Fische Wissenschaft
Spieglein, Spieglein an der Wand

Ein Kreisdorn-Doktorfisch (unten) und ein Blaustreifen-Putzerlippfisch (oben).  | Foto: Foto: Brian Gratwicke - http://media.eol.org/content/2012/04/29/00/80913_orig.jpg, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31296665
  • Ein Kreisdorn-Doktorfisch (unten) und ein Blaustreifen-Putzerlippfisch (oben).
  • Foto: Foto: Brian Gratwicke - http://media.eol.org/content/2012/04/29/00/80913_orig.jpg, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31296665
  • hochgeladen von Friedrich Klar

Es klingt nach Märchen, ist allerdings wahr: Putzerfische haben ein Bewusstsein ihrer selbst. Sie schauen in den Spiegel oder betrachten Fotos von sich und erkennen sich selbst. So wie wir Menschen das auch tun. Das ist eine wissenschaftliche Sensation. Der Verein gegen Tierfabriken berichtet auf seiner Webseite.

Wir Menschen machen das ja jeden Tag, mindestens einmal, die meisten vermutlich öfter. Wir stellen uns vor einen Spiegel, schauen hinein und erkennen uns selbst darin. Das bin ich. Wir denken nicht weiter darüber nach, das ist selbstverständlich und gewöhnlich. Die Bewusstseinsforschung und andere wissenschaftliche Disziplinen hingegen sehen darin hoch komplexe mentale und kognitive Leistungen, die seit Jahrzehnten Gegenstand der Forschung sind.

Lange wurde gesagt und geglaubt, einzig der Mensch sei dazu in der Lage, sich selbst in einem Spiegel zu erkennen. Das beweise seine mentale und intellektuelle Dominanz gegenüber allen anderen Lebewesen. Dann wurde in den 1970er Jahren der Spiegeltest erfunden, mit dem der wissenschaftliche Beweis gelang, dass auch einige Tierarten in der Lage sind, ihr Spiegelbild zu erkennen. Menschenaffen, Elefanten oder Delfine beispielsweise. Auch einige Vogelarten. Je mehr positive Spiegeltestergebnisse von Tierarten bei wissenschaftliche Studien bekannt wurden, umso deutlicher wurde, dass nicht nur der Mensch zu dieser mentalen und kognitiven Leistung fähig ist.

Fische waren bislang noch nicht Untersuchungsgegenstand im Zusammenhang mit dem Spiegeltest. Ein Team von Wissenschaftler:innen an der Universität in Osaka, Japan, hat das geändert. Sie wollten wissen, ob Fische den Spiegeltest bestehen können. Konkret entschied sich das Team für einen kleinen Fisch als Testfisch, zirka 6 bis 8 cm lang, der in Korallenriffen im Indopazifik lebt, den Blaustreifen-Putzerlippfisch (Labroides dimidiatus).

Mehr als 5 Jahre lang wurde geforscht, untersucht, aufgezeichnet und analysiert. Seit Februar 2023 liegen die beeindruckenden Ergebnisse vor. Sie sind eindeutig. Blaustreifen-Putzerlippfische haben den Spieltest bestanden. Sie erkennen sich selbst im Spiegel und auf Fotos. Sie haben ein Bewusstsein ihrer selbst. Das Wissenschaftsteam schreibt dazu im Bericht zur Studie: „Zusammengenommen sind unsere Ergebnisse ein klarer Beweis dafür, das Putzerfische sich selbst auf Fotos erkennen und dass der wahrscheinliche Mechanismus für Spiegel-Selbsterkennung mit einem mentalen Bild des eigenen Gesichts zusammenhängt und nicht mit einem kinästhetischen, visuellen Anpassungsmodell. Der Mensch ist ebenfalls in der Lage, ein mentales Bild des eigenen Gesichts zu haben, was als ein Beispiel für persönliche Selbstwahrnehmung gilt“.

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Fisch im Land, ….“ das werden sich die Putzerfische bei den Studien sicher nicht gedacht haben, während sie sich im Spiegel betrachteten. Fische sind schließlich keine Menschen. Aber interessiert angeschaut haben sie sich eindeutig. Und selbst erkannt auch.

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