Menschen, Tiere, Pflanzen
Wie Lichtverschmutzung die Umwelt beeinflusst

Nicht immer künstlerisch: Wer dieser Tage in den Sternenhimmel schauen möchte, stößt vor allem im Umkreis von Städten an eine Lichtschranke. | Foto: nach*T*haltig/Simone Jungwirth
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  • Nicht immer künstlerisch: Wer dieser Tage in den Sternenhimmel schauen möchte, stößt vor allem im Umkreis von Städten an eine Lichtschranke.
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Vom kulturellen Verlust bis zum ungesunden Einfluss auf Menschen, Tierwelt und Pflanzen ist Lichtverschmutzung ein Problem. Dabei wäre diese im Vergleich zu anderen Verschmutzungen (noch) leicht korrigierbar.

STEIERMARK/GRAZ. Die Tage sind kurz, die Nächte lang. Eigentlich die ideale Zeit um der Kälte zum Trotz ein bisserl "Sternderl schauen" zu gehen, wie es schon Ludwig Hirsch in einem Lied ausdrückte. Was in den ländlichen Gebieten der Steiermark noch recht gut funktioniert, ist aber im Umland von größeren Städten gar nicht so einfach. Grund ist die Lichtverschmutzung, das heißt künstliche Lichtquellen machen unsere Nächte immer mehr zum Tag. Das geht natürlich nicht nur zu Lasten von passionierten "Sternderl-Schauern", sondern wirft auch Fragen zu Umwelt und Energienutzung auf.

Städte strahlen Licht aus. Das kann weniger EInfluss auf den Sternenhimmel haben (wie am Foto Admont vom Pleschberg aus fotografiert), aber soweit gehen, dass manche schwächere Sterne nicht mehr zu sehen sind. | Foto: nach*T*haltig/Simone Jungwirth
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Ballungsräume als Lichtverschmutzer

Aber der Reihe nach: Lichtverschmutzung tritt nicht zuletzt in Ballungszentren, wie Graz, auf. Neben direkten Quellen, etwa Straßenbeleuchtung, Reklametafeln oder Bestrahlung von Denkmälern, trägt auch Luftverschmutzung ihren Teil dazu bei, da die Teilchen in der Luft das Licht wiederum reflektieren. Dadurch bilden sich mitunter wahre "Lichtglocken", die mehrere Kilometer sichtbar sein können und so die Umgebung mit beeinflussen. "Leider gibt es weltweit keinen so richtig dunklen Fleck mehr", erklärt Simone Jungwirth, Bundessprecherin der "Paten der Nacht". 

Wer sind die Paten der Nacht?

Die Initiative "Paten der Nacht" stammt ursprünglich aus Deutschland und wurde vor zwei Jahren nach Österreich geholt, wo sie mittlerweile in fast allen Bundesländern vertreten ist. Die Paten haben es sich zur Aufgabe gemacht Aufklärungsarbeit für Privatpersonen, Wirtschaftstreibende sowie Städte und Gemeinden zu leisten. Bundessprecherin Simone Jungwirth ist studierte Soziologin. Das Fotografieren des Sternenhimmels war es, das die ""Wahl-Steirerin" auf Lichtverschmutzung aufmerksam machte. Unter dem Namen "Nach*T*haltig" bietet sie Workshops zum Fotografieren von Sternen an und hat auch ein Kinderbuch zu dem Thema veröffentlicht.

"Lichtverschmutzung beeinflusst uns alle, mit dem Unterschied, dass Tiere und Pflanzen nicht einfach Vorhänge zuziehen können", erklärt Jungwirth weiter. "Tiere verändern ihr Verhalten, manche Fledermaus-Arten etwa fliehen vor dem Licht, andere jagen gezielt in der Nähe von Lampen, weil diese Insekten anlocken. Bäume unter Straßenbeleuchtung werfen im Herbst ihre Blätter später ab und werden dadurch krankheitsanfälliger." Auch der Mensch kann sich dem nicht entziehen. "Dauerlicht kann von psychischen Belastungen, wie Schlafstörungen, bis zu physiologischen Veränderungen, etwa dass die Dunkelanpassung der Augen nicht mehr funktioniert, reichen", so Jungwirth. 

Das hell erleuchtete Graz bei Nacht beeinflusst nicht nur die Energierechnung sondern auch Tiere, Pflanzen und Menschen. | Foto: MeinBezirk.at/Staufer
  • Das hell erleuchtete Graz bei Nacht beeinflusst nicht nur die Energierechnung sondern auch Tiere, Pflanzen und Menschen.
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Ein Gefühl von Sicherheit 

Dabei ist das Licht in Städten ein wesentlicher Faktor, der zum subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen beiträgt. "Es wäre eine klare, gesetzliche Regelung erforderlich", ist sich Simone Jungwirth sicher, "Es gibt Standards und Normen, aber es braucht eine Harmonisierung der Verwendung von Licht." Gleichzeitig hat Licht auch eine kulturelle Komponente, wie es nicht zuletzt die derzeit allgegenwärtige Weihnachtsbeleuchtung zeigt. Diese geht jedoch auch weit darüber hinaus.

Zu Lasten der (Hobby-)Astronomie

Während die Sterne jahrtausendelang die Kultur des Menschen beeinflusst haben, ist der Blick in den Himmel getrübt. "In Graz kann man maximal Sterne der zweiten Größenklasse beobachten, in dunkleren Regionen dagegen Sterne bis zur sechsten Größenklasse", erklärt Bruno Besser vom Institut für Weltraumforschung, der sich als (Hobby-)Astronom betätigt, "Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern noch dunkler, das liegt an den vielen dünn bebauten Gebieten." Um sich ganz dem "Sternderl schauen" zu widmen fährt Besser nach Kärnten. "In Richtung der Städte sind dort leider auch der Lichtpegel sichtbar, aber gen Süden hat man gute Sicht."

Zur Erklärung

Sterne werden nach ihrer Helligkeit in Größenklassen eingeteilt. Die hellsten Sterne gehören zur ersten Größenklasse. Sterne der sechsten Größenklasse weisen dagegen nur etwa ein Hundertstel von Sternen erster Größenordnung auf und sind kaum noch mit bloßem Auge erkennbar.
Bruno Besser ist selbst als Hobby-Astronom unterwegs. Für den besten Sternenblick muss er die Steiermark meist verlassen. | Foto: ÖAW/IWF
  • Bruno Besser ist selbst als Hobby-Astronom unterwegs. Für den besten Sternenblick muss er die Steiermark meist verlassen.
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In der eigentlich dunklen Obersteiermark gelten unterdessen andere Einschränkungen. "Als Astronom kämpft man auch immer gegen das Wetter. Murau ist eine super Gegend, um Sterne zu beobachten, aber so nahe am Alpenhauptkamm herrschen mitunter starke Luftturbulenzen. Da spielt das Wetter immer etwas verrückter", weiß Besser, "Auch Nebel ist in der Steiermark einschränkend." Am besten sollte man zum Sterne beobachten auf etwa 1.000 Meter steigen, rät der Experte: "Der Wildoner Berg eignet sich hervorragend, aber jede Erhebung, die aus dem Nebel schaut, funktioniert."

Noch sehr unverhüllt zeigt sich die Milchstraße bei guten Wetterbedingungen in Johnsbach. | Foto: nach*T*haltig/Simone Jungwirth
  • Noch sehr unverhüllt zeigt sich die Milchstraße bei guten Wetterbedingungen in Johnsbach.
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Noch korrigierbar

Wie also weitermachen? "Bei der Lichtverschmutzung sind wir, im Gegensatz zu anderen Verschmutzungen, an einem Punkt, wo wir die Dinge noch relativ leicht wieder korrigieren können", ist Simone Jungwirth überzeugt, "Oft hilft es schon einfach ein bisschen nachzudenken, bevor man den Lichtschalter drückt." Auch Bruno Besser würde sich ein Umdenken wünschen. "Der Mensch hat über Jahrtausende den Sternenhimmel beobachtet. Mit der Lichtverschmutzung verlieren wir da schon unseren Bezug zur Natur. Subjektive Sicherheit ist natürlich verständlich, aber ich frage mich um welchen Preis."

Nachdenken, bevor der Lichtschalter gedrückt wird, kommt der Umwelt zugute, ist Simone Jungwirth überzeugt. | Foto: nach*T*haltig/Simone Jungwirth
  • Nachdenken, bevor der Lichtschalter gedrückt wird, kommt der Umwelt zugute, ist Simone Jungwirth überzeugt.
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Tipps zur Minimierung der Lichtverschmutzung

Obwohl es letztlich jeder und jedem Einzelnen überlassen bleibt, ob und wie man Licht reduzieren kann bzw. möchte, hier ein paar Tipps für den Alltagsgebrauch:

  • Verwende warme Lichttemperaturen
    (kaltes Licht ist oft schädlicher)
  • Passe die Lichtintensität an
  • Reduziere Dauerbeleuchtung
  • Verwende Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren
  • Vermeide es Bäume und Sträucher zu bestrahlen
    (diese sind Lebensraum für Tiere)
  • Achte darauf, dass deine Beleuchtung ausschließlich nach unten strahlt
  • Verwende abgeschirmte Leuchten mit geschlossenem Gehäuse
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