Styria goes India
Wenn bei KTM und BMW ein Stück Indien mitfährt

Indien zeigt als Wirtschaftsnation auf – dieses Zeichen hat auch Österreich erkannt und ist nach dem Besuch von Wirtschaftsminister Martin Kocher im Februar bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Indien vertreten. Steirische Unternehmen machen sich – auf Initiative von Land Steiermark, WKO und Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) ein Bild vom Wachstumsmarkt im Fernen Osten sowie seinen Potenzialen für den Export.

STEIERMARK/BENGALURU. KTM-Komponenten mit indischem Know-how – den Wurzeln von Bauteilen für die Automobilbranche, die unter anderem auch bei BMW und KTM Verwendung finden, war jene steirische Delegation auf der Spur, die seit Samstag in Bengaluru (Bangalore), dem indischen Silicon Valley, unterwegs ist - MeinBezirk.at berichtete.
Sansera Engineering begann 1986 mit der Produktion von Pkw-Komponenten. Mittlerweile baut das Unternehmen auch Zweirad-, Offroad- und leichte Nutzfahrzeugkomponenten. Daneben ist Sansera seit 2013 ebenso Luft- und Raumfahrtzulieferer.

Presse zur Fertigung der Aluminiumkomponenten für die Fahrzeugindustrie | Foto: RegionalMedien
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Nicht ganz 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei dem hauptsächlich in Indien tätigen Unternehmen beschäftigt, seit 2017 gibt es mit Schweden – neben Italien - auch eine zweite Niederlassung in Europa. Die Einblicke, die die Delegationsteilnehmenden bei der Werksführung bekommen, sind einerseits für europäische Verhältnisse sehr großzügig und eröffnen andererseits mehr als erfreuliche Ansätze, wie Dominik Velikonja, Geschäftsführer von Vegu, ein weststeirischer Hersteller von Fräs- und Drehteilen für die Automobilbranche, erkennt:

"Man merkt die Innovationen hinter den Maschinenparks, man merkt den Willen voranzukommen. Es wird repariert, es wird entwickelt, es wird neu gebaut, es wird produziert."
Dominik Velikonja, Vegu

Nach der Werksführung bittet der CEO von Sansera F.R. Singhvi die besonders interessierten teilnehmenden Vertreter aus der steirischen Automotive Industrie zu einem persönlichen Gespräch, bei dem es nicht bleibt: Für sie geht es am Nachmittag zu einer nahe gelegenen zweiten Produktionsstätte, die noch detailliertere Einblicke liefern soll. "Ich kenne keine mitteleuropäische Firma, die dies in diesem Umfang betreibt. Sansera hat Entwicklungsabteilungen, die für die eigenen Niederlassungen arbeiten, die technisch auf sehr hohem Standard sind - mit derselben Software wie wir in Mitteleuropa - und es ist wirklich bemerkenswert, wie weit vorne hier Indien in der Technologie ist", bilanziert Dominik Velikonja. 

Übrigens unabhängig von einer etwaigen Eröffnung neuer Kooperationen mit Indien erweitert Vegu seinen Standort in Eibiswald. So soll die Produktionsfläche um 1.600 m2 vergrößert werden. Der Spatenstich dazu erfolgt demnächst.

Am Weg in den Garten bei Sansera heißt es bitte nicht auf Schlangen treten.  | Foto: RegionalMedien
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Zurück zu Sansera Engineering, dessen Mitarbeitermotivation – ein einfacher Arbeiter verdient rund 370 Euro im Monat – eher unkonventionell ist: Zu den "Mitarbeiter-Benefits" zählt ein Rudel an vier bis fünf Hunden, die im Eingangsbereich des Werksgeländes angebunden sind und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig gestreichelt werden können, wenn "sie es brauchen und sie Bedarf haben", so der Guide. Überhaupt setzt das Unternehmen tierische Akzente, finden sich im benachbarten Garten, der für die Mittagspause genutzt werden kann, Gänse, Hühner und Schafe. Ganz zu schweigen vom Schild am Eingang: "Beware of Snakes while walking."

Auf dem Sprung ins Orbit

ISRO steht für Indian Space Research Organisation und ist die zweite Station an diesem Tag. Der Bau und aufwendige Testprozess von Satelliten wird dabei für die steirischen Besucherinnen und Besucher nur wenige Meter durch eine Glaswand getrennt sichtbar. Und auch hier ergibt sich ein Anknüpfungspunkt mit Österreich: Terma, ein ursprünglich dänisches Unternehmen, das aber auch in Wien sowie seit 2014 auch eine Niederlassung in Bengaluru hat, ist in der Raumfahrt und Verteidigung tätig. "Wir stellen Strukturteile und Schutzsysteme für Flugzeuge her wie man sie zum Beispiel aus 'Top Gun' kennt" schildert der Managing Director von Terma Austria Günther Lackner. Für die Raumfahrt entwickelt und baut Terma hingegen Testsysteme. Das Know-how dafür kommt aus Wien und könnte nun an die ISRO exportiert werden. "Was AVL für Autos macht, machen wir für Satelliten", erklärt Lackner. Die elektronischen Prüfstände, die Terma liefert, könnte die ISRO im Testbetrieb für den Satellitenbau brauchen. Für Terma eine enorme Chance:

"Einfach einmal unseren Namen deponiert zu haben, ist schon wichtig, gilt Indien doch als drittgrößte Weltraumnation nach den USA und Europa als großer Meinungsbildner."
Günther Lackner, Terma Austria 

Allrounder bei Produkten und Dienstleistungen

Bereits am Vortag war die Delegation bei einem wahren "Tausendsassa" in Sachen Angebotspalette zu Besuch: Tata Elxsi zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Design- und Technologiedienstleistungen in Branchen, die von Automobil über Gesundheitswesen und Biowissenschaften bis hin zu Haushaltsgeräten, Leiterplatten und Unterhaltungselektronik reichen.

Wie schaut die automobile Zukunft aus? Dazu macht sich Tata Elxsi – neben vielen anderen Angeboten – ebenfalls Gedanken.  | Foto: RegionalMedien
  • Wie schaut die automobile Zukunft aus? Dazu macht sich Tata Elxsi – neben vielen anderen Angeboten – ebenfalls Gedanken.
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Das Unternehmen beschäftigt rund um den Globus mehr als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat neben Indien unter anderem auch Standorte in Dubai, Japan, Malaysia, Kanada, USA, Südafrika und Europa. Die breite Range an Angebote überrascht auch die Steirerinnen und Steirer: So trifft man etwa bei der Besichtigung der Zentrale des Imperiums in Bengaluru auf beeindruckende Video-Präsentation aus dem Automotive Software Engineering. Nur wenige Schritte weiter steht in der "Designhalle" eine Waschmaschine aus Plastik. 
Dieser breite Zugang scheint Tata Elxcsi, das seit 1989 besteht, recht zu geben, gilt das Unternehmen doch als Premium-Ingenieurdienstleister.

Indien weiter im Fokus

Das ICS setzt im Übrigen gleich für mehrere Jahre das Augenmerk auf den indischen Subkontinent: Bis 2026 ist das Fokusprogramm "Indien" fürs Erste anberaumt, nächste Schwerpunkte sind eine für das Frühjahr 2025 geplante weitere Delegationsreise zum Thema Mobilität. Bereits im heurigen Mai steht ein Workshop zum Thema "Zollrecht" am Programm.

Mehr Infos: Internationalisierungscenter Steiermark

Die Teilnahme an dieser Reise erfolgt auf Einladung des Landes Steiermark.

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