Ausflug in die Zukunft - Birkfelderraum als Vorreiterprojekt

Gemeindevertreter des gesamten Birkfelderraums mit ihren Partnern hier auf dem Weg in den Kanton Glarus am Flüelapass
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In weiser Voraussicht, dass man sich der neuen Gemeindestrukturrefom nicht entziehen wird können, organisierten Bgm Rudolf Grabner (Koglhof) und Bgm Franz Derler (Birkfeld) eine dreitägige Informationsreise für ihre zur Fusion stehenden Gemeinden Birkfeld, Koglhof, Gschaid bei Birkfeld, Haslau, Waisenegg, Strallegg und Miesenbach nach Südtirol, Bayern und in die Schweiz. Diese drei Länder haben eine ebensolche Gemeindestrukturreform bereits hinter sich.
So wurden drei Tage auf engstem Raum damit verbracht sich neuere und ältere Umstrukturierungen in unseren Nachbarländern anzusehen und von morgens bis spät abends über die gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse zu diskutieren.

"Jeder hat ein flaues Gefühl", bringt es Franz Derler zu Beginn der Reise auf den Punkt, "aber Selbstinitiative zu ergreifen ist immer besser als abzuwarten."
"Mich nervt die Unehrlichkeit vom Land. Bund und Land sind schuld daran, dass wir jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen", wirft Bgm Johann Flicker (Haslau) ein.
"Ich bin für Fusionen, aber nur zu gewissen Rahmenbedingungen. Es darf keine Verspieler geben. Wir müssen uns auch hinterher noch alle in die Augen schauen können", so Flicker weiter.
Vzbgm. Heinz Schabreiter (Birkfeld) stellt offen fest, dass Birkfeld seiner Meinung nach die nächsten zehn Jahre nicht mehr alleine existieren wird können und dass eine Eingemeindung von überschuldeten Gemeinden ohne Zuschüsse vom Land nicht zu schaffen sein wird.
Bgm Franz Tiefengraber (Waisenegg) sieht dagegen die Zukunft nicht ganz so düster und verweist ebenfalls auf die Hauptschuld von Land und Bund.
"Wenn es in Zukunft immer weniger Geld geben soll, dann ist die Schuld weniger in den Gemeinden zu suchen", so Tiefengraber wörtlich.
"Geld wird in Zukunft nicht weniger werden", versucht LAbg Bgm Erwin Gruber (Gasen) zu beschwichtigen, "aber auch nicht mehr ! Nur wird es nicht mehr reichen um unsere Kleinstrukturierung zu finanzieren."
"Unsere Strukturen entsprechen nicht mehr der heutigen Zeit", unterstützt Franz Derler Erwin Gruber, "Unser Auftrag ist es in einer grösseren Struktur mit stark reduziertem Personal effektiver für die Bürger zu arbeiten!"
Strallegg bringt anschliessend den Vorschlag eventuell aufs gesamte obere Feistritztal, also von Koglhof bis Rettenegg, auszudehnen.
Bgm Peter Kern (Strallegg) betont ebenfalls für alles offen zu sein und stimmt Bgm Gerhard Gruber (Gschaid bei Birkfeld) zu, dass man aufpassen wird müssen, dass die Randgemeinden nicht zu kurz kommen beziehungsweise untergehen.
Eine Sorge, die viele laut äußerten.
Bgm Rudolf Grabner beweist Fusionsreife mit seiner Entscheidung sich an den Birkfelderraum anzubinden anstatt an Anger und begründete dies so: "Ich dachte mir, wenn wir unsere Kinder nach Anger in die Schule schicken werden sie auch dort ihren Bekanntenkreis haben oder ihre Partner finden und über kurz oder lang aus der Region wegziehen. Gehen sie in Birkfeld in die Schule können wir bestimmt mehr in der Region halten."

Der Ausflug und die Vorstellung des südtiroler, schweizer und bayrischen Modells hat viele zum Umdenken und Nachdenken angeregt.
Viele Sorgen wurden entkräftet, aber auch auf viele Probleme hingewiesen.
So zum Beispiel der Gemeindepräsident der Großgemeinde Glarus Nord im Kanton Glarus in der Schweiz Martin Laupper indem er meint, dass man durch die Fusion und den Spargedanken nicht zu einer reinen Verwaltungsbehörde werden darf. Es müsse angestrebt werden, dass sich alle Bürger als EINE Gemeinde fühlen.
"Der einzelne Dorfgedanke muss zu einem Gemeindegedanken übergehen", so Martin Laupper, "und das erreicht man nur mit Aufklärung und Einbeziehung der Bevölkerung."
"Die Verkehrshauptschlagadern und-bypässe müssen so gelegt werden, dass sich auch Industrie für das Gebiet interessieren kann und sich keine Urbanisierung einstellt, wodurch die Randgebiete aussterben würden", gibt Gemeindepräsident von Glarus Süd Thomas Hefti zu bedenken, der ebensolche Entwicklungen auch in seiner Großgemeinde beobachten kann.

"Es wird bestimmt etwas passieren, ob wir wollen oder nicht, aber freiwillige Modelle werden vom Land sicher auch honoriert werden", verspricht Erwin Gruber.
Die freiwillige Phase endet am 31. Jänner 2012 wodurch die Bürgermeister und Gemeindevertreter des Birkfelderraums nicht mehr lange Zeit haben um sich über die Größe und Struktur ihres Vorreiterprojekts im Klaren zu werden und auch die Bürger mit ins Boot zu holen.
Aber die Selbstinitiative und Bereitschaft aller sich zu informieren und sich den Tatsachen ernsthaft zu stellen ist schon ein Signal in die richtige Richtung und könnte Vorbildwirkung für die gesamte Steiermark haben.

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