WKO und Ärztekammer
Anreize gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel

Die steirische Ärztekammer und die WKO Steiermark wollen gemeinsam gegen den Personalmangel kämpfen: (v.l.) WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Ärztekammer Steiermark Präsident Michael Sacherer. | Foto: Fischer
3Bilder
  • Die steirische Ärztekammer und die WKO Steiermark wollen gemeinsam gegen den Personalmangel kämpfen: (v.l.) WKO Steiermark Präsident Josef Herk und Ärztekammer Steiermark Präsident Michael Sacherer.
  • Foto: Fischer
  • hochgeladen von Josefine Steingräber

Fach- und Arbeitskräftemangel beherrschen nach wie vor die steirische Wirtschaft und den Gesundheitsbereich. Die WKO Steiermark und die steirische Ärztekammer schließen daher nun eine Allianz für mehr Leistungsanreize. Die Neos ihrerseits fühlen sich in ihren Forderungen bestärkt.

STEIERMARK. Es mangelt im ganzen Land an qualifiziertem Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzten im Land. Auf eine offene Stelle, in über 100 Berufen quer durch alle Bereiche, kommen zurzeit 1,63 Arbeitssuchende. Hauptgrund dafür ist die nun immer stärker einsetzende Pensionierungswelle. "Innerhalb von nur 15 Jahren hat sich der Anteil der über 50-jährigen unselbständig Beschäftigten in der Steiermark mehr als verdoppelt, und zwar von 69.000 auf über 151.000", heißt es aus der Ärztekammer Steiermark. Der Anteil der unter 25-Jährigen in den steirischen Firmen habe dagegen im selben Zeitraum von 72.000 auf 61.000 rapide abgenommen. Damit stehen nicht nur die Aussichten für ein Wirtschaftswachstum schlecht. Auch die medizinische Versorgung des Landes steht vor enormen Herausforderungen.

Mehr konkrete Zahlen aus den steirischen Gesundheitsberufen:
    Ärztekammer Steiermark: "Im Gesundheitsbereich gibt es aktuell 3.982 angestellte Ärztinnen und Ärzte (davon und 940 in Ausbildung) und 2.377 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte (davon 917 mit ÖGK-Kassenvertrag), in Summe also 6.359 aktive Ärztinnen und Ärzte. Dazu kommen noch 422 so genannte Wohnsitzärztinnen und -ärzte mit begrenzter Tätigkeit. 219 Ärztinnen und Ärzte gingen 2022 in Pension, 2023 waren es bisher 159. Nicht besetzt sind derzeit 35 ÖGK-Stellen für Allgemeinmedizin (bei insgesamt 550 ÖGK-Vertragspartnern) und 17 Facharzt-Stellen (bei insgesamt 353)."

Um dem Mangel an Personal etwas Wirksames entgegenzusetzen, haben sich die steirische Ärztekammer und die WKO Steiermark nun zusammengetan und wollen Anreize für die Arbeits- und Fachkräfte schaffen. Vor dem Hintergrund "eines demographischen Tsunamis" und dem anhaltenden "Teilzeit-Trend" sollen die Vollzeitbeschäftigung sowie ein längeres Arbeiten im Alter und mehr Flexibilität, was die Arbeitszeiten anbelangt, attraktiviert werden.

Länger und in Vollzeit, dafür flexibler

Ärztekammer-Präsident Michael Sacherer und WKO Steiermark Präsident Josef Herk sind sich über drei Punkte einig geworden. Zum einen schlagen sie einen „Vollzeitbonus“ in Form eines Steuerfreibetrags oder Absetzbetrags vor, um den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit anzuregen. Immerhin sei, Sacherer zufolge, vielen Ärztinnen und Ärzten eine 32-Stunden-Woche oder gar Vollzeit unbekannt. Dazu braucht es aber natürlich Rahmenbedingungen, damit sind dieser Wechsel lohne. Daher werden diesbezüglich Verbesserungen in der Kinderbetreuung forciert.

WKO Steiermark Präsident Josef Herk (l.) und Ärztekammer Steiermark Präsident Michael Sacherer schließen angesichts des Fachkräftemangels eine Allianz für mehr Leistungsanreize | Foto: Fischer
  • WKO Steiermark Präsident Josef Herk (l.) und Ärztekammer Steiermark Präsident Michael Sacherer schließen angesichts des Fachkräftemangels eine Allianz für mehr Leistungsanreize
  • Foto: Fischer
  • hochgeladen von Josefine Steingräber

Um Anreize für ein längeres Arbeiten im Alter anzuregen, begrüßt der Schulterschluss die aktuelle Ankündigung der Bundesregierung, ein – zumindest temporäres – Leistungspaket für längeres Arbeiten im Alter einzuführen. Dieser Schritt müsse so schnell wie möglich umgesetzt und dauerhaft etabliert bzw. weiter ausgebaut werden. "Wer in seiner Pension freiwillig in einem gewissen Ausmaß weiterarbeiten will, sollte weder Pensions- noch zusätzliche Krankenversicherungsbeiträge bezahlen und als Leistungsanreiz einen attraktiven Steuerfreibetrag bekommen", heißt es weiterhin von Ärztekammer und WKO.

Wer Überstunden leistet, sollte diese nicht für den Staat leisten – sind sie sicher weiters einig und fordern mindestens zehn steuerfreie Überstunden zusätzlich pro Monat. Ein weiterer Vorschlag, die Situation im ärztlichen Bereich betreffend: Um die Teilnahme an so genannten Journaldiensten (Nacht und Wochenenden) in den Spitälern zu steigern, sei eine höhere Vergütung für jene, die mehr Dienste machen, sinnvoll.  

Neos-Chef Niko Swatek: "Ich hoffe, dass die Landesregierung für gute Ideen offener ist, wenn sie nicht aus der Opposition kommen." | Foto: Neos
  • Neos-Chef Niko Swatek: "Ich hoffe, dass die Landesregierung für gute Ideen offener ist, wenn sie nicht aus der Opposition kommen."
  • Foto: Neos
  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Bekräftigung seitens der Neos

Zustimmung von den Neos. Dass sich "Leistung wieder auszahlen muss" und das nicht nur für Pflegeberufe, sondern auch für die Elementarpädagogik, findet auch Neos-Chef Niko Swatek. Für ihn klingen die Forderungen von WKO und Ärztekammer wie jene, die seine Partei schon seit Jahren fordere, die aber stets von der Landesregierung abgelehnt wurden. Swatek und seine Partei hoffen nun auf Zustimmung ihrer Anliegen, wenn sie "nicht aus der Opposition kommen". 

Das könnte dich auch interessieren: 

Zwei steirische Polizistinnen wurden ausgezeichnet
Steirische Alzheimerhilfe feiert am 23. November Jubiläum
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.