Rückblick des scheidenden Med Uni-Rektors
"Lehren der Vergangenheit für die Zukunft"

Kritischer Blick auf die Versorgungssituation: "Auf Grund des derzeitigen nach wie vor bestehenden Mangels an Pflegekräften ist die Versorgungssituation weiterhin nicht ausreichend zufriedenstellend." | Foto: Land Steiermark
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  • Kritischer Blick auf die Versorgungssituation: "Auf Grund des derzeitigen nach wie vor bestehenden Mangels an Pflegekräften ist die Versorgungssituation weiterhin nicht ausreichend zufriedenstellend."
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Mit Februar steht die Med Uni Graz mit Andrea Kurz unter einer neuen Leitung. Davor hat acht Jahre hindurch Hellmut Samonigg die Geschicke der Medizinischen Universität Graz gelenkt. Gemeinsam mit Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl blickte der scheidende Rektor zurück und wagte einen Ausblick, welche "Learnings" aus der Vergangenheit mitgenommen werden können. 

GRAZ. Seit 2016 stand Hellmut Samonigg der Medizinischen Universität Graz als Rektor vor. Nun steht mit Andrea Kurz erstmals eine Frau dieser bedeutenden Forschungs- und Bildungseinrichtung vor. 

"Die COVID-19 Pandemie hat einerseits strukturelle Probleme in der Gesundheitsversorgung offengelegt und andererseits die Leistungsfähigkeit der medizinischen Wissenschaften deutlich gemacht, indem in einer äußerst kurzen Zeitspanne neue Diagnostik aber insbesondere Impfstoffe im Kampf gegen COVID-19 entwickelt wurden. Die Medizinische Universität Graz hat in der Bewältigung der Pandemie in den unterschiedlichen Teilaspekten der Mitarbeit im Landeskoordinationsstab, Mitarbeit im Therapieboard des Bundesministeriums für Gesundheit, der Etablierung neuer diagnostischer Verfahren und bedeutender wissenschaftlicher Programme einen wichtigen Beitrag geleistet",
blickt Hellmut Samonigg auf die Herausforderungen während der Pandemie zurück.

Corona hätte die Schwächen des Gesundheitswesens vor Augen geführt, europaweit befinde sich das Versorgungssystem in einem Umbruch. Doch nicht nur aufgrund der durch die Pandemie offen gelegten Schwächen des Systems, auch wegen gesetzlicher und demografischer Rahmenbedingen sowie des medizinischen Fortschritt seien Veränderungen unabdingbar, um das gewohnt hohe Niveau "weiter sicherstellen zu können."

Ärzte sind "falsch verteilt"

Samonigg räumte auch mit der Mär auf, in Österreich gäbe es zu wenig Ärztinnen und Ärzte. Nein, diese würden schlicht "nicht dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden", so Samonigg. "Auf Grund der zweifelsohne bestehenden eingeschränkten Besetzbarkeit von offenen Stellen im Krankenhaus aber auch insbesondere im niedergelassenen Bereich, wird eine deutlich höhere Anhebung der Studienplätze gefordert. Fakt ist, dass Österreich nach wie vor, bezogen auf die Zahl der Bevölkerungsgröße nach Griechenland führend in der Anzahl der verfügbaren Ärztinnen und Ärzte ist, auch die Zahl der Ausbildungsplätze ist in Österreich im Vergleich mit Ländern wie Deutschland und der Schweiz höher." Samonigg forderte in diesem Zusammenhang eine Strukturbereinigung der Gesundheitsversorgung in Österreich wie etwa durch Patientenleitsysteme, den Abbau der überbordenden Spitalsdichte und die Umsetzung eines konsequenten abgestuften Versorgungskonzeptes.

Hielten Rückschau und lieferten Ausblicke über die Entwicklung des Gesundheitswesens in der Steiermark: Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl und der ehemalige Rektor der Med Uni Graz Hellmut Samonigg. | Foto: Land Steiermark
  • Hielten Rückschau und lieferten Ausblicke über die Entwicklung des Gesundheitswesens in der Steiermark: Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl und der ehemalige Rektor der Med Uni Graz Hellmut Samonigg.
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Ein wichtiger Schritt, um Anreize zu schaffen, wurde mit der Erhöhung der Gehälter im Spitalsbereich bereits vom Land Steiermark gesetzt. Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung in den Spitälern sowie der Entbürokratisierung soll die Arbeit in den Gesundheitsberufen weiter attraktiviert werden. "Zudem evaluieren wir gerade gemeinsam mit der Med Uni Graz, der ÖH und der KAGes unsere Stipendienmodelle, um mehr Jungmedizinerinnen und -mediziner für die Arbeit in unseren steirischen Krankenanstalten zu gewinnen", stellte Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl in Aussicht.

Versorgungssicherheit gewährleisten

Etwa zwei Drittel der spitzenmedizinischen Versorgungsleistungen für die Steirerinnen und Steirer werden ausschließlich am LKH-Universitätsklinikum Graz erbracht. "Auf Grund des derzeitigen nach wie vor bestehenden Mangels an Pflegekräften (230 Stellen unbesetzt) und der dadurch bedingten Einschränkung an belegbaren Betten-, Intensiv- und OP-Kapazitäten, ist die Versorgungssituation weiterhin nicht ausreichend zufriedenstellend", bilanzierte Hellmut Samonigg. Die von der Landesregierung eingeleiteten und von der KAGes schrittweise umgesetzten Gegensteuerungsmaßnahmen für die Versorgungsengpässe in der gesamten Steiermark, seihen hier begrüßungswert. Dennoch sei auch die Eigenverantwortung und ein gewisses Maß an Gesundheitskompetenz gefragt, so der Gesundheitslandesrat: "Wir müssen aber, auch das zeigt die Entwicklung, viel stärker die Vielfalt der Versorgung in den Mittelpunkt stellen und die Gesundheitskompetenz ausbauen, damit jedem klar ist, mit welchem Problem welche Gesundheitseinrichtung die beste Behandlung garantiert. Nicht jeder Schnitt in den Finger braucht die High-End-Versorgung der Universitätsklinik."

Auch am Aufbau und der Neuausrichtrung der Meduni Graz hatte der scheidende Rektor Hellmut Samonigg maßgeblichen Anteil. Auf ihn folgt nun mit Andrea Kurz erstmals eine Frau. | Foto: Meduni Graz
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Über die Medizinische Universität Graz:
Mit rund 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie ihrer Expertise in Ausbildung, Wissenschaft und Forschung ist die Med Uni Graz für das Land Steiermark ein wesentlicher Partner im Gesundheitsbereich. Rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Med Uni Graz sind unmittelbar am LKH-Universitätsklinikum Graz tätig, davon mehr als 500 Ärztinnen und Ärzte. Die Leitung der Universitätskliniken und klinischen Abteilungen wird von Universitätsprofessorinnen und -professoren der Med Uni Graz wahrgenommen.
In ihren gerade erst 20 Jahren des Bestehens hat sich die Med Uni Graz den Ruf als hervorragende Universität erarbeitet. Insbesondere in den vergangenen Jahren wurde mit dem Bau des Med Campus ein bedeutender Schritt gesetzt.

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