"Trost und Rath"
Robert Preis: Einer, der seinen Kommissar quälen muss

- Der Autor ist gefragt, wenn es um Lesungen geht. Dabei erfährt er von den Leserinnen und Lesern auch viele Eigenarten der jeweiligen Regionen – das ist wiederum nicht selten Inspirationsquelle für neue Geschichten.
- Foto: Robert Preis
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Einer der erfolgreichsten und wichtigsten Krimiautoren im deutschsprachigen Raum ist Robert Preis. Sein "Der Tod tanzt in Graz" wird unter dem Titel "Trost und Rath – Tanz mit dem Teufel" mit Michael Ostrowski und Bea Brocks am Samstag auf ServusTV ausgestrahlt. Im Interview mit MeinBezirk spricht Preis nicht nur über seine Inspirationsquellen, er verrät auch, warum er privat gar keine anderen Krimis liest und warum er seinen Helden gerne leiden lässt.
STEIERMARK. Armin Trost ermittelt unermüdlich quer durch die Steiermark. Für die Hauptfigur in den Krimiromanen von Robert Preis – zu Hause im Bezirk Graz-Umgebung – wird die Grüne Mark damit zu einem erlebten Raum: Ohne sie gibt es keine Handlung. Das fiktive regionale Verbrechen vor der Haustür der Steirerinnen und Steirer bietet damit Nähe und Distanz zugleich. Wohl auch ein Grund, warum heimische Krimis so gerne gelesen werden.

- Bea Brocks (Anette Rath) und Michael Ostrowski (Armin Trost) spielen die Hauptrollen für die erste Verfilmung der Krimiromane von Robert Preis.
- Foto: Servus TV / Ricardo Gstrein
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- MeinBezirk: Woher rührt deine Faszination für das Verbrechen?
ROBERT PREIS: Ich glaube, dass du ein Abenteuer hast, das spannender und dramatischer ist als dein reales Leben. Aber du hast die Gewissheit: Es geht immer gut aus. Also, der Fall wird gelöst. Das ist es vielleicht, dass du etwas Dramatisches erlebst, aber das Ende positiv sein wird. Wenn du im echten Leben etwas Dramatisches erlebst, geht es meist nicht gut aus. Als Schreiber ist es lustig, weil du die Regie über das Geschehen hast, als Leser ist es das Gegenteil: Du weißt nicht, was passiert. Das sind zwei Welten. Als Krimischreiber versuchst du dich dann aber in beide Welten hineinzuversetzen.
- Gibt oder gab es reale Verbrechen, die dir in irgendeiner Form als Inspiration dienen oder dienten?
Nein, reale Krimifälle nicht, aber immer wieder sind es andere Begebenheiten. Bei "Graz im Dunkeln" waren es Recherchearbeiten für die Zeitung: Es gibt unterirdische Gänge in der Oststeiermark, sehr mysteriös, sehr unheimlich. Das war der Ausgangspunkt bei diesem Teil. Bei einem anderen war es das "Aufsteirern". Mich hat einfach interessiert, wie funktioniert das große Festival; ich hab' mir das anschauen dürfen, der Krimi ist rundherum entstanden.

- Der Autor ist gefragt, wenn es um Lesungen geht. Dabei erfährt er von den Leserinnen und Lesern auch viele Eigenarten der jeweiligen Regionen – das ist wiederum nicht selten Inspirationsquelle für neue Geschichten.
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- Bei deinen Krimiromanen spielt die Steiermark eine große Rolle. Was ist zuerst da im Rahmen des Schreibprozesses: der Ort oder das Verbrechen?
Das ist unterschiedlich. Auf jeden Fall ist der Ort oft ein Ort, der mich persönlich geprägt hat. Zum Beispiel der Galgenwald bei Birkfeld, weil ich da als Kind oft war. Mein Vater ist aus Birkfeld, hier war ich oft bei meinen Großeltern. Und da hab' ich viel gespielt im Wald, obwohl ich mich auch wahnsinnig davor gefürchtet habe. Und in zwei, drei Büchern kommt dieser Galgenwald vor. Also manchmal ist es der Ort, in den meisten Fällen aber eine Situation, die mich anstachelt zu schreiben. Rundherum entsteht das Buch.
- Das heißt, die Steiermark gibt genügend Plätze für fiktive Verbrechen her? Oder hast du nie überlegt, mit Armin Trost woanders zu ermitteln?
Überlegt schon, aber letztlich ist der Ausgangspunkt immer die Steiermark. Das ist mittlerweile ein "Tick". Und nachdem sich das durch alle Romane zieht, wäre es blöd, es nicht so zu machen. Ich bin zum Beispiel seit vielen Monaten in der Weststeiermark (Anm. d. Red.: als Redakteur für die Region zuständig) und hab' die Gegend überhaupt nicht gekannt. Und da gibt es so viel Unentdecktes, das spannend ist. Was für Einheimische manchmal langweilig ist, weil sie es kennen, ist für mich ein Fremdblick darauf. Nachdem ich auch viele Lesungen habe, treffe ich viele Leute, die mir vom "Geheimen" in den Gegenden erzählen.
- Wie gehst du bei deiner Recherche vor? Gibt es immer einen "Leitfaden" oder kommt dir ein Gedanke mitten in der Nacht, der dann unbedingt aufgeschrieben werden muss?
Nein, das gar nicht. Wenn der Gedanke in der Früh nicht mehr da ist, war er eh schlecht. Ich habe das eine Zeit lang sogar gemacht, aber dann konnte ich nicht mehr schlafen, weil ich immer geschrieben habe. Aber, was ich tue, ist extrem viel Literaturrecherche. Aber beim Schreiben kommt man darauf, dass man bei jedem zweiten Satz eine Nachrecherche macht, da kommt man vom Hunderten ins Tausendste.

- Trost ermittelt in der Steiermark, unter anderem in Graz. Vor allem Grazerinnen und Grazer werden diese Gasse kennen.
- Foto: Robert Preis
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- Du schreibst generell viel, ein Roman nach dem anderen. Woher kommt die Muse?
Ich glaube, es ist eine Obsession, keine Muse. Eher ein zwanghaftes Verhalten. Das ist schon verrückt, weil es auch so viel Zeit frisst. Aber es ist halt auch ein Automatismus. Aber das hat viel mit meiner Arbeit in der Tagesredaktion zu tun. Das nehme ich privat mit, dann hat man ein anderes Tempo. Ich muss jetzt nicht eine Stunde spazieren gehen, damit mir etwas einfällt.
- Entwickeln deine Figuren eigentlich im Laufe des Schreibprozesses ein Eigenleben?
Ja. Und das ist sogar ein großes Problem (lacht). Aber so ist eigentlich auch der Trost entstanden. Ursprünglich war etwas anderes geplant, eine nette Familiengeschichte und die Hauptfigur war seine Frau. Trost geht und holt die Zeitung und sieht beim Zaun ein Messer mit einer Teufelsfratze am Griff. Und ich schreib' das so dahin, habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Aber wie ich diese Szene so schreibe, war alles andere weg, jetzt musste ich wissen, woher das Messer kommt. Also ist der Trost mehr oder weniger zufällig entstanden. Wenn ich mir weniger Gedanken mache, entstehen die Geschichten einfach so. Mittlerweile will der Verlag deshalb ein Exposé.
- Für Nachwuchskrimiautorinnen und -autoren: Was braucht ein guter Krimi?
... einen guten Bösewicht. Je besser der Bösewicht, desto besser die Geschichte. Bei Krimis geht es oft um den Inspektor, den Kommissar, um den Helden. Der löst den Fall. Aber mit dem Bösewicht kann man am besten arbeiten. Deshalb ist es bei mir oft so, dass die Nebenfiguren besser "ausgeschrieben" sind als Trost selbst.
Man merkt bei mir halt auch, dass ich den Hauptprotagonisten sehr gerne leiden lasse. Der Trost musste schon viel mitmachen. Ich versuche immer, eine Albtraumsituation einzubringen: Platzangst, Angst vor der Dunkelheit, Höhenangst. Irgendwo kommt ein Wahnsinn vor.
- Aber warum lässt du den Helden so leiden?
Weil ich es ihm einfach schwer machen möchte. Ich will nicht, dass er als Held kommt. So nach dem Motto: Der löst den Fall ja eh. Deshalb versuche ich, ihn zu peitschen. Ich will es mir im Schreibprozess auch nicht einfach machen. Es ist dabei auch die Angst vor der Langeweile während des Lesens. Es muss immer eine Spannung geben.
- Welche Krimis liest du selbst gerne?
Ich lese relativ wenig Krimis, mehr Thriller und historische Romane. Ich möchte keine anderen Krimigeschichten im Kopf haben, die inhaltlich Einfluss auf meine nehmen.

- Natürlich spielt die Steiermark auch in der Verfilmung eine Rolle.
- Foto: Servus TV / Ricardo Gstrein
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- Wie sieht es um die Verfilmung aus? "Der Tod tanzt in Graz" wird bzw. wurde mit Michael Ostrowski in der Hauptrolle als Armin Trost verfilmt. Wie sehr warst du in diesem Prozess eingebunden?
Ich bin von Anfang an eingebunden worden; vor vielen, vielen Jahren hat das begonnen. Das ist ein langer Prozess. Ich wurde gefragt, ob ich das Drehbuch schreiben will, aber das wollte ich nicht. In der Zeit kann ich schon ein neues Buch schreiben und da reden einfach zu viele Leute mit. Und dann hätte ich ja auch meine eigene Geschichte umschreiben müssen. Ich bin aber gefragt worden, ob ich mitspielen will – und so lauf' ich dann zwei Sekunden durch das Bild. Es ist schön, dabei sein zu können. Der Film ist natürlich ganz anders als das Buch – für die Crew ist er schon gelaufen. Das Mystische wurde herausgenommen. Natürlich ist der Kern noch da, aber da ist mehr Humor drinnen, wegen Ostrowski. Die Festivalpremiere fand im Rahmen von Fine Crime statt.
- "Trost und Rath – Tanz mit dem Teufel" – erster Fall für das neue Grazer Ermittlerduo: Samstag, 20.15 Uhr auf ServusTV
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