Vertriebene

Beiträge zum Thema Vertriebene

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Fortsetzung: Vertrieben (45)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Adelheit und ich müssen im Pfarrhof viel helfen: Abtrocknen, Gemüse putzen und schneiden, Kartoffeln schälen, Dinge in den Keller bringen, Einkaufen und viele andere Dinge gehören zu unseren täglichen Pflichten. Alle – auch die Kinder – müssen zupacken auf einem Bauernhof und bei so vielen Leuten. Besonders unangenehm ist das Stopfen der Strümpfe. Sie müssen für alle im Haus, auch für die Gendarmen, gestopft werden. Eine nie...

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Fortsetzung: Vertrieben (44)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Herr Pfarrer beteiligt sich kaum an den bäuerlichen Arbeiten. Als Seelsorger hat er andere Dinge zu tun. Und für Männerarbeiten ist ja der Wirtschafter zuständig. Es gibt wieder ein Pferd auf dem Pfarrhof (oder zwei Pferde?). So kann Herr Pfarrer wieder alle 14 Tage in Neudorf, das als Filialgemeinde zur Pfarrei Mohrau gehört, Gottesdienst halten. Jetzt im Winter fährt er mit dem Pferdeschlitten dahin. Herr Schwarz lenkt die...

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Fortsetzung: Vertrieben (43)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Mit seinen sechs Jahren müsste Viktor eingeschult werden. Aber die deutschen Kinder dürfen ja nicht zur Schule. Da haben Herr Pfarrer und Muttl beschlossen, ihn privat Lesen und Schreiben zu lehren. Herr Pfarrer malt große Druckbuchstaben auf rechteckige Papierstücke. Viktor lernt die Buchstaben schnell. Nun soll er sie zu Worten zusammenziehen. Herr Pfarrer setzt das Wort „Killian“ zusammen. Viktor buchstabiert richtig, doch...

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Fortsetzung: Vertrieben (42)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Um diese Zeit finden Adelheid und ich in den gebundenen Kinderzeitschriften, die im Pfarrhof (vielleicht seit der Kinderzeit von Tante Rosi und Großvater) aufbewahrt werden, ein kleines Gedicht, das gut zu unserem Wildgruber Bergausflug passt. Es gefällt uns sehr. Wir lernen es auswendig und ich habe es bis heute behalten: Als die liebe Frau gegen Himmel fuhr, ließ den Mantel blau sie auf ird´scher Flur. Kam ein Windgesell,...

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Fortsetzung: Vertrieben (41)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Nun haben wir endlich wieder genug zu essen. Ich esse, dass ich glaube, platzen zu müssen. Doch eigenartigerweise: das Hungergefühl vergeht nicht. Immer glaube ich, Hunger zu haben, soviel ich auch esse. In einer der ersten Nächte nach unserer Rückkehr erwache ich nachts. Weshalb ist es so feucht in dem Bett? Und was poltert draußen im Vorhaus? Wir haben Durchfall bekommen. Durchfall wie Wasser. Unser Darm verträgt normale...

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Fortsetzung: Vertrieben (40)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Im Pfarrhof in Mohrau hat man sich offensichtlich lange um uns keine größeren Sorgen gemacht. Vielleicht tue ich ihnen Unrecht. Aber obwohl die Pfarreileute wissen, dass wir uns im Lager befinden – Muttl hat ihnen geschrieben – hat jedenfalls Tante Rosi uns niemals ein Päckchen geschickt. Dabei war es allen sehr wohl bekannt, dass es den Deutschen in tschechischen Lagern alles andere als gut geht. Als aber die Wochen vergehen,...

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Fortsetzung: Vertrieben (39)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Muttl klagt immer wieder über den dichten und feinen Staub beim Dreschen, den man einatmet und gegen den man sich nicht schützen kann. Eines Abends kommt sie mit furchtbaren Kopfschmerzen ins Lager zurück. „Sicher vom Staub“, meint sie. Doch der Schmerz vergeht nicht, sondern wird stärker und stärker. So matt fühlt sich Muttl, dass sie sich hinlegen muss. Am nächsten Tag zur Arbeit zu gehen, das ist unmöglich. Bald kommt...

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Fortsetzung: Vertrieben (38)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Wir betteln. Ein Teil der Männer, die von uns getrennt in einem ganz anderen Lagerteil untergebracht sind, geht täglich zur Arbeit ins Dorf. Trotz Kontrolle am Lagereingang gelingt es ihnen nicht selten, Essbares, z.B. Fallobst, einzuschmuggeln. Irgendwie haben dies einige Kinder aus unserem Haus heraus gefunden. Wir stellen uns nahe vom Tor auf, aber so, dass die Wache nichts sieht. „Bitte haben Sie was zum Essen? Bitte,...

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Fortsetzung: Vertrieben (37)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Alles Essbare wird gesammelt. Draußen wächst wilder Mohn. Mohnkörner kann man doch essen! Mit Adelheid ernte ich die halbreifen Mohnkörndl und wir sagen niemand davon, damit uns keiner die Kapseln wegpflückt. Auch wilde Kamillen wachsen auf dem Lagergelände. Vielleicht kann man Tee daraus kochen? Niemand hat mir das vorher jemals gesagt. Ich „erfinde“ dies neu. Ich werfe die Blüten in kochendes Wasser und siehe: das schmeckt...

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Fortsetzung: Vertrieben (36)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Nirgends in unserem Frauenlager gibt es einen Herd oder Ofen, an dem man sich wärmen oder worauf man kochen könnte. Eines Tages beschließen mehrere Frauen, in einem Gebäude neben dem riesigen Saal einen (Lehm?)Ofen zu bauen. Viel wird im Lager darüber gesprochen und Muttl bewundert die Frauen sehr, die sich dies zutrauen. Woher hatten sie die Kenntnisse, woher das Material, woher die Herdplatte aus Metall? Ich weiß es nicht....

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Greifbare Hoffnung

Vertriebene aus mehreren Ländern haben in Gleisdorf Quartier bezogen. Das Leben in unklaren Verhältnissen beim Warten auf eine unsichere Zukunft ist eine erhebliche Herausforderung für die Männer verschiedener Generationen. Sprachbarrieren und soziale Grenzen zu ihrer Umgebung fallen hier derzeit vor allem über kulturelle Wege: künstlerische Arbeiten, Tanz und Speisen. Das sind kulturelle Codes, die uns Verständigung anbieten, wo es die Sprache gerade noch nicht kann. Die Vertriebenen in...

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  • Weiz
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Fortsetzung: Vertrieben (35)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Mit Gerda üben wir Lieder ein. Seit einiger Zeit singen nämlich die Frauen am Abend und nun sollen wir Kinder auch einmal vorsingen. Adelheid und ich kennen nur Volkslieder, aber die Gerda, die kennt auch Schlager. Einer hat den Kehrreim „…Handschuh aus Glacee, ein volles Portemonnaie….“ Wir sind sehr beeindruckt und finden den Schlager ganz toll. Und wir waren recht erstaunt, dass Muttl den Schlager gar nicht so gut findet,...

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Fortsetzung: Vertrieben (34)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Es gibt genug Kinder als Spielgefährten und die Trümmerfelder und Mauerresteaus zerbrochenen Ziegelsteinen sind wie ein riesiger Abenteuerspielplatz für uns. Niemand befiehlt oder beaufsichtigt die Kinder. Wir sind völlig ungebunden. Wäre nicht der Hunger gewesen, hätten wir ein herrliches Kinderleben gehabt. Es bilden sich Gruppen von etwa Gleichaltrigen. Viktor ist in seiner eigenen Gruppe und wir haben wenig Berührung mit...

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Fortsetzung: Vertrieben (33)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Jetzt heißt es bald: „Essen holen“! Alle stellen sich in einer langen Reihe auf, in der Hand ihre Tiegel und Töpfchen. Zum Frühstück gibt es auch hier eine trockene Brotschnitte und eine Schöpflöffel mit schwarzem Ersatzkaffee(natürlich ungesüßt). Zu Mittag teilt man uns wieder Brot mit Kaffee aus, am Abend einen Schöpfer voll Suppe. Wir erhalten nicht mehr Nahrung als in Hodulein, aber sie ist besser über den Tag verteilt....

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Fortsetzung: Vertrieben (32)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Große Aufregung! Unser Lager soll von irgendeiner Organisation kontrolliert werden. Es gilt als Lager für Schwerkriegsverbrecher. Doch sind wir dies – Frauen und kleine Kinder? Unser Aufenthalt lässt sich kaum rechtfertigen. Wir müssen verschwinden. „Ihr kommt nach Hause. Ihr werdet entlassen“. Ach, wie freuen wir uns! Der Brech Fritz wirft sich voll Freude auf seinen Rücken und strampelt mit seinen Beinen. Nach etwa vier...

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Fortsetzung: Vertrieben (31)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Die Tage sind heiß und schwül hier im Tiefland der March. Mit Sehnsucht denkt Muttl an die frische Bergluft daheim. Zum Glück müssen wir tagsüber nicht in den Baracken bleiben. Das wäre wohl qualvoll gewesen. Hinter unserer Baracke treffe ich auf die alte Frau Dorner (nicht verwandt mit unseren Hausleuten) mit der kleinen Ulrike im Kinderwagen. Die Mutter ist mit der älteren Tochter Helga am Bahnhof von Hodulein aussortiert...

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Fortsetzung: Vertrieben (30)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Bald merken wir, dies ist ein Schreckens- und Hungerlager. Das Lager gilt als Lager für Schwerkriegsverbrecher. Männer und Jungen werden tagtäglich gefoltert und grausam verprügelt. Viele werden zu Tode geprügelt. Vor allem nachts hört man das Schreien der Gequälten. Da wir Kinder tief schlafen, bekommen wir das zum Glück längst nicht so mit wie unsere Mütter. Gelegentlich kommen Männer zu unserer Frauenbaracke, lassen sich...

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Fortsetzung: Vertrieben (29)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © In Hodulein, einem Vorort von Olmütz, endet die Zugfahrt. Alle müssen aussteigen und sich familienweise aufstellen. Uns kontrollieren schwerbewaffnete Tschechen. Aus jeder Familie sortieren sie die Arbeitsfähigen ab 12 Jahren aus. Wenn Großeltern bei der Familie stehen, sortieren sie die Mutter aus und nur die Alten bleiben bei den Kindern zurück. Für Säuglinge, die noch Milch benötigen, bedeutet dies den baldigen Tod. Doch...

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Fortsetzung: Vertrieben (28)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © 17. Juli 1945: Es klingelt an unserer Wohnungstür. Unser Nachbar, der Uhrmacher Zeiger, bringt einen Befehl von den Tschechen: Wir haben uns um 18 Uhr mit Verpflegung für wenige Tage am Ringplatz einzufinden. Strengste Strafe bei Nichterscheinen. Es gehe um einen Ernteeinsatz (14 Tage) zu tschechischen Bauern. Wir haben Glück. Weil er Nachbar ist, sind wir die Ersten, zu denen Herr Schreiber mit diesem Befehl kommt. So bleiben...

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Fortsetzung: Vertrieben (27)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Auch durch Bennisch werden Viehherden getrieben. Gottfried nimmt heimlich eine Kuh an sich und will sie – nach Mohrauer Vorbild – am Strick zu den Dorners führen. Doch man erwischt ihn dabei. Jetzt wird es äußerst gefährlich für uns. Irgendwie aber ist es Muttl gelungen, den noch kindlichen Gottfried zu beschützen und unbeschadet davon zu kommen. Muttl tut sich mit andern Frauen zusammen. Sie wollen im Wald Himbeeren sammeln....

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Fortsetzung: Vertrieben (26)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Todmüde erreichen wir Bennisch. Nun müssen wir nur noch den hohen Berg von der Aue zum Ringplatz bewältigen. Unterwegs trifft Muttl Bekannte. Die berichten nichts Gutes: Unser Bäcker, der Groß Bäcker, ist von den Russen erschossen worden, weil er versucht hatte, seine Frau vor ihnen zu schützen. Sein Haus wurde angezündet und steht als Ruine am Ringplatz. Frau Bannert, die Frau unseres Schuldieners, eine schlanke, braunhaarige...

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Fortsetzung: Vertrieben (25)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Sie erzählt mir am nächsten Tag voller Unruhe, es habe eine Auseinandersetzung zwischen Muttl und Tante Rosi gegeben. Tante Rosi bedrängt Muttl, endlich wieder nach Bennisch zurück zu gehen. Muttl weint. „Ihr könnt mich doch nicht in dieser gesetzlosen Zeit mit den Kindern schutzlos ins Ungewisse gehen lassen“. Tante Rosi: „Du kannst dem Herrn Pfarrer nicht weiter zur Last fallen“. Ganz furchtbar ist es für uns, dass Muttl...

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Fortsetzung: Vertrieben (24)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © Ihr Häusl hat Tante Rosi sehr bald an den Heider Schuster vermietet, dessen Haus abgebrannt ist. Ihre eigenen Sachen aber will sie ins Pfarrhaus bringen. Adelheid und ich dürfen sei einmal begleiten und gehen mit ihr in das Oberdorf. Das Häuschen ist nach den Verwüstungen durch die Russen weitgehend wieder in Ordnung. Mir fällt nur auf, dass in der Laube die Fensterscheiben zerbrochen sind, sicher eine Folge des...

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Fortsetzung: Vertrieben (23)

Die wahre Geschichte eines kleinen Mädchens Autorin: U. Hillesheim © An vieles, was Pfarrer Dietz schildert, kann ich mich sehr gut erinnern. Natürlich an den weißen Stofffleck mit dem „N“ und später die gelbe Armbinde. An die sich jagenden Befehle (Todesstrafe bei Nichtbefolgung), die ausgetrommelt wurden. Lebendig steht mir der Riesenhaufen verrostender Fahrräder im Pfarreihof vor Augen. Unter den Wertsachen war auch eine Briefmarkensammlung. Sie wurde einfach in Säcke gestopft, stand im...

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