Glück oder Unglück
Aberglaube in der Steiermark am Freitag, dem 13.

Schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel, verschüttetes Salz: All das und noch mehr soll am Freitag, dem 13. Unheil bringen. Glaubst du daran?  | Foto: Pixabay
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  • Schwarze Katzen, zerbrochene Spiegel, verschüttetes Salz: All das und noch mehr soll am Freitag, dem 13. Unheil bringen. Glaubst du daran?
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Heute ist Freitag, der 13. Vielen Steirerinnen und Steirern gilt dieser Tag als Unglückstag. Was es damit auf sich hat und warum eine mumifizierte Katze tiefgreifende Einblicke in den Aberglauben in der Steiermark liefert, erklärt Alina Rettenwander vom Volkskundemuseum am Paulustor in Graz. 

STEIERMARK. Ein- bis drei Mal pro Jahr fällt der 13. eines Monats auf einen Freitag. Doch warum gilt dieser Tag im Volksglauben gemeinhin als Unglückstag? "Grundsätzlich ist es immer sehr schwer, einen genauen Ursprung für einen Volksglauben zu datieren oder herzuleiten. Es gibt dennoch einiges zum Freitag, den 13., das ausschlaggebend für seine heutige Stellung ist", erklärt Alina Rettenwander vom Volkskundemuseum in der Grazer Paulustorgasse. 

 

"Die 13 verletzt die heilige 12"

Um dem Unglück auf die Spur zu kommen, müsse einerseits die Zahl, andererseits der Wochentag betrachtet werden. Die 13 sei dabei in Relation mit der 12 zu sehen: Die 12 bestimmte das Himmelssystem des Tierkreises und die Zahl der Monate, das Dutzend bildete eine runde Zahl und nicht selten bildeten zwölf Personen den Kreis sakraler Gemeinschaften, erklärt Rettenwander mit Blick auf Studien Otto Weinreichs: "Die 13 ist also jene Zahl, die das geschlossene 12er-System überschreitet und die heilige 12 verletzt." 

Noch stärker symbolbehaftet als Zahlen seien für Menschen allerdings Wochentage: Der Freitag sei schon im Mittelalter durch die Bußprozesson geprägt gewesen, stehe also in Verbindung mit Blutverehrung und dem Blutritt - das half dem Freitag zu seiner Negativkonnotation

"Wann genau die Kombination der beiden Elemente stattgefunden hat, ist jedoch unklar. In Deutschland in den 50er-Jahren wurde die Auseinandersetzung mit dem Unglück zum Trend. Ebenfalls kann es sein, dass die amerikanische Version des Freitag, dem 13. bei uns Einfluss genommen hat: In den USA erfuhr er schon Ende des 19. Jahrhunderts eine Thematisierung als der Goldmarkt eine Kursschwankung erfuhr; ebenso 1927 war es ein Freitag, der 13. als es zu einem Kursrutsch an der Börse gekommen ist."
Alina Rettenwander, Volkskundemuseum am Paulustor, Graz 

Volkskundlich interessant sei ebenso, dass keine Bräuche rund um den Freitag den 13. praktiziert werden. Da es keine kollektiven Verhaltensweisen gibt, die in der Gemeinschaft  ausgeübt werden, sei auch ungewiss, wie sich dieser Tag und seine Symbolik in der Zukunft verändern werden. 

Schwarze Katze als Symbol der Sinnlichkeit

Neben dem berüchtigten zerbrochenen Spiegel gilt an einem Freitag, dem 13. vor allem die schwarze Katze als Zeichen des Unglücks. "Katzen wurden im Hochmittelalter dämonisiert. Aufgrund genauer Beobachtung ihres Verhaltens wurden sie mit übernatürlichen Kräften ausgestattet", erläutert Rettenwander.
Mehrere Faktoren waren hierfür ausschlaggebend: eine Katze überlebt Stürze aus der Höhe, sie sieht bei Nacht, hat funkelnde Augen und ist generell im Dunkeln aktiv. Der Hauptfaktor der Dämonisierung der Katze sei aber in ihrem Sexualverhalten zu finden, welches die Katze zum Symbol der Sexualität und Sinnlichkeit gemacht und damit in der christlichen Tradition mit der Sünde gleichgesetzt habe. 

Ist der Freitag, der 13. für dich ein Unglückstag?

Mumien-Fund in der Südsteiermark 

Besondere Einblicke in den mitunter tief verwurzelten Aberglauben der steirischen Bevölkerung liefert der Fund einer mumifizierten Katze aus dem 14. Jahrhundert im südsteirischen Wildon: Dieser ist als sogenanntes "Bauopfer" einzuordnen und sollte den Teufel vom Hof fern halten. "Der Volksglaube galt dem Gütig-Stimmen der bösen Geister durch Opfer, die ihnen dargebracht wurden und von denen sie gleichzeitig vertrieben werden sollten. Die Katze wurde bei Reparaturarbeiten gefunden und kam schließlich als Objekt in unser Museum nach Graz", erzählt Rettenwander. 

In Wildon wurde bei Reparaturarbeiten eine mumifizierte Katze aus dem 14. Jahrhundert gefunden.  Diese Opfergabe sollte Teufel und Dämonen vom Hof fern halten.  | Foto: Aus der Sammlung des Volkskundemuseum am Paulustor, ©VKM/Lackner
  • In Wildon wurde bei Reparaturarbeiten eine mumifizierte Katze aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Diese Opfergabe sollte Teufel und Dämonen vom Hof fern halten.
  • Foto: Aus der Sammlung des Volkskundemuseum am Paulustor, ©VKM/Lackner
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Steirische Fundstücke zur Abwendung von Unheil

Zeugnis über eine Ur-Angst vor dämonischen Kräften im alltäglichen Leben der Steirerinnen und Steirer liefern auch viele weitere Fundstücke, denen eine Abwendung von Unheil zuschrieben wurde:

  • So fand man im Mariazellerland nahe der Gemeinde Gußwerk einen "Blutstein", der zum Blutstillen verwendet wurde. "Der Stein wurde auf die blutende Stelle gehalten und darüber musste dann ein Kreuzzeichen gemacht werden, während in einem Atemzug das Vaterunser ohne 'Amen' gesprochen wurde", weiß Rettenwander. 
  • Gerne unter den Kopfpolster oder neben die Tür gelegt wurden wiederum sogenannte "Trudenkreuze" bzw. "Zweifelknöpfe", die man sowohl in Leibnitz als auch in Graz und in der Obersteiermark gefunden hat. Da die geflochtenen Gebilde aus Weidenholz - möglichst von geweihten Palmzweigen - weder Anfang noch Ende hatten, konnten auch die dämonischen Gestalten ("Trud"), die mit ihnen gefangen werden sollten, nicht entweichen. 
  • "Fraisenbeinchen" dienten wiederum Kindern als Amulett gegen "Fraisen" (Krankheiten, die mit schwindelnden Bewegungen und Krämpfen einhergehen). Verwendet wurden dafür Gehörknochen von Säugetieren, oftmals von Schweinen. Als Wegbegleiter in der Tasche sollten sie dafür sorgen, dass die Trägerinnen und Träger sich nicht verirrten. 

Alle diese Objekte sind in der aktuellen Dauerausstellung im Volkskundemuseum am Paulustor in Graz zu sehen: "wie es ist. Welten - Wandel - Perspektiven"

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