MedUni Graz Fachartikel
Grazerin wurde lebende Ameise aus dem Ohr entfernt

- Kurios und faszinierend zugleich: An der HNO-Universitätsklinik der Meduni Graz wurde einer Grazerin eine lebende Ameise aus dem Ohr entfernt.
- Foto: Birgit Winkler
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Ein kurioser medizinischer Fall macht gerade die Runde in der heimischen Medienlandschaft: Einer 42-jährigen Grazerin wurde an der MedUni eine Ameise aus dem Ohr entfernt. Was sich für sie zunächst wie ein Fremdkörper und ein plötzlich auftretender Tinnitus anfühlte, war also ein Insekt, das sich hier verirrt hat.
STEIERMARK/GRAZ. Die Horrorg'schicht von den Spinnen, die nachts unbemerkt verschluckt werden, oder vom Ohrschlüpfer beziehungsweise Ohrwurm, der sich durch den Gehörgang schleicht, sind Urban Myths. Oder? Tatsächlich kann es nämlich vorkommen, dass sich Insekten in Ohren verirren können. Passiert ist das eben einer Grazerin: An der Universitätsklinik der MedUni Graz wurde der Frau eine Ameise entfernt, die sich bereits den Weg durch ein Loch im Trommelfell in das Mittelohr gemacht hat.

- Dass sich Insekten in Ohren verirren ist selten, aber möglich.
- Foto: Kimia Zarifi/unsplash
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"Objekt als lebende Ameise identifiziert"
Festgehalten wurde dieser Fall von Peter Kiss von der HNO-Universitätsklinik der MedUni Graz und weiteren sechs Autorinnen und Autoren im Fachmagazin "Diagnostics". Unter dem Titel "Ungewöhnlicher Fremdkörper im Mittelohr: Chirurgische Entfernung einer lebenden Ameise, die durch eine Trommelfellperforation in die Paukenhöhle gelangt ist" heißt es:
"Dieser Fallbericht beschreibt detailliert das ungewöhnliche Vorkommnis einer lebenden Ameise, die durch eine bereits bestehende Perforation im Trommelfell einer 42-jährigen Patientin in die Mittelohrhöhle eindrang. Sie stellte sich mit Symptomen eines plötzlich einsetzenden Tinnitus ('Klingeln') und einem Fremdkörpergefühl im linken Ohr in einer Ambulanz vor. Die Otomikroskopie ergab eine ovale Perforation im hinteren Teil des linken Trommelfells, durch die ein dunkler, sich bewegender Fremdkörper im Mittelohr beobachtet werden konnte. Das Objekt wurde als lebende Ameise identifiziert.
Erste Versuche, das Insekt unter örtlicher Betäubung zu entfernen, blieben erfolglos, sodass der Patient operiert werden musste. Unter Vollnarkose wurde eine endoskopische Tympanotomie durchgeführt und die Ameise erfolgreich und ohne Komplikationen entfernt. Der Patient erholte sich und wurde am folgenden Tag entlassen. Bei ihrem Folgetermin blieb sie beschwerdefrei."

- Tinnitus? Fremdkörper? Die Frau suchte HNO-Ärzte auf, und die fanden das Insekt.
- Foto: Health Center Vienna Airport
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Weitere tierische Funde in Ohren
Der Fall, heißt es weiter, verdeutliche ein seltenes, aber eben doch mögliches Vorkommen von lebenden Fremdkörpern in Ohren, das einen rechtzeitigen chirurgischen Eingriff benötige, um etwaigen Komplikationen vorbeugen zu können. Bei der Nachuntersuchung wurden keine verbleibenden Symptome festgestellt und das Ohr verheilte ordnungsgemäß. Ohne Anzeichen einer Infektion oder einer Schädigung durch den Eingriff.
In der Facharbeit fassen die Medizinerinnen und Mediziner zusammen, dass es auch andere tierische Funde in Ohren und Gehörgängen gegeben hat, allen voran Fliegenlarven: "Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung ergab 16 Fälle von Fliegenlarven, die das Mittelohr befallen. Diese Fälle sind äußerst selten, und es stehen nur begrenzte Fallserien zur Verfügung."
Übrigens: Der Ohrenwurm hat seinen Namen tatsächlich vom Ohr. Bis zur frühen Neuzeit soll das Insekt als Mittel gegen Ohrenkrankheiten medizinisch eingesetzt worden sein, indem er pulverisiert wurde. Daher wohl auch der Name.
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