Nachhaltigkeit
So geht einkaufen nachhaltig, fair und biologisch
Wie man mit seinem eigenen Einkauf die Welt "fair"ändern kann.
"Nachhaltigkeit ist in aller Munde, aber die Verwirrtheit der Kunden stammt nicht (nur) aus der Vielfalt der Gütesiegel, sondern aus dem Mangel an nachhaltigen Produkten. Würden alle Produkte fair und nachhaltig produziert werden, bräuchten wir keine Gütesiegel", mit diesen Worten meldete Walter Plankenbichler, stellvertretender Obmann des Weltladen Weiz, sich zu Wort. Ihn beschäftigte ein Artikel zum Thema "Marketing Dschungel statt Transparenz".
Doch was bedeutet nachhaltig und fair? Und wie können wir als Konsumenten bei unserem Einkauf auf diese Attribute achten und somit unsere Umwelt schonen? Und ist fair trade gleich bio?
Fair und biologisch
"Wenn etwas fair gehandelt ist, dann ist es meistens auch biologisch", erklärt Plankenbichler, "aber bio muss nicht immer fair sein." Die Bezeichnung "fair handeln" betrifft den sozialen Aspekt eines Produktes, also dass bei der Herstellung keine Ausbeutung von Arbeitern und keine Kinderarbeit zu Tragen kommt, dass das Produkt einen ordentlichen Preis hat und auf möglichst nachhaltigem Weg zu uns gekommen ist. Die fair trade Siegel von österreichischen Vereinen und Importeuren bieten eine transparente Nachverfolgung dieser Produkte.
Wo gibt es faire Produkte?
Ein Geschäft, in dem es seit über 40 Jahren faire Produkte gibt, ist der Weltladen in Weiz – der immer noch als größtenteils ehrenamtlicher Verein funktioniert. Getragen wird der Verein von sieben ehrenamtlichen Mitgliedern in Weiz und einer Teilzeit angestellten Mitarbeiterin sowie der Unterstützung mit Pfarren und etwa acht Außenstellen im Bezirk, wie etwa Büchereien oder die katholische Männerbewegung. Das Hauptprodukt und Trägerpferd der Läden, vom Mengenumsatz her, ist noch immer der fair trade Kaffee. Durch die enge Zusammenarbeit mit Schulen wie der HAK, dem BRG und den beiden NMS, versucht das Team mit Vorträgen und Veranstaltungen die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.
"Trotzdem werde ich oft von Kunden gefragt, die in unseren Laden kommen: Ist das wirklich fair?", erzählt Plankenbichler. "Ein Fachgeschäft für fairen Handel wird in Frage gestellt, aber bei anderen großen Lebensmittelgeschäften fragt keiner nach." Dabei führt der Weltladen zu 100 Prozent fair gehandelte Produkte.
Ursprünge des Weltladens
Ursprünglich entstanden ist der Weltladen zum Importieren von Kolonialware wie Kaffee und Tees, die bei uns nicht angebaut werden – und zwar zu fairen Bedingungen. In den letzten Jahren gab es aber einen hohen Qualitätsschub, daher findet man in den Regalen des Weltladens nun auch viele regionale Artikel wie Honig, Mohn und Getreide aus der Nachbarschaft. Denn fair trade beinhaltet auch den fairen Handel mit kleinen Bauern aus der Region. "Diese sind zu 90 Prozent auch biologisch", so Plankenbichler.
Er selbst war früher nur Kunde im Weltladen und hat aus der Not heraus dann den Obmann übernommen. Die Weltläden sind nicht gewinnorientiert und damit nur den Kunden und Produzenten verpflichtet, die durch die ARGE Dachorganisation ausgesucht werden. Mit den Einkünften des Weltladens wird die Ladenmiete finanziert, eine Mitarbeiterin die die Organisation des Ladens übernimmt und viele Projekte rund um den fair trade Handel. "Ware, die bei uns nicht wächst, sollte fair gehandelt eingekauft werden", rät Plankenbichler. Um die tägliche Kaufentscheidung zu erleichtern bietet der Weltladen abgesehen von Kaffee und Tee auch faire Schokoladen, brandless Mode, Taschen, Schmuck und Geschenkartikel an.
Wie geht nachhaltig einkaufen?
Wer nachhaltig einkaufen will, der soll nach Plankenbichler drei Kriterien beachten: "An erster Stelle steht Regionalität, an zweiter Stelle kommt der faire Handel und an dritter Stelle sollte das Produkt auch biologisch sein. Alles was man am Bauernmarkt bekommt, ist vom Umweltgedanken her positiv." Nur weil Bio drauf steht, ist es nicht immer unbedingt aus Österreich oder fair gehandelt worden. Um auf Nummer sicher zu gehen, welches Gütesiegel wie fair und nachhaltig ist empfiehlt Plankenbichler den Gütesiegel-Check von Global 2000. Hier sind alle Gütesiegel aus der Lebensmittelbranche aufgeführt und werden nach Fundiertheit, Umwelt, Soziales und Tierwohl eingestuft.
Unser Einkaufsverhalten ist ausbaufähig
Statistisch gesehen kauft jeder Österreicher in einem ganzen Jahr um nur etwa 18 Euro fair trade Ware ein. Im Vergleich dazu sind es etwa 40 Euro für Bioware – für das ganze Jahr. "Da ist noch sehr viel Luft nach oben", ist sich Plankenbichler sicher. Auch in einer fair trade Gemeinde wie Weiz sieht die pro Kopf-Summe nicht viel besser aus.
"Das Problem ist", so der Experte, "dass der Kunde nur in ein Geschäft gehen will, wo er alles kriegt und der Preis auch noch passt." Großmärkte bieten zwar auch ein kleines Sortiment an fair trade Ware an, aber "sie tragen nicht den fair trade Gedanken weiter. Wir leben fair trade." Leider steigt jedoch nur der Umsatzzuwachs bei den Großkonzernen. "Wenn ich den fairen Handel in Österreich unterstützen will, ist es nur sinnvoll im Weltladen zu kaufen."
Auf die Frage "Was kann ich tun?" antwortet Plankenbichler jedem: "Tu was du kannst. Es ist schwer plastikfrei zukaufen, aber im Weltladen einzukaufen ist keine Schwierigkeit."
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