Fischboom in Fastenzeit
Fischotter und Klima bereiten aber Sorgen

Der Fisch liegt gerade voll im Trend. Vor allem in der Fastenzeit. Aber: die heimische Zucht hat einige Probleme. | Foto: LK Steiermark/Krug
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Laut der Landwirtschaftskammer Steiermark liegen Fischgerichte gerade voll im Trend und die Nachfrage boomt. Steirische Teichwirte hätten sogar Potenzial, die Fischproduktion zu verdoppeln. Doch Sorgen bereiten tierische Fischräuber und der Klimawandel.

STEIERMARK. Die 40-tägigen Fastenzeit hat bereits begonnen. Einige Menschen verzichten somit bis Ostern auf Fleisch und andere wollen sich nur gesünder ernähren. Darum landen in dieser Zeit häufig Fischgerichte auf dem Teller. Vor allem heimische Fische sind eine ideale Fasten- sowie Diätspeise. Sie sind fangfrisch, einfach und rasch zuzubereiten und liegen in der gesunden Ernährung voll im Trend. Heimische Fische wie Karpfen, Forellen, Saiblinge oder Lachsforellen sind bei den Steirerinnen und Steirern sehr beliebt.

„Wir erleben einen richtigen Nachfrageboom. Am Aschermittwoch waren die heimischen Teichwirte voll ausverkauft.“
Helfried Reimoser, Geschäftsführer des steirischen Teichwirteverbandes

Das bestätigt auch der Murtaler Fischzüchter Herwig Leitner aus St.Johann am Tauern: "Es läuft eigentlich das ganze Jahr gut aber vor allem am Aschermittwoch und zu den strengen Fastentagen zu Ostern merkt man, dass die Nachfrage steigt." Es könnte allerdings noch besser laufen denn der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 9 Kilogramm. Jedoch sind es aber nur 0,8 Kilo heimische Fische.  

Angeboten werden die heimischen Fische überwiegend im Direktverkauf ab Hof sowie auf heimischen Bauernmärkten – für 100 steirische Teichwirtinnen und -wirte ist die Direktvermarktung von Fischen die wichtigste Absatzschiene und die Fischnachfrage verzeichnet einen Aufwärtstrend. 

Delikatesse fettarmer Karpfen von den heimischen Teichwirten. | Foto: Fotografie Kainz
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Fische verzeichnen Nachfrageboom

Um die steigende Nachfrage besser decken zu können, haben die österreichischen Teichwirtinnen und -wirte in den vergangenen 14 Jahren rund 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Teichanlagen investiert. 

„Die heimischen Teichwirte haben grundsätzlich das Potenzial, die dreifache Menge an fettarmen Karpfen sowie die doppelte Menge an forellenartigen Fischen auf den Markt zu bringen."
Helfried Reimoser, Geschäftsführer des steirischen Teichwirteverbandes

Es gibt jedoch zwei große Probleme, die einige Hindernisse für die Fischzucht darstellen: die Überpopulation an tierischen Fischräubern und die Folgen des Klimawandels.

Fischräuber und Klimawandel

Die Fischräuber wie Otter und Kormorane vernichten täglich 3.000 Kilogramm steirische Fische, pro Jahr plündern und töten sie eine Million Kilogramm Fische aus den steirischen Teichen und Gewässern wie Flüssen. „Wir schützen unsere Fische in den Teichen bestmöglich durch teure Zäune und Netze sowie kostspielige Überspannungen vor den Fischräubern", erklärt Reimoser. Doch die unmittelbaren Fischräuber-Schäden belaufen sich trotzdem auf rund zehn Millionen Euro im Jahr und sind für die Fischzucht nicht mehr so leicht verkraftbar.

Tierschutz

Der Fischotter ist durch österreichische und internationale Gesetze, wie die EU Fauna-Flora-Habitat Richtlinie, streng geschützt. Nur in besonderen Fällen ist die Bejagung erlaubt.

Der steirische Teichwirteverband möchte nun endlich Gehör beim zuständigen Umweltressort des Landes Steiermark finden, um die Überzahl an Fischräubern einzudämmen. "Um eine Verbesserung der dramatischen Situation zu erreichen, muss die in Begutachtung geschickte Fischotter-Entnahmeverordnung noch wesentlich nachgeschärft werden.“

Fischräuber wie zum Beispiel der Fischotter macht der Fischzucht große Probleme. | Foto: Pixabay
  • Fischräuber wie zum Beispiel der Fischotter macht der Fischzucht große Probleme.
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Das ist nicht so einfach, denn laut dem WWF Österreich erfüllt der Fischotter eine wichtige Funktionen im Ökosystem Fluss. Nachdem er im 20. Jahrhundert fast völlig ausgerottet wurde, erholt sich der Bestand der Art in den letzten 20 Jahren langsam wieder. Das Argument von Tierschutzorganisationen wie zum Beispiel dem WWF: "Der Fischotter war seit jeher in Österreich heimisch und teilte sich mit den Fischen problemlos den Lebensraum."

In St. Johann am Tauern (Bezirk Murtal) ist das Problem jedoch etwas anderes: "Mit den Fischottern haben wir keine Probleme. Die sind vor einiger Zeit umgesiedelt, aber die Gülle und Jauche verschmutzen unseren Bach und es kam sogar zu Problemen mit dem Grundwasser", erzählt Fischzüchter Herwig Leitner. 

Klimawandel

Doch die Fischräuber sind nicht das einzige Problem in der Fischzucht. Beunruhigt sind die steirischen Teichwirtinnen und -wirte auch aufgrund der Folgen des Klimawandels. Denn durch die immer häufiger auftretenden Hitze- und Trockenperioden steigen die Wassertemperaturen und die Verfügbarkeit von Wasser sinkt. Ab einer durchschnittlichen Wassertemperatur von 24 Grad Celsius ist beispielsweise keine Forellenhaltung mehr möglich.

„Unsere Teichwirte steuern den Folgen des Klimawandels entgegen und investieren in den nächsten fünf Jahren rund 30 Millionen Euro vorwiegend in technische Maßnahmen wie Belüfter und Sauerstoffgeräte, um das heimische Angebot zu sichern.“
Helfried Reimoser, Geschäftsführer des steirischen Teichwirteverbandes

Ein weiteres Problem: zu wenig Wasser. "Die traditionelle Teichwirtschaft in der südlichen Steiermark besteht aus so genannten Himmelsteichen. Das bedeutet, dass die benötigten Wassermengen nicht aus Quellen kommen, sondern sich aus Meteorwässern (Wasser aus Niederschlägen, Anm. d. Red.) speisen", erklärt Marie-Theres Holler vom Teichwirtschaft Gut Waldschach.

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Aufgrund der Probleme mit den Fischräubern und dem Klima haben in den vergangenen Jahren mehr als 60 Teichwirtinnen und -wirte das Handtuch geworfen. Jährlich bringen man noch 400 Tonnen Karpfen (minus 200 Tonnen gegenüber 2021) und etwa 600 Tonnen forellenartige Fische (minus 50 Tonnen gegenüber 2022) vorwiegend auf den regionalen Markt.

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