Klimaschutz
Stadt Gleisdorf hat den Bodenverbrauch fest im Griff
Als schnell wachsende, urbane Gemeinde im Herzen der Oststeiermark steht die Stadt Gleisdorf vor der großen Herausforderung den Bodenverbrauch einzudämmen und strukturiert und in sinnvollem Maß Wachstum sowohl im privaten als auch im unternehmerischen Bereich zu ermöglichen.
GLEISDORF. Um diesem Vorhaben den nötigen Nachdruck zu verleihen wurde bei der letzten Gemeinderatssitzung das Sachbereichskonzept "Grünraum und Bodenschutz" beschlossen. "Dieser Beschluss ist ein historischer Schritt in die richtige Richtung", so Bürgermeister Christoph Stark.
"Willensbekundungen sind zwar gut, aber greifbar wird es erst, wenn es in der Stadtentwicklung verankert ist. Mit diesem Sachbereichskonzept ist Grünraumschutz und der sinnvolle Bodenverbrauch in Gleisdorf nun auch verbindlich", so Projektbegleiter Wolfgang Weber, Gemeinderat sowie Referent für Stadtentwicklung, Raumordung, Ortsbild und Wirtschaft in Gleisdorf.
Viele Ideologien führen zu einem Konzept mit Hausverstand
Vom Startschuss bis zum Endergebnis liegen ganze vier Jahre harte, oft nicht ganz einfache Arbeit. Bürgerbeteiligung, Experten-Know How aber auch die Bedürfnisse einer modernen, zukunftsorientierten Stadt sollten miteinander verbunden werden. "Sehr viele Bürgerinnen und Bürger haben sich eingebracht. Dabei sind natürlich auch komplett unterschiedliche Ideologien aufeinandergeprallt. Daraus entstanden ist eine Klimaschutzmaßnahme mit Hausverstand. Darauf können wir stolz sein", ist Thomas Reiter, Vizebürgermeister der Stadt Gleisdorf überzeugt.
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Gleisdorf ist bisher die erste Gemeinde der Steiermark, die ein derartiges Strategiekonzept ausgearbeitet hat. "Es wäre wünschenswert, wenn auch andere Gemeinden so einen Weg einschlagen würden," sind sich die Verantwortlichen einig.
Eine Kennzahl als Limit für den Bodenverbrauch
Zentrale Kennzahl des gesamten Konzeptes ist die 231,44. Dabei handelt es sich um die Quadratmeter pro Einwohner, die derzeit als versiegelte Fläche ausgewiesen wurden. Diese Zahl soll zukünftig nicht überschritten werden. Regelmäßige Evaluierungen sollen zeigen, wie sich die Maßnahmen des Sachbereichskonzeptes nachhaltig auf das Maß der Versiegelung auswirken.
Aber wie kommt man gerade auf diesen Wert? Das dicht besiedelte Gebiet der Kerngemeinde (Innenstadt) wurde mittels Drohnenflug und Nachbarbeitung durch ein hochkomplexes KI-System durch GISquadrat kartografiert. Insgesamt wurden 526,11 Hektar untersucht. Abzüglich der Vorrangflächen, wie Autobahn, Straßen, Bahnwege, Industrieflächen usw. bleiben 460,93 Hektar an untersuchter Fläche übrig. 165,90 Hektar bzw. 35,99 Prozent davon sind derzeit versiegelt. In diesem Areal wohnen 7.168 Menschen. Somit ergibt das einen versiegelte Fläche von 231,44 Quadratmeter pro Einwohner.
Das Bündel an Maßnahmen, die man zur Regulierung einsetzen wird, sind vielschichtig. Von Entsiegelungsmaßnahmen bis hin zu Förderungen für Privatpersonen ist einiges im Paket enthalten.
- Begrenzung der Versiegelung in der Stadt über die erwähnte Maßzahl von 231,44 Quadratmeter pro Einwohner.
- Neues Bauland im Stadtgebiet wird bis auf wenige Ausnahmen ausgeschlossen.
- Entwicklung der bereits verbauten Flächen, Entsiegelungsmaßnahmen.
- Straßenabschnitte, welche erneuert werden, sollen zukünftig mit einer "qualitativ anständigen Bepflanzung versehen werden, die auch eine reale Überlebenschance habt". Es sollen auch klimafitte, heimische Gehölze verwendet werden.
- Fassaden- und Dachbegrünungen werden forciert, ebenfalls eine sinnvolle Bedeckung von beispielsweise Tiefgaragen.
- Für Privatpersonen gibt es eine Förderung für den Bau einer Zisterne oder Entsiegelungsmaßnahmen. Näheres dazu im Bauamt der Stadt Gleisdorf.
So geht es mit dem Sachbereichskonzept "Grünraum und Bodenverbrauch" weiter
Das Sachbereichskonzept liegt öffentlich im Gemeindeamt auf und kann von 3. April bis 31. Mai 2024 eingesehen werden. Nach dieser Frist kommt es in die weitere Begutachtung und Umsetzung. Mehr Infos dazu gibt es auf www.gleisdorf.at/grünraum
"Wir wollen mit diesem Konzept weder den Zuzug junger Menschen und Familien verhindern noch das wirtschaftliche Wachstum blockieren. Es soll nur in geordnetem, klimabewussten Maß passieren", so die Projektbeteiligten.
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