Corona-Pandemie
Der Gleisdorfer Corona-Troll
Provokateure brauchen keinerlei Sachkenntnis, sondern bloß eine dicke Haut. Gleisdorf hat sein Exemplar. Der Mensch tritt nicht an die Öffentlichkeit, sondern heizt bloß an den öffentlichen Debatten herum; soweit seine Wirkung eben reicht. Und sei es bloß der Weg zwischen Stadtpark, Busbahnhof und Bürgergasse. Hauptsache eine Bühne, wenn auch bloß für Kritzeleien.
Der aktuelle Gleisdorfer Corona-Troll reagiert einfach auf ein Klima, stemmt sich mit gefühlten Klarheiten in öffentliche Debatten und/oder öffentliche Räume. Er kassiert dafür Zuwendung, daß er anderen auf die Nerven geht.
Solche Kanaillen gab es vermutlich immer. Je nach Zeit und verfügbaren Medien drückt sich das unterschiedlich aus. Es hat sich inzwischen sogar als eigene Subkultur entfaltet. Sogenannte „Hater“ (englisch für „Hasser“) polieren ihre Egos auf, indem sie anderen Menschen auf die Nerven gehen, ihnen die Plomben ziehen, auch bedenkenlos Unglück stiften. Hauptsache sie werden bemerkt.
In einer Zeit, da wir den besseren Umgang mit Widersprüchen, Ängsten und Bedrohungen übern sollten, hauen derlei Leute mit dem Hammer auf blanke Nerven. Die Corona-Pandemie verschafft uns eben harte Lektionen.
Wo selbst Profis aus einschlägigen Branchen streiten, was nötig und was zwingend sei, will der aufgeregte Anonymus alles besser wissen? Und das, obwohl eine Pandemie ein weltweites Erfahrung Sammeln von ungeheurer Komplexität ist? Natürlich weiß der aufgeregte Anonymus gar nichts besser, weiß womöglich überhaupt nichts, außer: „Ich bin da!“
Wenn der Troll in Gleisdorf Wörter ausstreut, dann ist sein „Welche Pandemie?“ ja keine Frage, sondern eine Behauptung, das sich als rhetorische Frage verkleidet hat. Dieses Statement läßt sich so übersetzen: „Ich weiß zwar nichts, möchte aber was sagen, weil sich sonst niemand freiwillig mit mir beschäftigt.“
Nein, falsch! Er kennt freilich ein Rudel, das sich auf ihn einläßt. Die Aufkleber, wie wir sie in Gleisdorf finden, haben einen ungeschminkten Absender. Der ist rechtsextrem; oder um es nachvollziehbarer zu machen: der quillt über von Weltekel und Menschenverachtung und erträgt keinen Widerspruch.
All das muß er herauskotzen, muß er jemandem um die Ohren schlagen, damit es ihm etwas besser geht und die Kassa klingelt. Entsprechend sind die härteren der verfügbaren Aufkleber gestaltet. Verächtliche, kotzfeuchte Botschaften, die heimlich in Gleisdorf aufgeklebt werden.
Heimlich auch deshalb, weil man schon des gleichen Geistes Kind sein muß, um sich daran zu erfreuen. Ansonsten ist keine menschliche Gesellschaft denkbar, in der sich eine Kanaille so aufführen darf, ohne umgehend rausgeschmissen zu werden.
So fahren die Trolle auf den Trittbrettern einer Gesellschaft mit, bitter von der eigenen Galle und Wut. Eine interessante Aufgabe, stets neu herauszufinden, wie man solche Kanaillen erträgt und in ihre Schranken weist…
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