Erste Studie
Was landet in den steirischen Schulen auf dem Teller?

Vom Berner Würstel bis hin zum Linsenpuffer: Was in steirischen Ganztagsschulen auf den Tellern landet, wurde erstmals in einer Studie untersucht. | Foto: Rui Silvestre/unsplash
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  • Vom Berner Würstel bis hin zum Linsenpuffer: Was in steirischen Ganztagsschulen auf den Tellern landet, wurde erstmals in einer Studie untersucht.
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Die Fach- und Koordinationsstelle für Ernährung des Gesundheitsfonds Steiermark hat erstmals Daten dazu erheben lassen, was Schülerinnen und Schüler in steirischen Ganztagsschulen zu essen bekommen. In einigen Bereichen zeigt sich: Es wäre noch Luft nach oben, zum Beispiel beim Gemüseanteil.

STEIERMARK. Die Studie wurde in den Jahren 2022 und 2023 von "x-sample" umgesetzt. Dazu wurden 157 steirische Volks-, Mittel- und Sonderschulen mit Ganztagesform befragt. Studien-Ergebnisse waren zum Beispiel: In nur vier Prozent der Schulen wird das Mittagessen in der Schule gekocht, in 81 Prozent wird es zugeliefert - vor allen von Großküchen, ein Teil auch von Wirtshäusern und anderen Einrichtungen. 15 Prozent der Schulen servieren ihr Mittagessen extern. Die Schulen sind überwiegend mit ihren Zulieferern zufrieden, die Portionsgrößen passen, auch wenn der Speiseplan aus gesundheitlicher Sicht nicht ganz optimal ist.

Speisenauswahl und vegetarische Gerichte

Nur 53 Prozent der Schulen haben Einfluss auf die Speisenauswahl (wenn am Schulstandort gegessen wird), nur ein Drittel bei jenen, die außerhalb essen. Auch was den Verpflegungsanbieter angeht, haben die Schulen selbst oft wenig Mitsprachemöglichkeit. Die Entscheidungen treffen meist die Gemeinden als Schulerhalter. Schülerinnen und Schüler haben meist nur ein Mittagsmenü zur Auswahl und können sich ihre Portion nur selten selbst nehmen. Nur ein Drittel der Schulen hat zwei Mittagesmenüs. Haben Schulen nur eines zur Auswahl, leidet insbesondere der Anteil an vegetarischen Gerichten

Optimierungsbedarf aus Sicht der Schulen gibt es vor allem am Speisesaal, der zu wenig gemütlich, zu laut bzw. zu klein ist. Es besteht auch der Wunsch nach mehr Abwechslung und Vielfalt in der Menügestaltung. Außerdem ist die stärkere Berücksichtigung der Essenswünsche der Schülerinnen und Schüler ein Thema. 

Zur Qualität der Speisen

Die Steirischen Mindeststandards in der Gemeinschaftsverpflegung zeigen, wie ein gutes und attraktives Verpflegungsangebot beschaffen sein sollte: Sie legen zum Beispiel fest, dass zwei bis drei Mal pro Woche ein vegetarisches Gericht angeboten werden sollte. Diesen Mindeststandard erfüllen nur etwas mehr als die Hälfte der Schulen, in denen die Speisepläne analysiert wurden, vollständig. Der Mindeststandard im Bereich frisches Gemüse (mind. fünf Mal pro Woche) wird nur von acht Prozent der betrachteten Schulen erfüllt. Beim Obst zeigt sich ein besseres Bild: Ein Drittel erfüllt hier den Mindeststandard (zwei bis drei Mal pro Woche frisches Obst).

Generell zeigt sich, dass das Speisenangebot in den Schulen sehr unterschiedlich ist. So finden sich teilweise sehr traditionelle Speisepläne, wo es in manchen Wochen nur Fleischgerichte wie Faschierter Braten, Wiener Schnitzel und Bratwurst zum Essen gab bzw. Kombinationen wie Leberknödelsuppe gefolgt von Schweinsbraten mit Kartoffeln oder Grießnockerlsuppe und Palatschinken den Speiseplan dominieren.

Das Schul-Essen sieht für alle Schülerinnen und Schüler anders aus: Die angebotenen Speisen sind von Schule zu Schule unterschiedlich. | Foto: Scott Webb/unsplash
  • Das Schul-Essen sieht für alle Schülerinnen und Schüler anders aus: Die angebotenen Speisen sind von Schule zu Schule unterschiedlich.
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Teilweise wird aber auch sehr kreativ versucht, Kindern ein gutes Gericht schmackhaft zu machen und es werden auch krachende Linsenpuffer mit Gemüsestreifen und Blattsalat angeboten. Biologisch produzierte Produkte werden in vier von 24 Schulen auf den Speiseplänen ausgelobt. Explizite Vorgaben bezüglich der Lebensmittelqualität (Regionalität Saisonalität, Bio, fair gehandelte Produkte usw.) gibt es jedoch nur bei den wenigsten Schulen. Weniger als zehn Prozent haben solche Vereinbarungen. Am ehesten wird zum Thema Saisonalität & Regionalität eine Vereinbarung geschlossen. Hier besteht großes Potential – auch in Hinblick auf die Erfüllung der steirischen Mindeststandards, die dafür Empfehlungen abgeben.

"Gesunde Speisen sollten nach Möglichkeit auch an unseren Schulen auf den Tisch kommen. Deshalb fördern wir im Rahmen von "Gemeinsam g'sund genießen" die Umsetzung eines gesunden Speiseplans für die steirischen Schülerinnen und Schüler."
Werner Amon, Bildungslandesrat und Präsident der Bildungsdirektion Steiermark

Ein gutes Beispiel 

Ein "gutes Mittagessen" für die Schülerinnen und Schüler ist auch der Volksschule Graz-Liebenau ein großes Anliegen. "Gutes Essen heißt für uns in erster Linie, dass es den Kindern schmeckt. Wir haben 90 Prozent Bio-Anteil und täglich frische Salate, aber es gibt auch Süßspeisen zu Mittag – wir sind keine 'Ernährungsgurus'. Wichtig ist, dass es den Kindern schmeckt", sagt Robert Hartinger, Direktor der Volksschule Graz-Liebenau.

Diese hat ihre Speisepläne auch im Rahmen eines vom Land Steiermark geförderten Projekts in Kooperation mit Styria Vitalis analysiert. Dabei hat sich bestätigt, dass das Speisenangebot auch die Kriterien für eine gesundheitsförderliche Ernährung erfüllt. "Wir verkaufen es den Kindern aber nicht als 'gesundes Essen', es soll ihnen einfach gut schmecken", so Hartinger.

An der Volksschule Graz-Liebenau legt man besonders viel Wert darauf, dass den Kindern das Essen schmeckt.  | Foto: ChL
  • An der Volksschule Graz-Liebenau legt man besonders viel Wert darauf, dass den Kindern das Essen schmeckt.
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Förderung für Schulen und Gemeinden

Eine neue Förderungsaktion des Gesundheitsfonds Steiermark soll jetzt dabei unterstützen, dass gesundes und köstliches Essen für die Schülerinnen und Schüler serviert wird. Seit Anfang März 2024 haben alle Einrichtungen mit Gemeinschaftsverpflegung, d.h. auch Gemeinden bzw. Schulen, die Chance auf bis zu 4.050 Euro Förderung im Rahmen von "Gemeinsam g'sund genießen". 

Seit heuer neu: Erstmals können auch all jene, die sich erst im Rahmen eines "Einstiegs-Workshops" mit gesunder Ernährung auseinandersetzen wollen, Unterstützung beantragen. Im Rahmen der Förderungsaktion werden Optimierungsmöglichkeiten in Betrieben erkannt und gemeinsam mit Expertinnen und Experten daran gearbeitet. Auch Fortbildungen oder Speiseplanchecks können umgesetzt werden. Ebenso ist die Finanzierung von Sachkosten möglich, wie z.B. ein Gemüsehochbeet oder regionales und saisonales (Bio-)Gemüse für die Jause.

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