Frauen in der Steiermark
Statistik beleuchtet Gleichstellung in Theorie und Praxis

Die Situation der Frauen in der Steiermark in ein Zahlenwerk gegossen: Frauenländesrätin Juliane Bogner-Strauß (M.) präsentierte gemeinsam mit Soziallandesrätin Doris Kampus (r.) und Martin Mayer (A17) das statistische Heft „Gleichstellung in Zahlen“. | Foto: Land Steiermark
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  • Die Situation der Frauen in der Steiermark in ein Zahlenwerk gegossen: Frauenländesrätin Juliane Bogner-Strauß (M.) präsentierte gemeinsam mit Soziallandesrätin Doris Kampus (r.) und Martin Mayer (A17) das statistische Heft „Gleichstellung in Zahlen“.
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Vor knapp zwei Jahren hat das Land Steiermark eine eigene Gleichstellungsstrategie vorgestellt, die mit einem Aktionsplan 2021-22 untermauert wurde. Statistische Daten zur Situation der Steirerinnen wurden zuletzt vor über zehn Jahren zusammengefasst. Um nun die Gleichstellung weiter voranzutreiben und auch die Entwicklung besser zu erfassen, liegt ein aktueller ausführlicher Bericht vor.

STEIERMARK. Im Jahr 2012 wurden zuletzt statistische Daten zum Thema "Frauen in der Steiermark" veröffentlicht. Auch wenn man seitdem nicht untätig in diesem Bereich geblieben sei, wie die zuständige Abteilung des Landes Steiermark betont, so soll diese Zeitspanne künftig verkürzt werden. Das Land Steiermark ist in diesem Zusammenhang am Dienstag mit einem ausführlichen Bericht an die Öffentlichkeit getreten: In "Steiermark - Gleichstellung in Zahlen 2022" wird auf 170 beleuchtet, wie Frauen in unserem Bundesland in den einzelnen Bereichen – von der Demografie über die Arbeitswelt bis hin zu Kinderbetreuung und Familie – aufgestellt sind.

Die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen ist dem Sozialressort ein besonderes Anliegen. "Wir werden daher hier mit weiteren Stiftungen ansetzen, um mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit zu bringen", betont Landesrätin Doris Kampus (l.). | Foto: RegionalMedien
  • Die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen ist dem Sozialressort ein besonderes Anliegen. "Wir werden daher hier mit weiteren Stiftungen ansetzen, um mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit zu bringen", betont Landesrätin Doris Kampus (l.).
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Aktionsplan als Basis

Im Jahr 2021 wurde die Steirische Gleichstellungsstrategie mit neun strategischen Handlungsfeldern und 26 Zielen verabschiedet. Diese ist mit einem eigenen Aktionsplan hinterlegt, der alle Maßnahmen zur Zielerreichung beinhaltet. Diese Maßnahmen werden in regelmäßigen Abständen – geplant ist alle drei Jahre – zusammengefasst, analysiert und in einem Wirkungsbericht gebündelt. Der erste Wirkungsbericht soll demnach im Frühjahr 2023 veröffentlicht werden. Für Frauenlandesrätin Juliane Bogner-Strauß sind derartige Erhebungen ein bedeutender Schritt in Richtung Gleichstellung: "Dieses Heft untermauert die aktuelle Lage zur Gleichstellung in der Steiermark mit aktuellen Zahlen und Fakten. Es ist unsere Pflicht, daraus Schlüsse zu ziehen und Frauenpolitik in der Steiermark anhand dessen modern zu gestalten."

Forderung nach Pflicht-Pensionssplitting

Und zu tun gibt es wahrlich noch genug, haben Frauen doch in vielen Bereichen der Gesellschaft noch das Nachsehen. Sie seien es, die nach wie vor zumeist den Spagat zwischen Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu meistern hätten. "Sie managen dabei nicht nur die Kinderbetreuung, sondern sind auch oft diejenigen, die für die Pflege älterer Familienmitglieder zuständig sind", so Bogner-Strauß, die damit einmal mehr die Forderung nach einem verpflichtenden Pensionssplitting erhebt – eine Maßnahme, die in der Steiermark, aber auch bundesweit noch viel zu selten in den Familien in Anspruch genommen wird. Dadurch entsteht die Grundlage dafür, was Frauen im Alter schließlich zum Verhängnis wird: die Altersarmut. Steirische Frauen haben in der Pension um 40 Prozent weniger an Einkommen zur Verfügung als Männer. 

Noch immer viel Aufholbedarf: Fehlende Kinderbetreuungsplätze hindern Frauen oft am Wiedereinstieg in den Job.  | Foto: pixabay
  • Noch immer viel Aufholbedarf: Fehlende Kinderbetreuungsplätze hindern Frauen oft am Wiedereinstieg in den Job.
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Wirtschaftliche Abhängigkeit verringern

Das Land versuche "mit Sozialpolitik gegenzusteuern", erklärt Soziallandesrätin Doris Kampus. "So sind deutlich mehr als 64 Prozent aller Bezieherinnen und Bezieher von Wohnunterstützung, 55 Prozent bei Sozialunterstützung und 64 Prozent beim Heizkostenzuschuss Frauen." Erfreulich ist dagegen die Entwicklung im Bildungsbereich, im Hochschulbereich gibt es mittlerweile mehr Abschlüsse von Frauen (14 Prozent) als von Männern (13 Prozent). Auch die Erwerbsquote von Frauen steige stetig, dennoch sollen auch hier demnächst durch neue Stiftungen Anreize gesetzt werden, um Frauen den Wieder- oder Neueinstieg zu erleichtern. "Hier geht es in erster Linie um Höher- und Neuqualifizierung, auch die Kinderbetreuung soll bei diesen Stiftungen mitbedacht werden", schildert Kampus.

Die Soziallandesrätin verweist zusätzlich auf das besonders wichtige Kapitel "Freiheit von Gewalt" innerhalb des Berichts: "Klar belegt ist durch diese Statistik, wie wichtig unsere steirischen Gewaltschutzeinrichtungen sind, die alle deutlich mehr Betroffene beraten und betreuen." Ein erschütterndes Resümmee kommt hier vom Gewaltschutzbeirat, der berichtet, dass nur elf Prozent aller Anzeigen wegen einer Gewalttat an einer Frau führen auch zu einer Verurteilung führen.

Erschütternd ist das Ergebnis einer Erhebung des Gewaltschutzbeirats: Nur elf Prozent aller Anzeigen wegen einer Gewalttat an einer Frau führen auch zu einer Verurteilung. | Foto: Foto: stock.adobe.com/at/kieferpix
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Zahlen und Fakten

Der Leiter der Landesstatistik Martin Mayer hinterlegt den Bericht schließlich noch mit folgenden Eckdaten: "Insgesamt leben in der Steiermark derzeit etwa 1¼ Millionen Menschen, davon sind 50,5 Prozent weiblich und 49,5 Prozent männlich, wobei es bis zum Alter von etwa 55 Jahren durch mehr Buben- als Mädchengeburten und die eher männliche Zuwanderung jedoch etwas mehr Männer als Frauen gibt, danach sukzessive mehr Frauen als Männer, was mit der deutlich höheren Lebenserwartung der Frauen zusammenhängt (84,2 zu 79,3 Jahre). Dadurch ist auch das Durchschnittsalter der Frauen in der Steiermark mit 45,7 Jahren höher als das der Männer mit 43,0 Jahren."

  • Von 286 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sind 25 weiblich.
  • Nur 8 Prozent der Männer arbeiten in den Bereichen Erziehung und Unterricht, Gesundheit und Sozialwesen.
  • Frauen verdienen brutto um 36 Prozent weniger als Männer und erhalten um 41 Prozent weniger Pension.
  • Jede 2. Steirerin ist teilzeitbeschäftigt. 51 Prozent der Frauen sind in der Steiermark teilzeitbeschäftigt – bei Männern sind es 11 Prozent. Als Hauptgrund für Teilzeit nennen die Frauen die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.
  • 2020 gingen 2.041 Väter in Karenz – das sind 18,5 Prozent aller Elternkarenzierungen. Der Großteil davon (92,5 Prozent) geht aber nur bis zu drei Monaten in Karenz.
  • 1,7 Prozent des Betreuungspersonals in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen ist männlich.
  • 2021 gab es 747 angezeigte Fälle im Bereich der sexuellen Gewalt – 98 Prozent der verurteilten Personen sind dabei männlich.
  • Die Fertilitätsrate ist mit 1,73 in Weiz im Vergleich zu anderen Regionen am höchsten.
  • In Liezen haben 23,9 Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen mindestens 8 Stunden täglich geöffnet.

Das ist die steirische Gleichstellungsstrategie.
Hier gehts zum Bericht "Steiermark - Gleichstellung in Zahlen 2022".

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