Fasching schafft Wertschöpfung
Ohne kulturelle Identität ist Tourismus sinnlos

Ohne kulturelle Identität ist Tourismus sinnlos

Heute schreibe ich als Wahlgleichenberger oder Wahlstradner, der seit 22 Jahren hier seine große Liebe findet und seit 8 Jahren im Narrenkartell Bad Gleichenberg mitspielt.

Ein zentrales Thema für die menschliche Zukunftsfähigkeit – und damit direkt für die Lebensqualität - ist die Lebenskultur mit den unzähligen Menschen, die in ihrer Freizeit meist gemeinschaftlich musizieren, singen, Theater spielen, etc.

Der Kulturkreis Bad Gleichenberg sieht sich seit 36 Jahren also Teil der regionalen Festkultur, als immaterielles Kulturerbe. Hier spielen Kulturschaffende verschiedenster Bevölkerungsgruppen wertschätzend auf hohem Niveau zusammen. Nur wenn sich kulturell etwas bewegt, fallen wirtschaftliche Programme auf fruchtbaren Boden. Vor allem auch die Auszeichnung als Narrenhauptstadt 2020 und 2021 haben gezeigt wie überregional wertvoll die Marke Narrenkartell Bad Gleichenberg ist und welchen großen Nutzen es auch für den Tourismus hat.

Heuer wird es den 36. Fasching Take Away geben, also digital, wieder eine neue Innovation. Bestellungen unter office@kulturkreis-gleichenberg.at oder 0664 5513385.

Der Grund für die heutige Presseinformation ist folgende. Ich erlaube mir meine Vita vorauszuschicken, bin Touristikkaufmann, ausgebildeter Kur- und Fremdenverkehrsdirektor, war 5 Jahre Geschäftsführer eine Tourismusregion, 6 Jahre lang Obmann einer und führe seit 1985 den Biohotelbetrieb Biolandhaus Arche, also ich kenne Tourismus von jeder Seite, vom Betrieb, als Geschäftsführer und als Funktionär.

Jetzt ging es um eine Kleinigkeit, darum, dass der neue große Tourismusverband, eine kleine Unterstützung für kulturelle Arbeit gibt – wir machen sehr viel und gutes Marketing, sind über Narrisch Guat wirklich überregional präsent. So die Euro 500,-, die wir wollten und nicht bekommen, werden wir verkraften, aber nicht die Argumentation von Herrn Geschäftsführer Christian Cantola – er wäre selbst 10 Jahre lang Sprecher des Faschings in Bad Radkersburg gewesen und dann würde ja jeder kommen und es würden ihm 200 000 Euro fehlen, die Gemeinden, das Geld voriges Jahr noch schnell selber ausgegeben hätten. Desweiteren wäre doch noch mit größeren Kürzungen generell zu rechnen, außerdem werden wohl nicht alle Tourismusbüros aufrecht zu erhalten sein. Also da ist das große Aufräumen in Planung. Es soll auch klar sein, auch Absagen sind zu akzeptieren, also es geht nicht um eine beleidigte Leberwurst, aber ich verspüre einfach fachlich das Bedürfnis hier vor Fehlern zu warnen. In keiner Weise soll die Qualifikation der Geschäftsführung angezweifelt werden, jedoch, wenn es nur noch darum geht sicherzustellen, wie das System Großregion überlebt, dann wird an den Bedürfnissen der Mitglieder vorbeigearbeitet.

Wenn ich etwas aus meinen Erfahrungen beitragen darf, dann schaut mir die derzeitige Zusammenlegung der Kleinregionen zu einer Großregion einfach nur politisch verordnet, ohne dass klargelegt wurde, dass es Strukturen braucht, wo auch die Kleinregionen und Gemeinden sowie die Betriebe sich wiederfinden. Eine touristische Großregion ist kein Selbstzweck, nur weil es am Papier gut ausschaut.

Wir wissen, dass Nächtigungen maximal zu 5 % von den Tourismusregionen kommen, das heißt die Hotels lukrieren diese zum großen Teil selbst und die Aufgaben von diesen Destinationsmanagements ändern sich gerade gewaltig, da sich auch der Tourismus verändert. Die Region darf nicht glauben, wir machen das und die unter uns, alle haben zu akzeptieren, was oben passiert.

Ja es braucht die überregionale Buchungsplattform und eine entsprechende gemeinsame Bewerbung, da kann die Großregion helfen, aber es braucht auch Angebotsentwicklung und Identität stiftende Maßnahmen, ich will da die Route 66 als schräge, aber kluge Idee positiv hervorstreichen.

Aber wenn ich die Orte und Strukturen aushungere und glaube, auf der untersten Ebene darf nichts passieren, dann geht man den falschen Weg, ohne dass Tourismus von der lokalen Kultur getragen wird, ohne dass sich kulturell etwas bewegt, ohne dem ist keine Tourismus machbar.

Es braucht in der Großregion sogenannte Erlebnisräume, wo sich ein Gast im großen und ganzen bewegt, das heißt, wer in Gleichenberg schläft wird eher selten in Blumau in die Therme gehen – das heißt auch innerhalb der Großregion braucht es sowas wie eine Kleinregion, nur heißt es dann Erlebnisregion und ist Teil des Ganzen und es braucht interne Förderungsrichtlinien für lokale und überregionale Veranstaltungen, die sicherstellen, dass Kultur weiterhin passiert. Das ist dann transparent und verhindert, dass nur „gewisse“ unterstützt werden.

In den Großregionen setzen sich sonst zwangläufig die Starken und Großen durch und die Fläche und Einzelinitiativen bleiben auf der Strecke. Es sollen heuer, wie ich vernommen habe, die Weichen gestellt werden. Ich darf an die Verantwortlichen appellieren, sicherzustellen, dass lokale Identität weiterhin passiert, dass Gemeinden nicht ausgehungert werden und dass Maßnahmen fürs touristische Marketing gefunden werden, die an die Kleinheit der lokalen Tourismusbetriebe angepasst sind, wenn also Marketingkooperationen, auf betrieblicher Ebene, die es hoffentlich geben wird, müssen diese finanziell leistbar sein.

In diesem Sinne, Glei Glei Gluck Gluck – es ist eine Außenansicht, die manchmal ungeschönt hart klingt, aber ich denke, sie bringt voran. Die Aufgabe eines Narren ist es, den Leuten einen Spiegel vorzuhalten, das habe ich hiermit getan. Und zum Abschluß was zum Schmunzeln – Gehirne von Katzen schrumpfen, wenn diese zu lange unter dem Pantoffel stehen, das kann jedem passieren. Oder Pezi würde sagen, Kasperl pass auf, geh gschwind vors Haus, da raufen zwei Frauen um dich, ich glaub die schiachere gwinnt.

Ilmar Tessmann

PS. Ich habe einen kleinen Beitrag geleistet, dass ich mit der Einkäuferin von Eurotours Hoferreisen vereinbart habe, dass ein Teil der Tische der Faschingssitzung in Bad Gleichenberg 2023 über Eurotours angeboten werden, die dort gelisteten Hotelbetriebe im Raum Gleichenberg und Umgebung können sich bei Sabine Dorner alsbald melden. Fasching schafft Wertschöpfung und kann gerade im Winter ein wichtiger Angebotspunkt für die Region werden.

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