Wirtschaft Oststeiermark
Die Lage der Betriebe ist extrem angespannt

- Bernhard Stranzl, Vinzenz Harrer und Andreas Schlemmer vor der Wirtschaftskammer-Regionalstelle Weiz.
- Foto: RegionalMedien Steiermark/Barbara Vorraber
- hochgeladen von Barbara Vorraber
In regelmäßigen Abständen befragt die Wirtschaftskammer Steiermark ihre Mitglieder, wie diese die wirtschaftliche Situation einschätzen. So wurde auch für die zweite Jahreshälte eine Prognose erstellt.
WEIZ. Düster schaut es aus, wenn man auf die Lage der heimischen Wirtschaftsbetriebe blickt. "Wenn wir die letzten Jahre anschauen, waren die Themen immer die selben. Facharbeitermangel und Energiekosten beschäftigten die Unternehmen. Der Nachfolgeeffekt der Hilfen während der Pandemie ist nicht mehr Thema. Vielmehr haben wir aufgrund der Teuerungen eine angespannte Finanzierungssituation.", beschreibt WKO-Regionalstellen-Obmann Vinzenz Harrer die Lage.
Arbeitsplätze in Gefahr
Einen großen Teil der Reserven heimischer Betriebe, wenn überhaupt noch vorhanden, fressen die Gehaltssteigerungen auf. Die Lage ist in einigen Bereichen extrem angespannt. Etwa 50 Prozent aller Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Branchen wie das Bau- und Baunebengewerbe sind am meisten davon betroffen. Da die Oststeiermark sehr in diesen Bereichen verankert ist, wird es längerfristig auch in anderen Branchen kritisch.
Eine der Ursachen orten die Experten am erschwerten Zugang zu Krediten. "Die KIM-Verordnung gehört abgeschafft. Anders bekommen wir die Situation nicht in den Griff." so Harrer und weiter:
"Man kann es den Banken zumuten, dass sie die Risiken selbst vernünftig einschätzen. Das hat bisher auch funktioniert. Das ist ihr Job."
Privaten Häuslbauern ist es durch diese Verordnung praktisch nicht mehr möglich, das Lebensprojekt Hausbau zu finanzieren. Insgesamt werden 70 Prozent weniger Bauprojekte umgesetzt.

- Bernhard Stranzl, Vinzenz Harrer und Andreas Schlemmer prognostizieren schwierige Zeiten für die heimische Wirtschaft.
- Foto: RegionalMedien Steiermark/Barbara Vorraber
- hochgeladen von Barbara Vorraber
Teilzeit als Problem
Was ebenfalls zum Problem wird, ist der Fakt, dass immer weniger Menschen bereit sind, Vollzeit zu arbeiten. Die derzeitige Durchschnittsarbeitszeit pro Woche beträgt 30 Stunden. "Wer soll die ganze Freizeit bezahlen? Auch die Gastro- und Hotelbranche tut sich extrem schwer Mitarbeiter zu finden. Vor allem am Wochenende und in den Ferien. Wenn keiner mehr arbeitet und alle nur frei haben wollen, wird sich das langfristig nicht ausgehen." so die Experten. Auch ist es aufgrund der hohen Lohnnebenkosten nicht interessant für den Arbeitnehmer Überstunden zu leisten.
Konkurse im Steigen
Die meisten Konkurse finden hauptsächlich in der zweiten Jahreshälfte statt. "Die nächsten Monate werden kritisch.", erklärt Andreas Schlemmer. Unternehmenskonkurse steigen um mehr als 10 Prozent an, ebenso verhält es sich folglich bei den Privatkonkursen. Für Herbst wird ein kleiner Tsunami prognostiziert. An diesen Konkursen hängen auch Arbeitsplätze.
Investitionen auf Pause
Derzeit arbeitet man noch die betrieblichen Investitionen der letzten Jahre ab. Zukünftige sind verschwindend gering. Vor allem kleinere Betriebe haben es schwer. Auch das wirkt sich massiv auf die Baubranche aus, denn Weiz als Handwerksbezirk lebt zur Hälfte vom Bau.
"Bei einer Vorlaufzeit von zwei bis drei Jahren bei größeren Projekten, kann man sich ausrechnen, wie es weitergeht. Auf die angrenzenden Gewerbe wirken sich diese Dinge immer vier bis sechs Monate zeitversetzt aus. Aber ohne Investitionen wird es schwierig." Vinzenz Harrer
Viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche befinden sich in gegenseitiger Abhängigkeit. Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch den Menschen gut. Kommt es zu einer Schieflage, wirkt sich das bis in die privaten Haushalte aus. Vinzenz Harrer abschließend: "Die Politik ist gefordert, rasch zu handeln. Sonst haben wir ein Problem."
Auch interessant:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.