Glocknerman Ultraradmarathon 2019 - Weltmeisterschaft
Gleisdorfer als ältester Extremsportler beim Glocknerman erfolgreich
Der Gleisdorfer Hermann Bürge startete heuer wieder bei der Weltmeisterschaft „Glocknerman“ vom 19. - 22. Juni und kämpfte dabei mit einem sehr starken internationalen Starterfeld. Bürge fuhr dieses Jahr das erste Mal mit Wattmessung, um noch effizienter seine Leistung und Kraft optimal einzusetzen.
Eine Kämpfernatur
Trotz Verkühlung, einer Entzündung in der Schulter und Schmerzen beim Sitzen, startete der 58-jährige Extremsportler. Unter diesen Umständen beschloss sein Betreuerteam mit Gerhard Prietel, Ferdinand Cabak, Daniel Bürge und Erwin Pfeiffer das Rennen langsam zu beginnen. Denn zu bewältigen galt es bei diesem Non-Stop-Rennen 888 Kilometer und 14.000 Höhenmeter!
Am Start angefeuert von tausenden Radfans im Center West in Graz bei glühender Hitze um 12 Uhr mittags, wurden die Teilnehmer in 30 Sekunden Abständen losgelassen. Bereits vor der Auffahrt zur Soboth fand Bürge seinen Rhythmus, sein Kopf und Körper waren auf Rennmodus umgestellt.
Das Betreuerteam versorgte ihn vom Pace Car aus mit Flüssignahrung und Elektrolyt-Getränken sowie mit Funksprüchen über die Routenführung. Er musste immer zur vollen Stunde mit 500 - 600 Kalorien an Flüssignahrung versorgt werden, da sein Körper eine Unmenge an Energie verbrannte - im Rennverlauf ca. 30.000 Kalorien. Den ersten Teilabschnitt bis zur Meldestelle Winklern nach 297 Kilometern fuhr Bürge nonstop.
Dann wurde aufs Bergrad gewechselt, denn ab jetzt ging es bergauf: Iselsberg, Gailbergsattel, Lessachtal - ab Kötschach Mauten führt die Strecke 42 Kilometer bergauf - bis auf 1535 Meter zum Kartischer Sattel. Die Nacht wurde durchgefahren.
Der Großglocker als Wendepunkt
Morgens bei traumhafter Kulisse galt es den Großglockner zu bezwingen. Bürge erreichte den höchsten Punkt des Rennens, die Edelweißspitze, nach einer Steigung von 16% auf Pflastersteinen und gefährlich engen Kurven, auf 2571 Höhenmetern.
Bis zu diesen Zeitpunkt nach 480 Kilometern lag Bürge auf Platz vier in seiner Altersklasse. Auf der Edelweißspitze hatte sein Betreuerteam keine Pause geplant außer einer kurzen Stehzeit um von Nacht auf Tag umzurüsten: Lichtanlage vom Rad, Kleidungswechsel, Nahrungsaufnahme, Sonnenschutzcreme auftragen, Hände und Gesicht von Salzkrusten reinigen.
„Die Abfahrt war sehr anstrengend und gefährlich, da sich Mengen an Motorräder und Cabrios den Berg hinauf wilde Wettkämpfe lieferten und wir Radfahrer sie bei ihren Zweikämpfen nur behinderten“, schildert Bürge seine Eindrücke vom gefährlichsten Teil des Straßenrennens.
Weiter wurde bei sehr starkem und böigen Wind das Mölltal hinaus Richtung Millstatt am See gefahren. Gewitter, Regen und schlechte Sicht waren dabei sehr unangenehm. Durch das starke Verkehrsaufkommen auf der Bundesstraße wurde Bürge von seinem Pace Car von hinten her mit eingeschaltetem Drehlicht abgeschirmt, um ihn vor den LKWs zu schützen.
Ohne Team geht nichts
Als Bürge bereits die Abtei in Kärnten hinter sich ließ und in Richtung Bleiburg fuhr, trat das gleiche Problem auf wie 2018: Bürge saß komplett schief am Rad oben und musste immer wieder entgegen steuern um sein Rad aufzurichten um nicht von der Fahrbahn abzukommen.
Nun musste sein Betreuerteam alle Register ziehen, um ihn die letzten 140 Kilometer noch ins Ziel zu bringen, aber es lag noch eine große Hürde vor ihnen: die Soboth mit 16% Steigung. Auch die Konkurrenz rückte immer näher.
Nach der Behandlung durch seinen Physiotherapeuten Jan Gutowski - nach 36 Stunden im Sattel ohne Schlaf - konnte Bürge zwar seinen Platz fünf bis zur Soboth-Höhe verteidigen – aber die Verfolger rückten auf.
Das Betreuerteam beschloss eine 15-minütige Schlafpause, da Bürge bereits mit Halluzinationen bei der Abfahrt zu kämpfen hatte. Nach der Zwangspause erholte er sich etwas. Sein Team schaffte es mit großer Erfahrung und Motivation Hermann Bürge in unglaublichen 40 Stunden und 30 Minuten ins Ziel zu leiten. Er erreichte am Samstag um 4.30 Uhr früh als Sechstplatzierter das Ziel im Center West Graz.
Hermann Bürge möchte sich recht herzlich bedanken bei seinem Betreuerteam und beim Team Indoor mit Petra Aigner, Gertraud Lacher, Team Media Alex Lacher, sowie den Sponsoren und allen, die während des Rennens Gästebucheintragungen geschrieben hatten und so motivierten.
Insgesamt starteten 69 Teilnehmer beim Glocknerman, 19 in der Klasse 50+. Hermann Bürge war der Älteste und schaffte Platz 6 in seiner Kathegorie. Im nächsten Jahr will der Gleisdorfer beim "Race around Slovenia" starten und mit 60 Jahren dann ein letztes Mal beim Glocknerman.
www.hermannbuerge.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.