Eine Poesie von Himmel und Erde
Im Klang des Staunens finden wir uns selbst als Andere wieder. Mit Bodo Hell war ein versierter Poet zu den „Gleisdorfer Literaturtagen“ gekommen. Ein Mann, der in kontrastreichen Sprachen die Welt erzählt.
Sprachen. (Mehrzahl!) Unsere Welt, diese alpen-adriatische. Hell als ein bedenkenloser Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Heiligen und Nachtvölkern.
Er kombiniert Überlieferung mit Beobachtung, Darstellung mit Reflexion, zelebriert Kontraste. Darin verstrickte sich auch das Musiker-Duo „Zettl und Radl“ im Jauchzen zwischen Dave Brubeck und Momenten von Procul Harum. Kein musikalisches Genre scheint von Barrieren umstellt zu sein.
Hell führte durch den Abend von Augenblicken der Hochsprache zu Dialekten, machte damit deutlich, daß in seiner Leidenschaft für das Enzyklopädische alle Stilgrenzen nur stören, hemmen würden. Die alte bildungsbürgerliche Arroganz gegenüber der Schönheit ungeregelter Sprachformen gleitet an solchen Texten ab. Damit würdigt Hell auch jene, die nach keinem Bildungskanon zurechtgebügelt wurden, die aber über feine Wahrnehmung und Ausdruckskraft verfügen.
Poesie bedeutet vor allem „Erschaffen“ und wer die Welt erzählt, erschafft sie; nicht in einer göttlichen Pose, sondern in der konsequenten Arbeit des Künstlers, welcher Tausenderlei gesehen, erfahren haben muß, um auch bloß eine Sache schildern zu können.
Leichtigkeit kommt aus Arbeit und Klarheit. Die Kunst ist kein Geschenk, das an Wegesrändern herumliegt. Sie ergibt sich aus Zuwendung und Kontinuität. So erscheinen die Reflexionen des Bodo Hell in jener Leichtigkeit, die aus Jahrzehnten der Betrachtung erwächst.
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