Fastenmonat beginnt
Warum Muslime in der Steiermark im Ramadan fasten

Der Hintergrund: Im neunten Monat soll der Koran, die heilige Schrift des Islams, vom Engel Gabriel an den Propheten Mohammad offenbart worden sein. | Foto: Rumman Amin / Unsplash
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  • Der Hintergrund: Im neunten Monat soll der Koran, die heilige Schrift des Islams, vom Engel Gabriel an den Propheten Mohammad offenbart worden sein.
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Ramadan in der Steiermark: Rund 75.000 Musliminnen und Muslime begehen den Fastenmonat. Doch was bedeutet das Fasten im Islam wirklich? Mehmet Çelebi, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, gibt Einblick in Tradition, Spiritualität und Gemeinschaft rund um den heiligen Monat. 

STEIERMARK. Mit Sonnenuntergang beginnt für rund 75.000 Musliminnen und Muslime in der Steiermark der Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr vom 28. Februar bis Samstag, 29. März, dauert. Doch warum verschiebt sich das Datum eigentlich von Jahr zu Jahr um elf Tage, was wird überhaupt gefastet und worin liegt der tiefere Sinn? MeinBezirk hat bei Mehmet Çelebi, dem Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, nachgefragt. 

Hast du gewusst...?

Der Tradierung zufolge wurde dem Propheten Mohammed im neunten Monat des islamischen Mondkalenders, dem sogenannten Ramadan, die Heilige Schrift des Islam, der Koran, überliefert.

Nachdem der islamische Mondkalender kürzer ist als der gregorianische Sonnenkalender, verschiebt sich der Fastenmonat jährlich um etwa elf Tage nach vorn. So durchläuft der Ramadan über die Jahre hinweg alle Jahreszeiten.

Im Ramadan fasten Musliminnen und Muslime von Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Mit dem gemeinsamen Iftar-Mahl wird das Fasten am Abend beendet.

Fasten im Islam: mehr als nur Verzicht

„Fasten im Islam bedeutet, nichts zu essen, nichts zu trinken, nicht zu rauchen oder auch keinen Sexualverkehr zu haben“, erklärt Mehmet Çelebi. Doch das sei nur ein Aspekt des Ramadan. „Das Wichtigste ist nicht das Fasten an sich, sondern der spirituelle Zugang. Man besinnt sich in diesem Monat mehr auf die grundlegenden Werte des Islams. Man konzentriert sich auf die Beziehung mit Gott, die Beziehung zu den Mitmenschen.“

"Der Prophet Mohammed sagt, ,Wer nach dem Ramadan genau gleich ist wie vor dem Ramadan, der hat den Kern des Ramadan nicht verstanden.' Es geht darum, sich in gewissen Punkten zu verbessern. Ein geduldigerer Mensch zu sein, mehr Disziplin zu haben, mehr Zielstrebigkeit im Leben zu haben, Beständigkeit in der Religion zu erreichen. Das heißt, sich in kleinen, aber regelmäßigen Schritten zum Guten zu bewegen."
Mehmet Çelebi, Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark

Mehmet Çelebi ist nicht nur Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, sondern auch Leiter der islamischen Gefängnisseelsorge für ganz Österreich. | Foto: MeinBezirk
  • Mehmet Çelebi ist nicht nur Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, sondern auch Leiter der islamischen Gefängnisseelsorge für ganz Österreich.
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Die drei Stufen des Fastens

Das Fasten vollziehe sich in drei Stufen, erklärt Çelebi. Die erste Stufe sei das Fasten mit dem Magen. „Da geht es einfach nur um Verzicht. Und dieser soll uns einige soziale Aspekte beibringen, wie Empathie zu entwickeln für Menschen, die weniger haben; dankbar zu sein für das, was Gott uns gegeben hat, aber auch durch diese Empathie das Teilen zu lernen, durch das Fasten die Geduld zu lernen“, schildert der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark.

Bei der zweiten Stufe komme die moralische Ebene hinzu: Fasten mit den Sinnen. „Quasi zu sagen, ich faste mit meiner Zunge – ich schaue, dass ich niemanden beleidige, niemanden beschimpfe, nicht lüge, nicht lästere. Auch, dass ich mit den Händen faste, dass ich niemandem unrecht tue.“ Auf der dritten Stufe stehe die fortwährende Verbundenheit mit Gott, sich den Geschenken und Gaben Gottes bewusst zu sein und dies auch mit anderen zu teilen, fasst Çelebi zusammen. 

Die Verbindung und Beziehung zu Gott steht während des Ramadans an oberster Stelle.  | Foto: Rachid Oucharia / Unsplash
  • Die Verbindung und Beziehung zu Gott steht während des Ramadans an oberster Stelle.
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Gemeinschaft und Zusammenhalt im Ramadan

„Wer muslimische Freundinnen oder Freunde hat, wird miterleben, dass im Ramadan mehr gegenseitige Einladungen stattfinden, dass Musliminnen und Muslime in diesem Monat teilweise viel großzügiger sind, hilfsbereiter sind und die Gemeinschaft im Vordergrund steht“, schildert Çelebi. Ein zentrales Element des heiligen Monats Ramadan sei das Fastenbrechen nach Sonnenuntergang – das sogenannte „Iftar-Mahl“.

„Nach dem Verzicht den ganzen Tag geht es darum, auch das gemeinsame Essen zu zelebrieren, sich gegenseitig einzuladen – die Freude des Fastenbrechens zu teilen.“
Mehmet Çelebi, Islamische Religionsgemeinde Steiermark

Das Fastenbrechen finde nicht nur zu Hause oder im Freundes- und Bekanntenkreis statt, auch viele Moscheen würden ihre Türen öffnen. Zudem gebe es mittlerweile eine Reihe interkultureller Iftar-Veranstaltungen, berichtet der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark. „Eines davon wird bei uns hier in Graz am 21. März in Zusammenarbeit mit dem Afroasiatischen Institut stattfinden.“ Zu diesem sei jede und jeder herzlich willkommen; auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, aus Stadt und Land und aus der Gesellschaft seien eingeladen, um die Kultur des Fastenbrechens kennenzulernen.

Das Fastenbrechen (Iftar) wird im Ramadan oft mit der ganzen Familie gefeiert, aber auch Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden eingeladen, um gemeinsam zu essen.  | Foto: PantherMedia/Hay Dmitriy
  • Das Fastenbrechen (Iftar) wird im Ramadan oft mit der ganzen Familie gefeiert, aber auch Nachbarinnen und Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden eingeladen, um gemeinsam zu essen.
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Mit Klischees aufräumen

Dieser Austausch ist es, den sich Çelebi gerade auch mit Blick auf die jüngsten Ereignisse stärker wünschen würde – „dass man mehr mit Musliminnen und Muslimen ins Gespräch kommt, mit ihnen, statt über sie redet“. Dies gelte im Speziellen auch für den Fastenmonat Ramadan. „Interesse zu zeigen und zu sagen, hey, wie ist das eigentlich für dich? Wie geht es dir eigentlich damit? Und die Erfahrungen der Musliminnen und Muslime auch aufzunehmen und sich nicht immer mit klischeehaften Sätzen dem Thema anzunähern“, so der Wunsch des Vorsitzenden. 

Als Religionslehrer an zwei Grazer Gymnasien höre er regelmäßig Sätze wie „Was, nicht mal Wasser? Das ist doch nicht wirklich gesund!“, erzählt er. Entgegen diesem Eindruck sei der Ramadan jedoch eine Zeit, auf die sich Musliminnen und Muslime auf der ganzen Welt freuen würden. 

„Es ist wirklich eine Zeit, auf die wir uns als Gemeinschaft sehr freuen, weil es uns einerseits dabei hilft, Ziele, die wir uns vielleicht vorgenommen hatten, wieder zu reflektieren, neue Motivation, Energie und Kraft zu tanken.“
Mehmet Çelebi

Nach einem Tag des Fastens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird das gemeinsame Mahl am Abend im Ramadan ganz besonders zelebriert.  | Foto: PantherMedia/sonyakamoz
  • Nach einem Tag des Fastens von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird das gemeinsame Mahl am Abend im Ramadan ganz besonders zelebriert.
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Das Fest des Fastenbrechens

Er persönlich habe keinen Monat, in dem er mehr Wasser trinke als im Ramadan, in dem er sich gesünder ernähre als im Ramadan, so viel gemeinsame Zeit mit der Familie verbringe. „Und das fühle ich dann auch“, so Çelebi. Das Ende des Ramadan bildet übrigens das dreitägige Fest Eid al-Fitr – das Fest des Fastenbrechens. „Es ist einerseits für Musliminnen und Muslime ein Abschied vom Ramadan, was wiederum ein trauriger Anlass für die meisten ist. Auf der anderen Seite freut man sich natürlich dann wieder über die Erleichterung, am Tag essen und trinken zu können. Also der erste Kaffee nach Ramadan in der Früh, der hat einen ganz besonderen Platz“, schmunzelt Çelebi. 

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