Klartext reden in Reimform
Bernhard Fischer aus St. Anna am Aigen hat den Reiz des Poetry Slams für sich entdeckt.
In einem Zeitlimit von fünf Minuten sollen bei einem Poetry Slam in flüssiger und mitreißender Erzähl- und Reimform selbst geschriebene Texte auf der Bühne vorgetragen werden. In dieser jungen literarischen Performancekunst haut der Poet den Zuhörern erfrischende, aufrüttelnde, politische, lustige oder herzerwärmende Wörter und Sätze zielstrebig um die Ohren. Der Sieger wird durch die Gunst des Publikums gekürt.
Klare Worte
Der Poetry Slam ist eine noch relativ junge Art der Dichterkunst, die aber vor allem im städtischen Raum längst ein riesiges Publikum anzieht und große Säle zum Bersten bringt. Die deutsche "Slammerin" Julia Engelmann etwa erlangte mit ihrem Gedicht "One Day" auf "youtube" enorme Popularität und kann mittlerweile auf unglaubliche acht Millionen Zugriffe verweisen.
Die Kunstform begeistert auch den ersten Sieger eines Poetry Slams in der Südoststeiermark. Der 21-jährige Bernhard Fischer aus St. Anna am Aigen nützte im Vorjahr – wie eine Handvoll weiterer regionaler Jung-Poeten – die Gunst der Stunde und ging in Tieschen beim Weinfest von Sigrid und Martin Sorger, die diesen Dichterwettstreit erstmalig am Programm stehen hatten, gleich als Publikumssieger hervor. "Ich bin es ganz pragmatisch angegangen und habe einen Nachmittag einfach vor mich hin getextet", reflektiert Fischer.
Jonglieren mit Worten
"In meinem Text ging es einerseits um die Lieblingsbeschäftigung der Österreicher, Jammern und Sudern, und andererseits um die Gemütlichkeit des Ja-Sagens und dessen Gefahr", schildert er seine Herangehensweise. "Der Auftritt war genial, obwohl der Puls aus Nervosität ordentlich steigt!"
Mit den mehrfachen landes- und bundesweiten Poetry-Slam-Meistern Mario Tomic und Klaus Lederwasch hatte sich die zwei Tieschener Organisatoren zudem zwei prominente Moderatoren und Gastredner ins Boot geholt. Von der anfänglichen Skepsis der Besucher bei der Poetry-Slam-Premiere war bald kaum mehr etwas zu spüren. Denn die freimündigen Literaten spielten gekonnt mit den Worten und ernteten sowohl viel Beifall als auch hohe Punktewertungen.
"Das Coole am Slammen ist: Man kann öffentlich sagen, was man denkt und bekommt sogar Applaus dafür", grinst Bernhard Fischer.
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