Hilferuf aus der steirischen Tourismusbranche
"Wir brauchen Cash, sonst schaffen wir es nicht!"

Gibt es für den Tourismus noch einen Lichtblick? Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Pessimismus. | Foto: Steiermark Tourismus / photo-austria.at
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  • Gibt es für den Tourismus noch einen Lichtblick? Die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Pessimismus.
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Seit Mitte März liegt die steirische Tourismus- und Freizeitwirtschaft im Corona-Koma. Eine gestern präsentierte Bilanz über die Nächtigungszahlen im März zeichnet ein düsteres Bild, so ist die Zahl der Gäste gegenüber dem Vorjahr um 65,2 Prozent (117.000 statt 336.500), jene der Nächtigungen um 57,1 Prozent (477.300 statt 1,11 Millionen) gesunken. Für die bisherige Wintersaison (November 2019 bis März 2020) bedeutet das ein vorläufiges Minus von 6,8 Prozent (1,42 Millionen statt 1,55 Millionen) bei den Gästen und 8,2 Prozent (4,84 Millionen statt 5,19 Millionen) bei den Nächtigungen. Für die gesamte Wintersaison, die statistisch noch bis Ende April dauert, wird das Minus noch deutlich steigen, da der ganze April ausfällt.
„Die Zahlen untermauern, dass der Tourismus zu den am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Branchen zählt", erklärt dazu Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. "Neben den bereits getätigten Unterstützungsmaßnahmen für die Betriebe ist es daher wichtig, das touristische Angebot schrittweise wieder hochzufahren. Neben der Gastronomie sollten auch die Hotel- und Freizeitbetriebe geöffnet werden, sobald dies möglich ist."

Eigener Steuersatz für Gastronomie gefordert

Gastro-Betriebe sperren bekanntlich – unter Einhaltung aufwändiger Sicherheits- und Hygienemaßnahmen – ab Mitte Mai wieder auf. Wann der Tourismus generell wieder Fahrt aufnehmen kann, steht noch in den Sternen. Die WOCHE hat mit Klaus Friedl, dem Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der steirischen Wirtschaftskammer zur Stimmung in der Branche befragt: "Die Stimmung ist gemischt. Einerseits ist die Öffnung ab dem 15. Mai ein Lichtblick, andererseits ist die wirtschaftliche Situation mehr als prekär. Die Regierung verspricht Geld, aber das kommt nicht an, wir brauchen es in Form von Cash, stattdessen werden uns Stundungen und Kredite versprochen", kritisiert Friedl. "Was wir wollen, ist eine Akonto-Zahlung, die dann im Laufe des Wirtschaftsjahres gegenverrechnet werden kann."
Der Spartenobmann befürchtet vor allem, dass auch durch die Wiedereröffnung die Misere, in der sich die Branche findet, nicht gestoppt werden kann, denn aufgrund der Maßnahmen können im Schnitt nur die Hälfte der Gäste gleichzeitig bewirtet werden. "Es fehlt nach dem kompletten Ausfall über zwei Monate noch immer 50 Prozent an Umsatz", so der Gastronom. Friedl fordert daher eine "Einmalzahlung und eine Steuerbegünstigung für Betriebe wie dies in Deutschland angedacht wird - sonst werden es die Tourismusbetriebe nicht schaffen." 

Im Sommer 2020 liegt das Gute noch viel näher

Das Tourismusressort des Landes und Steiermark Tourismus kurbeln indessen, um den inländischen Gästen die Steiermark schmackhaft zu machen. „Gemeinsam mit den Regionen planen wir die Kommunikation für den österreichischen Gast. Die Themen Natur, Wohlfühlen und das Genießen der unbeschwerten Urlaubszeit werden dabei im Mittelpunkt stehen, denn sorgenvoll waren die letzten Wochen schon genug", so Erich Neuhold, Geschäftsführer von Steiermark Tourismus. Mit 68 Prozent hat die Steiermark bereits einen sehr hohen Anteil an Stamm- und Intervallgästen. "Wir hoffen, dass diese Beziehung weiter zählt und hält", meint Neuhold. Allerdings: In Summe werden die Übernachtungen aus dem Inland einen Totalausfall von Gästen aus dem Ausland - wenn das heuer eintreten sollte – nicht wettmachen können. Zur Orientierung: Über 2,5 Millionen Gäste waren im Sommer 2019 in der Steiermark auf Urlaub, rund 7,4 Millionen Nächtigungen wurden verzeichnet. 40 Prozent dieser Gäste kamen aus dem Ausland. „Die Steiermark hat immer schon ihren hohen Anteil an Österreichern unter den Gästen sehr zu schätzen gewusst, jetzt tut sie dies mehr denn je", erklärt Neuhold.

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