Wödsteira Jetmir Krasnici
"Ich bete jeden Tag, dass der Krieg endet"

In unserer Serie "Wödsteira" übermitteln Auslandssteirerinnen und Auslandssteirer ihre Grüße in das grüne Herz Österreichs: Wie der Krieg in der Ukraine sein berufliches und privates Leben beeinflusst, erzählt dieses Mal der Grazer Jetmir Krasnici, Vorstandsmitglied eines Versicherungskonzerns in der Ukraine.

STEIERMARK. Seit nunmehr 20 Jahren arbeitet Jetmir Krasnici für einen steirischen Versicherungskonzern im Ausland. Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Graz und einem Erasmus-Studium in Frankreich bestimmten Stationen in München, Skopje und Pristina seine berufliche Laufbahn. "Die Herausforderungen waren spannend und ich konnte viel bewegen und mitgestalten, da ich bei Unternehmensgründungen in Nordmazedonien und im Kosovo von Anfang an dabei war", erzählt Krasnici. 

Viersprachig mit Deutsch, Albanisch, Serbokroatisch und Englisch in Graz aufgewachsen, erweiterte der Auslandssteirer sein sprachliches Repertoire im Laufe der Jahre mit Französisch, Mazedonisch und Russisch. "Mein historischer Hintergrund sowie meine Leidenschaft für fremde Kulturen gaben mir immer den Mut, verschiedene Länder Europas zu entdecken", betont Jetmir Krasnici. 

Sorgen um Mitarbeiter und Freunde

In seiner Funktion als Vorstandsmitglied eines Versicherungsunternehmens am ukrainischen Markt sieht sich Krasnici jedoch mit besonderen Herausforderungen konfrontiert: "Es ist nichts mehr so, wie es vor dem Krieg war. Aktuell gibt es keinen sicheren Ort im gesamten Land." Nach Kiew reise er derzeit nur, wenn es unbedingt notwendig sei: "Ich mache mir Sorgen um unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, unsere Geschäftspartner und um meine Freunde. In diesem Jahr 2023 war ich zwei Mal für eine Woche in der West-Ukraine, da ich unbedingt bei wichtigen Meetings und Events mit meinen geschätzten Geschäftspartnern teilnehmen wollte. Gleichzeitig war das eine Gelegenheit mich, mich mit einigen wenigen Mitarbeitern zu treffen."

Jetmir Krasnici ist in Graz aufgewachsen. Nach beruflichen Stationen in verschiedenen Ländern Europas ist Kiew seit aktueller Arbeitsort.  | Foto: Jetmir Krasnici
  • Jetmir Krasnici ist in Graz aufgewachsen. Nach beruflichen Stationen in verschiedenen Ländern Europas ist Kiew seit aktueller Arbeitsort.
  • Foto: Jetmir Krasnici
  • hochgeladen von Martina Schweiggl

Sei zu Beginn des Krieges nicht abschätzbar gewesen, was dieser für die Geschäftsentwicklung bedeute, habe sich im April 2022 abgezeichnet, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens ihre Arbeit in den Büros aller ukrainischen Standorte fortsetzen werden. "Auch unsere Geschäftspartner haben nie aufgegeben und weiterhin gearbeitet, als würde es keinen Krieg geben. Sie verdienen meinen allergrößten Respekt", sagt Jetmir Krasnici. 

Angst vor ausfallender Elektrizität und Kälte

Doch der Krieg beeinflusse nicht nur sein berufliches Leben, sondern auch sein privates. Das schwierigste für ihn sei es, nicht abschätzen zu können, wann der Krieg enden werde.

"Alle privaten mittel- und langfristigen Pläne sind derzeit auf Eis gelegt. Ich bin in einer Wartesituation. Bete und hoffe jeden Tag, dass dieser schreckliche Krieg so schnell wie möglich endet. "
Jetmir Krasnici, Vorstandsmitglied eines steirischen Versicherungskonzerns in der Ukraine

Die Schwierigkeiten, mit denen man derzeit an den Versicherungsstandorten des Unternehmens in der Ukraine kämpfe, sind, so Krasnici, zu vielfältig, um sie alle aufzuzählen. "Da gerade der Winter begonnen hat, wünsche ich mir generell, dass die Infrastruktur nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen wird." Denn neben der Bedrohung auf das Leben bestimmen Ängste vor der Kälte und ausfallender Elektrizität den Alltag der Menschen vor Ort. Seine Pläne für die Zukunft? "Ich möchte nach Kiew zurückkehren und meinen Teil dazu beitragen, dass die Ukraine ein Land mit positiver Zukunft bleibt." 

Jetmir Krasnici im Steiermark-Rap

Meine Heimatgemeinde in der Steiermark...
    ...ist Graz.
Mein liebstes steirisches Dialektwort ist...
    ...Kernöööll.
Mit der Steiermark verbinde ich ...
    ...Heimatgefühle.
Sicherheit bedeutet für mich...
    ...auch in der Nacht spazieren zu gehen, ohne dabei Angst zu haben.
Dieser Moment hat mein Leben geprägt:
    Als ich bei der Filmpremiere von "True Lies" im Jahr 1994 in der Grazer Oper die letzte Eintrittskarte ergatterte und mein steirisches Idol Arnold Schwarzenegger berühren konnte.
Diese Botschaft habe ich für die Steirerinnen und Steirer:
    Falls man doch irgendwo einmal Heimweh hat, unbedingt „Steiermark“ von STS hören und genießen. Das tut der Seele gut.
Auslandssteirer im Interview

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