Teuerung

Villacher Initiative zieht der Landesregierung den Stecker

Die Villacher Initiative "NetzStecker" versteht sich als Personenkomitee gegen die Teuerung. Den Stecker möchte Schriftsteller Gerald Eschenauer mit prominenter Unterstützung der Kärntner Landesregierung ziehen.

VILLACH, KÄRNTEN, WIEN. "Seid laut. Seid ungehalten. Seid empört!", liest man dieser Tage in ganz Kärnten auf den Plakaten der Initiative "NetzStecker", die die Kärntner Landesregierung nicht nur kritisiert , sondern aktiv zum Handeln bringen möchte. Kritikpunkte sind etwa das untätige Zusehen bei Preis-Verdreifachungen im Supermarkt, Preis-Verdopplung bei Stromanbieter Kelag und Wucherpreise in Cafés und Restaurants. Neben Eschenauer sind auch Seen-Volksbegehren-Initiator Gerhard Godescha, pensionierter Journalist Gerhard Leeb und Unternehmerin Ursula Effenberger aus Wien Teil von "NetzStecker". Am 6. November wird es eine Demonstration in der Landeshauptstadt Klagenfurt geben, die in einen Abend der Kärntner Kultur im Klagenfurter Eboardmuseum übergehen wird.

Die Kritikpunkte

"Das Land Kärnten ist aufgefordert, ohne Zeitverzögerung Maßnahmen gegen die Teuerung zu setzen. Da sitzen Experten hinterm Schreibtisch. Deshalb bringen nicht wir die Vorschläge, sondern fordern Tätigkeit nach Jahren des Nichts-Tuns", kritisiert der Villacher Schriftsteller Gerald Eschenauer, der Beispiele anführt für "einen unerträglichen status quo": "Die Verdoppelung des Strompreises durch die Kelag wird einfach so hingenommen. Auch die Tatsache, dass die Packungen in den Supermärkten immer kleiner werden, während die Preise steigen. Hinzukommt, dass man in Slowenien und Italien zwei bis drei Kaffees zum Preis eines Kärntner Kaffees bekommt. Parallel dazu erhöhen die Versicherung ihre Preise. Wie sollen sich die Kärntner das alles leisten können? Die Landesregierung muss doch auf so etwas reagieren!"

Lebensmittel-Wahnsinn

Seen-Volksbegehren-Initiator Gerhard Godescha schlägt die versteckte Preiserhöhung im Supermarkt sauer auf: "1.000 Gramm Ovomaltine sind jetzt 750 Gramm und kosten trotzdem um 23 Prozent mehr. Eskimo offeriert jetzt fünf statt sechs Stück Nogger-Eis. Magerine ist um 39 Prozent teurer geworden und hat ebenfalls weniger Inhalt!" Während Godescha beim Seen-Volksbegehren fertige Gesetzestexte geliefert hat, wählt er diesmal einen anderen Kurs: "Die Politik ist gefordert, die Profitgier der Konzerne zu brechen. Da müssen die Experten aufwachen und sich aktiv einbringen!"

Mietpreise explodieren

Extra aus Wien ist Unternehmerin Ursula Effenberger angereist, um der offiziellen Pressekonferenz von "NetzStecker" im Villacher Hotel "harry's home" beizuwohnen. "In ganz Österreich explodieren Energie-, Lebensmittel- und Strompreise. Eine 100m2-Wohnung in einem Wiener Gemeindebau kostet aktuell 1.938 Euro. Die Wohnungspreise sind österreichweit erst um 8,5 Prozent gestiegen, dann erneut um weitere 5,5 Prozent. Dafür verdienen die meisten Familien eindeutig zu wenig, denn die Gehälter sind bekanntlich nirgends um das Doppelte gestiegen", ärgert sich Effenberger: "Bei Corona wurde alles vorab von oben entschieden. Bei den uns alle betreffenden Teuerungen ist das offensichtlich unmöglich!"

Die Krone des Stroms

"Die Kelag setzt all dem die Krone auf", schießt Ex-Journalist Gerhard Leeb nach: "Der Konzern hatte immer ein gutes Image. Dann folgte auf einen 240 Millionen Euro Gewinn eine Welle von Terror-Mails an die Kunden, die in gefährlichen Droh-Schreiben an jeden Kunden-Haushalt endete. Ich prüfe gerade, ob der Geschäftsbericht der Kelag getürkt ist. Nebenbei erwähnt, müssen wir Kärntner jetzt dafür zahlen, dass der Konzern im Kosovo einen teuren Fehler gemacht hat. Einfach 'Kelag Kosovo' googeln!"

Gemeinsames Ziel

Zusammengefasst hat "NetzStecker" ein konkretes Ziel. "Wir fordern einfach, dass die Landesregierung aktiv gegen die Teuerungen auftritt, nicht zulässt, dass wir Kärntner durch die Bank Anträge auf Sozialhilfe stellen müssen, um über die Runden zu kommen. Unsere Idee für ein Kochbuch: 'Wie koche ich mit zehn Euro pro Woche jeden Tag ein Menü - und das auch noch ohne Strom?'", sind sich die vier Mitglieder des Personenkomitees einig. "Was dem genannten Strom-Riesen gelungen ist, ist, dass den Leuten Angst gemacht wurde. Ich glaube, dass es zu einer Sammelklage kommen wird. Wenn es sein muss, wende ich mich an die Kartellrechtskommission. In der Pension habe ich Zeit für sowas", sagt Leeb abschließend. Das Personenkomitee versteht sich als Initiative, die aus der Bevölkerung kommt und sich gegen moralisch und ethisch nicht vertretbare Missstände einsetzt. Infos auf: www.netzstecker.at.