Hilfe in Not
Kälte lässt Nachfrage nach Betten in Notschlafstellen steigen

In der Steiermark waren laut Statistik Austria zuletzt 1.851 Menschen als wohn- und obdachlos registriert, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Besonders für sie stellen die aktuellen Temperaturen eine große Gefahr dar. | Foto: Jon Tyson / Unsplash
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  • In der Steiermark waren laut Statistik Austria zuletzt 1.851 Menschen als wohn- und obdachlos registriert, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegen dürfte. Besonders für sie stellen die aktuellen Temperaturen eine große Gefahr dar.
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Die Minusgrade haben die Steiermark fest im Griff, was besonders für jene Menschen eine Gefahr darstelle, die obdach- oder wohnungslos sind. Sowohl Caritas als auch VinziWerke, die mit Notschlafstellen und Kältetelefon gegensteuern, berichten aktuell wieder von einer hohen Nachfrage. 

STEIERMARK. Ein Blick auf die Wetterkarte zeigt: Während die Temperaturen nachts weit unter null Grad sinken, wird es auch tagsüber nicht bedeutend wärmer. Für die meisten Steirerinnen und Steirer stellt das kein großes Problem dar, verfügen sie doch über beheizte Wohnungen oder Büros, in die sie sich zurückziehen können. Es gibt in unserem Land jedoch auch viele Personen, die diese Möglichkeit nicht haben. Laut Statistik Austria waren zuletzt 1.851 Personen als obdach- oder wohnungslos registriert. Dabei wird angenommen, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher ist. 

Besonders im Winter kann ein Leben auf der Straße zur Gefahr für Leib und Leben werden. | Foto: Pixabay
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Steigende Nachfrage nach Schlafplatz

Um diese Menschen – ganz besonders auch in der kalten Jahreszeit – zu unterstützen und ihnen Hilfe zu bieten, gibt es in der Steiermark zahlreiche Angebote und Einrichtungen. Und diese werden glücklicherweise auch genutzt.

Während die Nachfrage in den steirischen Notschlafstellen der Caritas schon in den vergangenen Wintern groß war – 3.054 Nächtigungen wurden jeweils gezählt –, ist der Bedarf in diesem Winter noch einmal gestiegen. Besonders in der ersten Dezemberhälfte sei die Intensität laut Caritas extrem gewesen, was auch die Freiwilligen stark forderte. So waren sowohl die Arche 38, eine Einrichtung rein für Männer, als auch der Männerbereich der Winternotschlafstelle St. Lukas im Dezember voll.

Auch aktuell ist die Auslastung auf hohem Niveau, wobei seitens der Caritas betont wird, dass noch überall ausreichend Kapazitäten vorhanden sind. Am Leobener Standort beobachtet Leiterin Janina Riedler wieder eine stärkere Nachfrage nach einem Schlafplatz in der Notschlafstelle und auch das Angebot Arche 38 Mensch und Tier in Graz wird laut Caritas gut angenommen.

Allein im Dezember konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kältetelefons 13 Personen überzeugen, in eine Notschlafstelle zu gehen. | Foto: Caritas/Neuhold
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Tag für Tag im Einsatz

Neben den sechs steirischen (Winter-)Notschlafstellen der Caritas, gibt es in Graz zudem das Kältetelefon, dessen Leitungen seit 15. November und noch bis Ende März offen stehen. Wer in den Abendstunden in Graz einem obdachlosen Menschen begegnet, kann unter der Nummer 0676/88015 8111 unkompliziert Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufnehmen – und zwar täglich von 18 bis 24 Uhr. Diese nehmen anschließend Kontakt mit dem oder der Obdachlosen auf und bringen sie oder ihn in eine Notschlafstelle. Menschen, die dieses Angebot ablehnen, werden mit einem warmen Schlafsack, einer Decke und einer Jacke sowie warmem Tee versorgt.

Das Kältetelefon im Dezember:

  • 146 Meldungen gingen über das Kältetelefon ein – rund fünf pro Tag; das Team war seit der Öffnung Mitte November jeden Abend unterwegs

  • Insgesamt wurde 132 Mal Kontakt zu Personen aufgenommen (die Anzahl ist geringer, da die Caritas einige öfter besucht)

  • 13 Personen konnten in eine Notschlafstelle vermittelt werden

  • Insgesamt wurden 135 Versorgungspakete (Tee, Essen) und 45 Materialpakete (Schlafsack, Isomatte, Decke) ausgegeben


  • Dass der Bedarf steigt, bestätigt auch Jakob Url, Leiter der Winternotschlafstelle und des Kältetelefons in Graz: „Es ist aktuell mehr Hilfe nötig. Allein bei den Verpflegung, also Tee und Snacks, und bei den Versorgungspaketen mit Schlafsack, Isomatte, Decke, ein bisschen Gewand sehen wir eine Verdoppelung des Bedarfs im Vergleich zum Vorjahr.“

    „Wenn es nun kälter wird, bedeutet das für uns, dass wir jeden Tag unterwegs sind. Wir besuchen die Menschen, von denen wir wissen, wo sie sich aufhalten, täglich, auch ohne Meldung. Wir versuchen, sie zu überreden, dass sie mitkommen in eine Einrichtung. Wenn sie das nicht annehmen können, dann versorgen wir sie mit warmen Sachen – Decke, Jacke, Tee, etc. –, damit sie so gut wie möglich durch die Nacht kommen.“
    Jakob Url, Leiter Winternotschlafstelle und Kältetelefon

    Das Team des Kältetelefons hilft Menschen in größter Not. | Foto: Caritas/Tim Ertl
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    Auch VinziWerke nahezu ausgebucht

    Durch schnelle und unbürokratische Hilfe helfen auch die VinziWerke und bieten Betroffenen ein Dach über dem Kopf, Essen medizinische Versorgung und menschliche Wärme. Dafür stehen 210 Betten in den Grazer Einrichtungen zur Verfügung, zusätzlich gibt es Notbetten. 

    "Aktuell sind wir so gut wie ausgebucht, einzig in einer Einrichtungen gibt es aktuell freien Platz, wobei wir mit diesem Wochenende auch da wieder voll sein werden. Was immer möglich ist, sind Notbetten", schildert Svjetlana Wisiak der VinziWerke. Die Auslastung sei jedoch nicht nur im Winter hoch, denn "Obdachlosigkeit kennt keine Jahreszeit", meint Wisiak. Grundsätzlich verzeichne man das ganze Jahr über eine Auslastung zwischen 89 und 95 Prozent.

    Im VinziNest Graz erhalten 80 Menschen pro Tag eine warme Mahlzeit und haben die Möglichkeit, dort ihre Wäsche waschen zu lassen. | Foto: VinziWerke
    • Im VinziNest Graz erhalten 80 Menschen pro Tag eine warme Mahlzeit und haben die Möglichkeit, dort ihre Wäsche waschen zu lassen.
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    Einen Überblick über alle Adressen der Notschlafstellen von Caritas und VinziWerken findest du in diesem Beitrag:

    Notschlafplätze und Angebote im Überblick

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    Nicht nur in der steirischen Landeshauptstadt Graz, auch in der obersteirischen Bezirkshauptstadt Leoben gibt es eine Notschlafstelle der Caritas.  | Foto: RegionalMedien Steiermark
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