Designerin für Babyartikel
Die MAM-Mama aus Weiz
Die Illustratorin und Designerin Inge Wurzinger designt von Weiz aus Babyartikel für die ganze Welt.
Direkt vom Studium an der Uni für Angewandte Kunst kam Inge Wurzinger über ihren damaligen Professor Ernst Beranek zu MAM – einem weltweit führenden Unternehmen für Babyartikel mit Hauptsitz in Wien.
Seit über 20 Jahren ist die Weizer Illustratorin Artdirektorin für die MAM-Babyartikel und designt Fläschchen, Schnuller und vieles mehr – und hat auch eine eigene Marketingagentur in Weiz. Im Steirischen Designforum in Graz stellt sie noch bis 20. November ihre Werke aus und verrät länderspezifische Eigenheiten bei der Kreation von Motiven und Farben und setzt gesellschaftsrelevante Themen auf Schnullern und Flaschen um. Wir haben die Weizerin interviewt.
NADINE PLODER: Was für eine Arbeit übernehmen Sie bei den MAM Babyartikeln?
INGE WURZINGER: "Ich bin Artdirektorin und seit über 20 Jahren für die Gestaltung der Produkte zuständig. Von der Farbgestaltung und Illustration bis zum Produktdesign und zur Verpackung."
Was inspiriert Sie zu den Designs?
"Meine Designs entstehen durch gründliche Trendrecherche für Designs, die etwa zwei Jahre später im Handel erscheinen. Dafür braucht man das gewisse Gespür, was Trendmotive werden könnten. Ich besuche dafür jährlich vier bis fünf Trendmessen in Europa und Amerika, lese Fachliteratur und schaue mir die Kindermode, ihre Farben und Motive genau an. Auch der Illustrationsstil verändert sich ständig."
Was ist Ihnen bei einem Design besonders wichtig?
"Wichtig ist mir, dass jede Kreation mit Handarbeit beginnt und zuerst mir Bleistift und Papier entsteht. Denn ich bin der Meinung, man sieht es den Kreationen an und kann den dynamischen, menschlichen Strich spüren."
Was war die ausgefallenste Kreation?
"Lustig und spannend finde ich vor allem die unterschiedlichen Bedürfnisse der Länder. Deswegen auch der Titel der Ausstellung 'Warum Bären in Brasilien nicht Rad fahren' Das geht auf ein altes Gesetz in Brasilien zurück, wonach Mütter solange wie möglich stillen sollten, da die Wasserqualität so schlecht ist. Deshalb werden dort Schnuller nicht beworben und die Tiere in den Illustrationen dürfen nicht vermenschlicht werden. Auch Asien ist ein spannender Markt mit einer starken Farbsymbolik. Eulen bedeuten dort etwa schlechte Träume, dafür sind Fische jeglicher Art beliebt."
Wie unterscheidet sich der Österreichischen Markt davon?
"Der ganze deutschsprachige Raum orientiert sich sehr am skandinavischen Design und ist sehr cool und offen. In den letzten Jahren vor allem auch in Richtung Gender-Neutralität. Da muss es nicht mehr rosa für Mädchen und blau für Buben sein. Dieser neue Lifestyle dringt bereits auch in viele andere Länder ein. Amerika ist da jedoch noch sehr traditionell."
Wie gelangt eine ihrer Kreationen schlussendlich auf die Babyprodukte?
"Meine Designvorschläge werden vor dem Druck an etwa 2.000 Frauen (und Männer) geschickt und getestet, ob sie diese kaufen würden. Erst danach werden sie produziert. Dabei ist jedes dieser Babyprodukte inzwischen ein hochentwickeltes Produkt, das trotzdem hauptsächlich aufgrund seiner Farbe und Illustration von Mama, Oma oder Onkel ausgewählt wird. Meist passend zur Baby-Kleidung."
Gibt es auch Motive, die nicht funktionieren?
"Damals als Angelina Jolie und Brad Pitt ihr erstes Baby bekommen haben, trug es ein T-Shirt mit Totenkopf-Motiv. Das hat mich sofort inspiriert und das wollte ich auf Schnuller übernehmen. Aber die Welt war dafür noch nicht reif – das ist erst ein bis zwei Jahre später gegangen und hat dann voll eingeschlagen.
Man darf nicht vergessen, dass der orale Bereich sehr sensibel ist. Da muss man genau hinschauen und spüren, welche für Motive gehen und welche nicht."
Sie sind selbst 2-fache Mutter, was hat sich in dieser Zeit für Sie geändert?
"Als ich selbst Mutter wurde, ha sich der Blick auf die Produkte geändert. Zum Beispiel kritisierte ich vorher die genaue Skalierung auf den Babyfläschchen, da sie das Design zu sehr einschränken. Als ich dann selbst genau wissen wollte, wieviel mein Baby getrunken hat, hab ich das erst richtig verstanden und zu schätzen gewusst. Außerdem dienen mir meine Kinder auch oft als Inspiration."
Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
"Ich bin besonders dankbar für diesen Job, der mir auch nach über 20 Jahren noch immer so viel Spaß macht. Schön wäre es, wenn Kinder in ihrer Entwicklung nicht zu sehr in eine Geschlechterrolle gedrängt werden würden. Corona hat uns leider in dieser Hinsicht Jahre zurück geworfen."
Ausstellung im Designforum
In Brasilien sollen Bären auf Schnullern nicht Fahrrad fahren, in Asien dürfen keine Eulen oder Hunde als Motiv verwendet werden und in den USA ist Blau für Mädchen ein No-Go. Wieso das so ist, erklärt die aktuelle Ausstellung im designforum Steiermark.
Die Ausstellung ist von 28. Oktober bis 20. November 2021 am Andreas-Hofer-Platz 17 jeweils Dienstag bis Samstag von 13.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Anmeldungen zur Midissage.
Mehr über Wurzinger Design und MAM Babyartikel.
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