Forschungserfolg
Universität Graz holt für "sauberes" EU-Projekt 2,5 Millionen in die Steiermark

Saubere Sache: Katalin Barta Weissert und Markus Hochegger entwickeln „grüne“ Tenside aus Lignin, einem Abfallprodukt der Papierindustrie.  | Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos
2Bilder
  • Saubere Sache: Katalin Barta Weissert und Markus Hochegger entwickeln „grüne“ Tenside aus Lignin, einem Abfallprodukt der Papierindustrie.
  • Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Ein Forschungsteam der Uni Graz macht Waschmittel, Haarshampoo, Salben und sogar Impfstoffe umweltfreundlicher. In all diesen Produkten stecken nämlich Tenside, die zum Großteil aus Erdöl bestehen. Dieses Erdöl haben die Grazer Forscher:innen nun durch "grüne" Chemie ersetzt. 

STEIERMARK. Erdöl raus, Papier- und Lebensmittelreste rein – so könnte man laienhaft das Rezept des Forschungserfolgs eines Teams der Karl-Franzens-Universität Graz zusammenfassen. Ihm ist es gelungen, "grüne Tenside" aus Abfallprodukten der Papier- und Lebensmittelindustrie sowie der Landwirtschaft zu entwickeln, die die herkömmliche Tensid-Basis, nämlich das Umweltgift Erdöl ersetzen kann.

Egal, ob Haarshampoos, Waschmittel oder Salben – Tenside verstecken sich in vielen Pflegeprodukten. | Foto: Unsplash
  • Egal, ob Haarshampoos, Waschmittel oder Salben – Tenside verstecken sich in vielen Pflegeprodukten.
  • Foto: Unsplash
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Chemie geht auch "grün"

Wissenschafter:innen der Uni Graz fokussieren schon seit geraumer Zeit ihre Arbeit auf "Grüne" Chemie, sprich umweltfreundliche Lösungen für chemische Verbindungen. Passend zum riesigen Waldbestand der Steiermark widmet sich Katalin Barta Weissert der Holzverwertung. Ihrem Team ist es bereits gelungen, mit Hilfe von Lignin als Alternative zu fossilen Quellen neuartige Tenside herzustellen. Der Stoff stammt nicht nur aus einer nachwachsenden Ressource, er bleibt als ein Abfallprodukt der Papierindustrie ungenutzt. Pro Jahr fallen weltweit bis zu 70 Millionen Tonnen an. Ein Schatz, den Barta Weissert heben will: „Wir achten auch darauf, dass in der Herstellung die Reaktionsprozesse effizienter und schadstofffrei ablaufen.“

In einer weiteren Forschungsetappe sollen neben Lignin weitere Abfallprodukte wie Altöl oder Fette aus der Landwirtschaft genutzt werden, um klimaschützende Tenside für Beschichtungen, Farben, Lacke, Kosmetika und Waschmittel zu gewinnen. Diese Substanzen bewirken, dass sich zwei eigentlich nicht mischbare Flüssigkeiten wie zum Bespiel Öl und Wasser miteinander vermengen lassen.

Millionen-Förderung für die Steiermark

Für dieses Forschungsprojekt konnte Barta Weissert zusammen mit Markus Hochegger eine hoch dotierte Fördersumme der Europäischen Kommission einwerben. Unter dem Titel „PureSurf“ wird ein Spin-off an der Universität Graz gegründet, das eine kommerzielle Anwendung beschleunigt. Insgesamt 2,5 Millionen Euro fließen dafür an EU-Förderung ins Forschungsland Steiermark. „Ziel von PureSurf ist es, ein Spin-off-Unternehmen zu gründen und die Technologie für eine Anwendung in der Wirtschaft weiterzuentwickeln“, beschreibt Markus Hochegger.

Inhaltliche Unterstützung bekommt das Team von „PureSurf“ dabei durch die Start-up-Initiative der Universität Graz und Nutzung von Infrastruktur am Unicorn Hub am Campus. Das im Vorjahr eröffnete Zentrum stärkt Gründungsaktivitäten von Wissenschafter:innen und vernetzt steirische Unternehmer:innen mit den Forscher:innen der Universität Graz.

Mehr zu dem Thema:

Uni Graz und Wirtschaftskammer verstärken Kooperation
Saubere Sache: Katalin Barta Weissert und Markus Hochegger entwickeln „grüne“ Tenside aus Lignin, einem Abfallprodukt der Papierindustrie.  | Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos
Egal, ob Haarshampoos, Waschmittel oder Salben – Tenside verstecken sich in vielen Pflegeprodukten. | Foto: Unsplash
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.