Kläranlage Weiz
Der Weg des Wassers – von der Leitung bis in den Weizbach
Wie funktioniert die Wasseraufbereitung in Weiz und wohin rinnt unser Abwasser eigentlich?
WEIZ. Völlig normal ist es für uns, in der Früh den Wasserhahn aufzudrehen und unter die Dusche zu steigen – ebenso einen Schluck Wasser aus dem Hahn zu trinken oder das WC zu benutzen. Doch was passiert mit dem Wasser, nachdem es unser Haus wieder verlässt? Welchen Weg fließt es dann entlang und wer kümmert sich eigentlich um die Säuberung des Abwassers?
Um diese Fragen zu beantworten, geben uns Walter Ederer und Alois Strobl einen Einblick in die Arbeit in der Kläranlage Weiz.
Schritt 1: Schmutz entfernen
"Etwa 140 Kilometer Schmutzwasserkanal befinden sich, versteckt vor unseren Augen und Nasen, unter den Straßen von Weiz. Und nochmal so viele Regenwasserkanäle. Gebaut wurde die Kläranlage, die für eine saubere Stadt und saubere Abwasser sorgt erst im Jahr 1974." Davor ist praktisch alles direkt in den Weizbach geronnen", sagt Ederer, Abteilungsleiter Wasserversorgung.
Betrieben werden die Kläranlage Weiz und die Kläranlage in Preding von der Stadtgemeinde Weiz. Etwa sechs Mitarbeiter kümmern sich dabei um die fachgerechte Reinigung und Entsorgung der Abwässer von Weiz, Naas und Mortantsch. Das Abwasser von bis zu 33.000 Einwohnern kann hier gereinigt werden. Auch die Kläranlage St. Ruprecht wird zur Gänze von den Mitarbeitern aus Weiz betreut.
Und wie funktioniert das Ganze? Das Abwasser aus allen Leitungen der Stadt Weiz kommt hier in die Kläranlage zusammen, egal ob Haus, Wohnung oder Betrieb. Im ersten Schritt wird dann mit einer Rechenanlage der gröbere Schmutz entfernt. "27.000 Kilogramm Schmutz wird hier im Jahr gesammelt, der normalerweise nicht ins Wasser gehört! Ohne die Kläranlage würde dieser Abfall direkt in den Weizbach rinnen", weiß Ederer.
Von der Strumpfhose bis zur Bananenschale
Darunter sind auch Strumpfhosen, Bananenschalen, aber auch Feuchttücher und Haare, die achtlos und ohne nachzudenken im Klo entsorgt werden. Dort gehören sie aber eindeutig nicht hin.
Klärfachkraft Alois Strobl hat schon viel gesehen und verdeutlicht daher: "Die Entsorgung von Feuchttüchern in der Toilette führt zu großen Problemen in den Pumpwerken und Kläranlagen. Sie gehören eigentlich im Restmüll entsorgt, wie alle anderen Hygieneartikel auch. Auch die Entsorgung von Speiseöl übers Wasser ist problematisch, da es die Bakterien in den Klärbecken zerstören kann."
Schritt 2: Klärschlamm und Biogas
Nach der groben Schmutzreinigung geht das Wasser durch das Sandfang-Becken und dann in die Vorklärbecken. Der hier entstehende Klärschlamm wird in den sogenannten "Faulturm" gepumpt, wobei beim Ausfaulen Methangas (Biogas) entsteht. Dieses eigens erzeugte Biogas wird zum Beheizen der Anlagen und Stromerzeugung verwendet. Der Restschlamm wird getrocknet und bei einem externen Entsorgungsbetrieb entsorgt (zusammen rund 1.500 Tonnen für Weiz und Preding).
Inklusive der Nutzung von Fotovoltaikanlagen kann man damit etwa 30 bis 40 Prozent des Strombedarfs der Kläranlage decken – aber die Stadtgemeinde hat hier noch viel vor. Deshalb ist es das Bestreben der Stadtgemeinde stromautark zu werden – mit Fotovoltaik- und Speicheranlagen, wie Bürgermeister Erwin Eggenreich verrät.
Bürgermeister Erwin Eggenreich: "Das Ziel der Stadtgemeinde ist es die Grundversorgung, und dazu gehört neben der Wasserversorgung auch die Abwasserversorgung, blackoutsicher zu machen. Die Planung dazu gibt es schon länger und die soll heuer noch umgesetzt werden"
"Das Ziel der Stadtgemeinde ist es die Grundversorgung, und dazu gehört neben der Wasserversorgung auch die Abwasserversorgung, blackoutsicher zu machen. Die Planung dazu gibt es schon länger und die soll heuer noch umgesetzt werden", so Eggenreich. Dazu wird ein Forschungsprojekt des W.E.I.Z und der TU Graz mit einer neuartigen Speicher-Technik zur Anwendung kommen.
Schritt 3: Reinigung im Klärbecken
Schritt drei im Wasserreinigungsprozess ist die Zersetzung der im Abwasser enthaltenen biogenen Stoffe mit Hilfe von Bakterien. Dazu verweilt das Wasser etwa acht Stunden in zwei Belebungsbecken. Die hierin befindlichen Bakterien zersetzen die Schlammpartikel und reinigen damit das Wasser.
Dafür benötigen sie eine gewisse Wärme und Sauerstoff. Bevor das Wasser danach wieder in den Weizbach abgeleitet wird, werden Wasserproben genommen, die im eigenen Labor und extern überprüft werden.
Welche Qualität hat das Wasser dann? "Dazu gibt es strenge Vorgaben der Wasserrechtsbehörde. Das Wasser hat dann zwar keine Trinkwasserqualität, aber es fügt Fischen und anderen Lebewesen keinen Schaden mehr zu." Ein Problem jedoch gilt es noch zu lösen, denn Mikroplastik kann mit den derzeitigen Anlagen leider noch nicht herausgefiltert werden. Dazu bräuchte es auch staatliche Vorgaben, sagt Strobl. Auch so manche Krankheitserreger können nicht herausgefiltert werden.
Seit seiner Entstehung in den 70er Jahren haben sich die Vorgaben der Kläranlage sehr verschärft. "Damals ging es hauptsächlich um die Entfernung des sichtbaren Schmutzes", weiß Ederer.
Wissenswertes:
120-150 Liter Wasser nutzt ein Mensch etwa pro Tag. Dabei kommen in Weiz auf 16.000 Einwohner etwa 5 bis 8.000 Einwohnergleichwerte der Betriebe. Das sind 20-22.000 Einwohnergleichwerte im Jahr - wobei die Anlage für bis zu 30.000 ausgelegt ist.
Besonderheit in Weiz: Waste Water Pumpe
Das gereinigte Abwasser in Weiz wird von der Energie Steiermark, Seat Harb und Mercedes Harb mit einer Wärmetauscher und Wärmepumpe zum Heizen genutzt.
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