
Nach zwei Notfalleinsätzen mit Todesfolge im Bezirk Liezen hat bereits Mitte Juli ein erster Krisengipfel zwischen Land und Interessensvereinigungen aus dem Gesundheitswesen stattgefunden. Nun könnte – nach einem weiteren Treffen – die "Rettung" für das Notarztsystem nahen. Land und Interessensvertreter arbeiten jedenfalls intensiv an einer Attraktivierung des Notarztwesens.
STEIERMARK. Allzu oft muss erst etwas passieren, damit etwas passiert – in der Frage der Aufstellung des steirischen Notarztwesens könnte man dies so auf den Punkt bringen. Nach mehreren Engpässen bei der Besetzung von Notfallmedizinerinnen und -medizinern im Ennstal wurden im Frühsommer innerhalb kurzer Zeit sogar zwei Notfalleinsätze mit Todesfolgen bekannt, bei denen jeweils keine notärztliche Versorgung gewährleistet werden konnte. Im ersten Fall war ein 50-jähriger Steirer ums Leben gekommen, da kein Notarzt rechtzeitig vor Ort gewesen war, der zweite Fall betraf einen 72-Jährigen mit akuten Herzproblemen. Auch hier war kein Notfallmedizinerin oder Notfallmediziner am Standort des LKH Rottenmann verfügbar und bis zum Eintreffen des Rettungshubschraubers war der Patient bereits verstorben.
Lösung zeichnet sich ab
Direkt nach Bekanntwerden der beiden Todesfälle hat das Land Steiermark Mitte Juli erstmals zu einem Krisengipfel "getrommelt", bei dem neben Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und SPÖ-Gesundheitssprecher und Klubobmann Hannes Schwarz (SPÖ) auch Vertreter der KAGes, der Ärztekammer, der Gesundheitsversorgungs-GmbH (GVG) und dem Roten Kreuz geladen waren. Damals wurde die Installierung einer Arbeitsgruppe, die die Bedingungen für Notärztinnen und Notärzte untersuchen soll, sowie der Einsatz eines weiteren Nachthubschraubers in Aussicht gestellt.
Basierend darauf hat es vergangene Woche nun ein weiteres Treffen zwischen Land Steiermark, Vertretern der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes und der Ärztekammer gegeben. Nun könnte sich eine Lösung in der Versorgungsproblematik abzeichnen.
Chronisches Problem wird akut
Das Problem an sich ist weder neu noch unbekannt: Seit Jahren wird daran gearbeitet, das Notarztwesen in der Steiermark auf neue Beine zu stellen – MeinBezirk.at berichtete bereits. Der Hintergrund ist evident: Es mangelt an Spitalsärztinnen und -ärzten, die die Notfalldienste noch übernehmen könnten. Und eine Lösung ist mehr als akut, wie die beiden jüngsten Fälle im Ennstal zeigen. Ein Missstand, auf den von allen politischen Fraktionen bereits mehrfach hingewiesen wurde.
"Da durch die Umstellung des Systems nun Ärztinnen und Ärzte gefunden werden müssen, die sich freiwillig für den Notarzt-Dienst melden, hat die bereits bestehende Personalknappheit die Situation wohl weiter verschärft",
macht auch der obersteirische Landtagsabgeordnete Lambert Schönleitner (Grüne) das Problem fest.
Im Raum steht jedenfalls eine Attraktivierung der Verdienstmöglichkeiten. Die steirische Ärzteschaft beruft sich dabei unter anderem auf das Nachbarbundesland Burgenland, wo Notfallmedizinerinnen und -mediziner 65 Euro in der Stunde verdienen. In der Steiermark beträgt der Stundensatz hingegen 35 Euro. "Jeder Einsatz in der Impfstraße lohnt sich da mehr, da bekommen die Ärzte 110 Euro pro Stunde", so die Ärztekammer.
Jetzt gehts ums Geld
Beim jüngsten Treffen der Verantwortlichen von Land und Gesundheitsbereich ist es also ans Eingemachte gegangen. "Die Ärztekammer hat klare Vorschläge zu Honorarmodellen gemacht", berichtet Harald Eitner, Leiter der Abteilung Einsatzkoordination des Landes, der einräumt, dass die Vorschläge nun von den Verantwortlichen erörtert werden. Allerdings seien Mehrausgaben in diesem Bereich bis dato nicht budgetiert worden. Umgekehrt habe auch das Land Lösungsansätze eingebracht. "Wir bleiben jedenfalls in Gesprächen", so Eitner.
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