Die große Lage als Bestnote für die steirischen Eruptions-Winzer (+Video)
Lage, Lage, Lage! Der Spruch gilt für bestes Wohnen, noch viel mehr für besten Wein.
Die neun Eruptions-Winzer aus dem Vulkanland haben sich einem Klassifizierungsprozess verordnet, der einzigartig in Österreich ist. Bewertet werden die besten Lagen der einzelnen Weingüter. Einzigartig ist dieser privatrechtliche Qualitätsstandard zur Lagenweinklassifizierung. deswegen, weil sie von einem externen Unternehmen vorgenommen wurde.
Gut ist nicht gut genug, weshalb sich die Eruption Winzer vor einiger Zeit dazu entschlossen haben, dem in der Steiermark geltenden DAC-System noch eines draufzusetzen. Mit der Klassifizierung der besten Lagen gehen sie bei der Qualität noch einen Schritt weiter. Die Bezeichnungen „Erste Lage“ und „Große Lage“ sind damit ab sofort Garant für besondere Qualität.
Seit der Einführung des DAC-Systems in der Steiermark wird zwischen Gebiets-, Orts- und Riedenweinen unterschieden. Aber Riedenwein ist nicht gleich Riedenwein. "Unsere langjährige Erfahrung zeigte, dass die Beschaffenheit der Lagen und das Handwerk des Winzers zu einer
weiteren Differenzierung der Riedenweine führen muss", erklärte Stefan Krispel, der den Klassifizierungsprozess bei den Eruption-Winzern eingeleitet hat.
"Außerdem unterliegen wir Winzer einer Vielzahl an Berichtspflichten und haben dadurch eine sehr gute Datenlage. Wir haben uns mit diesem privatrechtlichen Qualitätsstandard die Aufgabe gesetzt,
erstmalig in Österreich anhand von bereits bestehenden behördlichen Fakten und Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit ein klar nachvollziehbares Punktesystem für eine Klassifikation zu entwickeln", sagt dazu Stefan Müller, Obmann der Eruptions-Winzer.
Der externer Partner, der den Prozess begleitet und umgesetzt hat, ist die oberösterreichische Lacon GmbH, deren Akademie die Winzer auch bei der Erstellung der Standards unterstützt hat. Das Unternehmen Lacon ist in der Steiermark nicht unbekannt, im Bereich Qualitätssicherung und Lebensmittelzertifizierung haben sie beim steirischen Kürbiskernöl und bei der Pöllauer Hirschbirne ihre Finger mit im Spiel. Trotzdem traut sich Stefan Müller, Weinbauer in Klöch, zu behaupten: "Es war für uns alle ein langer und harter Weg."
Burgund und Bordeaux als Vorbild
Vorbild für die Klassifizierung sind das Burgund – bezogen auf die Lage – und Bordeaux – bezogen auf das Weingut. "Auch haben wir uns an den Klassifizierungen der VDP in Deutschland orientiert. Darum übernehmen wir sinngemäß die Bezeichnung ,Premier Cru' für Erste Lage und Große Lage für ,Grand Cru'", erklärte Weinbauer Josef Scharl, der sich bereits seit 1997 intensiv mit Qualität im Wein auseinandersetzt..
Mit einem kleinen Kongress im Trauteum in Trautmannsdorf wurde nun dieser Klassifizierungsprozess abgeschlossen. Das "Master-Tasting", die dazugehörige Weinverkostung moderierte der Promi-Sommelier Gerhard Retter, übrigens ein gebürtiger Oststeirer. "Sind Weinnasen hier", sein launiger Einstieg. "Das Tun des Winzers muss man im Wein schmecken", als Mittelepisode und "die Bodendiskussion wird man auch noch in 1.000 Jahren führen" zum Ausklang. Dazwischen lagen 27 Lagenweine zum Verkosten und drüber reden.
Und wenn man schon in Trautmannsdorf ist, dann kommt man natürlich an den Geschwistern Sonja und Richard Rauch nicht vorbei – sie begleiteten den Kongress kulinarisch.
Die Klassifizierung im Detail: Was ist erste Lage, was ist große Lage?
Eine Erste Lage ist eine erstklassige Riede mit eigenständigem Charakter und idealen Voraussetzungen in Bezug auf Alter der Rebstöcke, Lage (Ausrichtung, relative und
absolute Höhe) und Mesoklima , die in Verbindung mit dem Winzer stets außergewöhnliche
Weine hervorbringt. Nur die hochwertigsten Rieden des Vulkanlandes Steiermark werden mit „Großer Lage“ ausgezeichnet. Hier reifen die ausdrucksstärksten Weine der Region mit dem größten
Tiefgang und der besten Lagerfähigkeit.
Die externe Evaluierung der Klassifikation machte es unumgänglich, ein transparentes Punktesystem zu entwickeln. Punktesysteme sind in der Weinbewertung nichts Ungewöhnliches – hier gibt es das
20 Punkte-Schema oder das 100 Punkte Schema.
"Nachdem wir die Riede in Verbindung mit dem Weingut bewerten, haben wir uns für das 100
Punktesystem entschieden. Die Beschaffenheit der Riede wird mit 40 Prozent gewichtet, die Erfahrung des Winzers mit 60 Prozent", sagt Hannes Hackl, der als Weinexperte den Klassifizierungsprozess maßgeblich mitentwickelt hat. "Dieses Klassifizierungssystem ließe sich auch auf andere Weinbauregionen Österreichs übertragen. Wobei unser Handeln hier von anderen Vereinigungen schon sehr argwöhnisch beäugt wird – das ist aber noch milde ausgedrückt, was uns zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", setzt Hannes Hackl nach.
Es war auch ein Zeugnistag für die Winzer. Durchaus mit so nicht erwartbaren Ergebnissen. So manche Hoffnung wurde enttäuscht. "Wir waren uns immer bewusst, dass auch unsere Schwächen aufgezeigt werden. Und wenn es jetzt in mancher Hinsicht bei dem einen oder anderen Winzer nicht ganz gereicht hat, so heißt es nicht, dass es das Ende der Fahnenstange nicht. Es ist ein lebendiger Prozess, der uns anstacheln soll, unsere Schwächen auszumerzen", so Stefan Müller.
Bewertungskriterien für die Lage:
• Geografische Lage
• Ausrichtung
• Steilheit
• Bodenbeschaffenheit
• Reben
• Rebsorte
• Alter der Stöcke
• Klonenselektion
Bewertungskriterien für Erfahrung des Winzers
• Arbeit im Weingarten
• Transparenz der Produktionsmethoden des Lagenweines im Keller
• Marktbedeutung des Weinguts
• Bekanntheit von Lagenweinen des Weinguts
• Aktivitäten zur Festigung der Reputation der Lagenweine
Die Bewertung dieses Standards erfolgt durch eine externe Kontrollstelle mittels Fragebogen,
der auch zur Selbsteinschätzung und zur Vorbereitung auf das Audit herangezogen wird
Mehr über die Eruptions Winzer erfahren Sie hier
Details zum Unternehmen Lacon finden Sie hier
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