Industrie, Verkehr
Wie das Internet der Dinge unser Leben verändern kann
Smart Watches, Smart Home, Smart City. Immer mehr in unserem Alltag wird zum "intelligenten Ding" gemacht. Doch in dem Phänomen Internet der Dinge schlummert noch viel größeres Potenzial, weiß der steirische IT-Experte Kay Römer.
STEIERMARK. Sie sind winzig und haben eine große Wirkung. Die Rede ist von Minicomputern, die mit Prozessor, Sensoren, Funkchip und Batterien ausgestattet sind und mit dem Internet verbunden werden.
"Die Idee ist es, dass man diese kleinen Computer in die Alltagsdinge einbauen oder auch an etwas ankleben kann, auch nachträglich. Das heißt, wir machen eigentlich dumme Alltagsdinge auf eine gewisse Art und Weise intelligent", bricht der Leiter des Instituts für Technische Informatik der TU Graz, Kay Römer, den Begriff "Internet der Dinge", auch Internet of Things (IoT) genannt, herunter.
Die eingebauten Sensoren machen es möglich, verschiedenste Dinge zu registrieren. Wenn dieser Minicomputer etwa an einem Tisch klebt, kann wahrgenommen werden, wie viele Personen am Tisch sitzen, ob sie reden oder schreiben, so der IT-Experte. Diese Informationen werden von den Geräten mittels Funk untereinander ausgetauscht und können, wenn die Geräte mit dem Internet verbunden sind, über einen Server abgerufen und analysiert werden, erklärt Römer: "Und damit kann man dann eine Reihe von interessanten Anwendungen machen, die im Wesentlichen immer darauf basieren, dass man Daten, die über Sensoren von der Umgebung aufgenommen wurden, automatisch auswertet und daraus einen Mehrwert zieht."
Von gesunden Kühen...
Das Internet der Dinge umfasst etwa Technologien im Bereich der Smart Home-Anwendungen, wie beispielsweise die automatisierte Steuerung von Rollos, Licht oder Heizung. Weniger offensichtliche Anwendungen mit viel Potenzial seien jedoch vor allem im Bereich der Industrie zu finden. Als Beispiel in der Landwirtschaft nennt Römer ein Grazer Unternehmen, das eine Kapsel für Rinder entwickelte, die mithilfe von integrierten Sensoren, relevante Gesundheitsdaten misst und überwacht. "Hier muss ich dann sozusagen nicht erst warten, bis eine Kuh krank wird und andere Tiere vielleicht ansteckt, sondern ich kann praktisch vorausschauen und das System informiert mich darüber, worauf ich besonders achten soll."
...zur mühelosen Parkplatzsuche
Ähnliche Systeme werden auch im Bereich des Weinbaus erforscht: Sensoren nehmen Umgebungsparameter wie Feuchtigkeit oder Temperatur wahr und Landwirtinnen und Landwirte können dadurch etwa schädliche Pilzkulturen frühzeitig erkennen und gezielt mit chemischen Mitteln eingreifen, anstatt die Pflanzen flächendeckend mit Chemie zu belasten.
"Das heißt, diese kleinen Gerätschaften geben mir einen Blick in die reale Welt, den ich als Mensch selbst gar nicht habe, weil ich eben an vielen Stellen und kontinuierlich viele Dinge messen kann. Das erlaubt mir wiederum, vorausschauend zu agieren, Probleme zu vermeiden und Ressourcen nur dann einzusetzen, wenn es wirklich notwendig ist."
Kay Römer, Leiter des Instituts für Technische Informatik an der TU Graz
Aber nicht nur in der Landwirtschaft verspricht das Internet der Dinge großen Nutzen, auch in Bezug auf die Infrastruktur vieler Großstädte biete das Internet der Dinge viele Vorteile. Unter dem Einsatz von Sensorsystemen könne etwa die bestehende Wasserversorgung analysiert und optimiert werden, ebenso die Verkehrsinfrastruktur nennt der Forscher weitere Beispiele.
Verlässlichkeit und Datenschutz als Herausforderung
Wo viele Daten gesammelt werden, kommen auch Fragen im Hinblick auf Datenschutz auf. "Datenschutz ist ein großes Thema, also, dass man wirklich nur die Daten erfasst, die man für die Anwendung braucht, und dass das keine Daten sind, die Persönlichkeitsrechte verletzen - das ist durchaus auch eine große Herausforderung." Kritische Blicke wirft die Wissenschaft aber auch auf die Themen Verlässlichkeit und Energieversorgung. "Also hier passiert in der Forschung sehr viel, dass man die Funkkommunikation verlässlicher macht bei höheren Datenraten und weniger Energieverbrauch und auch neue Funktionen schafft", so der Universitätsprofessor abschließend.
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