WKO Steiermark warnt
Industriebetrieben macht Energiekrise zu schaffen

Die Frage über die Versorgungssicherheit mit Gas schwebt wie ein Damoklesschwert über der steirischen Industrie. | Foto: MAGNA Heavy Stamping (Symbolbild)
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  • Die Frage über die Versorgungssicherheit mit Gas schwebt wie ein Damoklesschwert über der steirischen Industrie.
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Aufgrund des Ukraine-Kriegs wächst der Druck auf die steirische Industrie zusehends. Hintergrund sind die rasant steigenden Energiepreise und die Abhängigkeit vom russischen Gasmarkt, die die Produktionskosten teilweise verdoppeln. Die Sparte Industrie der Wirtschaftskammer fordert daher rasche und klare Maßnahmen zur Kompensation.

STEIERMARK. Für die steirische Industrie stellt der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gleich in mehrfacher Hinsicht eine enorme Belastung dar: Ohnehin schon rasant steigende Energiekosten, unterbrochene Lieferketten und fehlende Rohstoffe, wie auch die Sorge um die Versorgungssicherheit mit Gas machen den Betrieben derzeit eine geregelte Produktion sehr schwer. Nicht wenige Industrieunternehmen seien bereits gezwungen, ihre Produktionen zu drosseln, weil die zusätzlichen Kosten nicht mehr an die Kund:innen weitergegeben werden können. Hinzu komme das Problem bestehender Lieferverpflichtungen, erklärt Max Oberhumer, Obmann der Sparte Industrie in der WKO Steiermark.

Laut Max Oberhumer (Obmann der Sparte Industrie) stehen die Betriebe vor der Wahl zwischen Pest oder Cholera: "Die Mehrkosten selbst noch versuchen zu schlucken oder die Pönale zu bezahlen." (Archivbild) | Foto: E. Ertl
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Pest oder Cholera

Als Industriebetrieb steht man demnach aktuell vor der Wahl zwischen Pest oder Cholera: Entweder die Betriebe tragen die Mehrkosten selbst oder zahlen die Pönale. Bis zu 50 Prozent Mehrkosten getrieben durch die Energiepreise verzeichneten einige Betriebe bereits, so Oberhumer, und keiner wisse, wie es weitergehe. "Angesichts der immer fragileren Lage können alle nur mehr 'auf Sicht' fahren", schildert der Spartenobmann das Dilemma. Nicht zu vergessen steht in der Steiermark jeder zweite steirische Arbeitsplatz direkt oder indirekt mit der Industrie in Zusammenhang. Dringende Maßnahmen seien daher gefordert. Oberhumer setzt sich daher gemeinsam mit Bundesobmann Sigi Menz für eine Strompreiskompensation – wie dies in Deutschland und Italien bereits der Fall ist – gemäß dem europäischen Emissionshandelsgesetz sowie eine Einrichtung eines Dekarbonisierungsfonds zur Unterstützung der Transformation für Produktionsbetriebe ein.

Georg Feith, Geschäftsführer von Stölzle, ortet aufgrund der Strompreiskompensation für CO2 in Deutschland und Italien schon jetzt einen Wettbewerbsnachteil für Österreich. | Foto: Stölzle
  • Georg Feith, Geschäftsführer von Stölzle, ortet aufgrund der Strompreiskompensation für CO2 in Deutschland und Italien schon jetzt einen Wettbewerbsnachteil für Österreich.
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Ins selbe Horn stößt auch Georg Feith, Geschäftsführer der Stoelzle Glass Group: "Die Glasproduktion ist ein energieintensiver Betrieb. Wir werden durch den explodierenden Gas- und Strompreis besonders hart getroffen. Auf europäischer Ebene besteht durch die Strompreiskompensation für CO2 in Deutschland und Italien schon jetzt für uns ein Wettbewerbsnachteil." Auch die Gebotszonentrennung, die 2018 zwischen Deutschland und Österreich eingeführt wurde, vergrößere den Preisunterschied um derzeit 50€/MWh. "Das sind 25 Prozent vom Strompreis, sprich zu den hohen Preisen kommen noch spezielle signifikante Nachteile in Österreich", so Feith.

Frage der Versorgungsicherheit

Das absolute Worst-Case-Szenario wäre, wenn Russland den Gashahn zudrehen würde. Die Sorge um die Gasversorgung schwebe derzeit demnach wie ein "Damoklesschwert" über dem Industriestandort. Immerhin stammen 80 Prozent des Gases in Österreich aus Russland. Umso dringlicher ist Oberhumers Appell an die Politik: "In einem solchen Ausnahmefall muss die staatliche Energielenkung auf jene Betriebe Bedacht nehmen, die entweder selbst Strom erzeugen bzw. auf jene, die in die lokale Fernwärme einspeisen. Werden diese Ressourcen gekappt, verschärft sich die Problematik für alle gesamt um ein Vielfaches."

Unsicherheit als Bedrohung

Für Herbert Decker, Geschäftsführer der Maschinenfabrik Liezen, haben die "aktuellen Energiepreise massives Bedrohungspotenzial". Aus unternehmerischer Perspektive gebe es derzeit keine Möglichkeit, diese galoppierenden Preissteigerungen zu kompensieren, sondern nur die Chance, sie an die Märkte weiterzugeben. "Besonders komplex macht die Situation, dass es derzeit keine nachvollziehbaren und prognostizierbaren Marktreaktionen zu geben scheint. Das macht auch die Abschätzung der weiteren Entwicklung praktisch unmöglich", befürchtet Decker.

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