Diskussionsstoff
Wie sind Rahmen und Bedingungen der Landwirtschaft?

Jakob Karner(Bio Austernpilzzüchter), Franz Kahr Fleischhof Raabtal), Hans-Peter Zaunschirm (Milchviehhalter), Anita Mogg A10 Land-und Forstwirtschaft) und Karl Bauer (Diskussionsleiter), v.l. | Foto: Hofmüller (21x)
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  • Jakob Karner(Bio Austernpilzzüchter), Franz Kahr Fleischhof Raabtal), Hans-Peter Zaunschirm (Milchviehhalter), Anita Mogg A10 Land-und Forstwirtschaft) und Karl Bauer (Diskussionsleiter), v.l.
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Die Art und Weise der Landwirtschaft war immer auch ein emotionales Thema, das mehr berührt, als die wirtschaftlichen Prinzipien, denen sie unterliegt. Die Gesellschaft nimmt sich immer mehr ihrer Anliegen an, sehnt sich aber gleichzeitig nach alten romantischen Bildern.

Auf den Bio-Obsthof der Familie Konrad in Nitscha wurde zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Am Bauernhof werden seit 13 Jahren Obst wie Ribisel, Erdbeeren und Äpfel usw. angebaut. Der Kulturpakt Gleisdorf hatte dazu spannende Diskussionsteilnehmer eingeladen. So kamen HR DI Anita Mogg vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Abt.Land- und Forstwirtschaft), Bgm. Hans-Peter Zaunschirm (Milchviehhalter aus Ludersdorf-Wilfersdorf), Jakob Karner (Bio-Austernpilzzüchter, St. Margarethen/Raab) sowie Franz Kahr vom Fleischhof Raabtal in Kirchberg/Raab zu Wort. Diskussionsleiter war Karl Bauer.

Doppel Moral

Unsere Ernährung ist ein Querschnittsthema, das alle Menschen täglich betrifft und immer mehr im Gegensatz zu anderen Lebenswelten steht. Nachhaltige Landwirtschaft zu verstehen, schließt das Verständnis für moderne Produktionstechniken ein, um wettbewerbsfähig zu sein. Einen modernen Bauernhof zu führen, bedeutet heute, für Fragen zur Natur und der Arbeit in Produktion, Verarbeitung und Vermarktung offen zu sein. Andererseits sind unsere Lebensmittel so vielfältig, billig und sicher wie nie zuvor. Am Beispiel des Schweinsschnitzels um 2,50 Euro zeigt sich die damit sichtbar gewordene (Doppel-) Moral gegenüber der Erzeugung. Der Gesellschaft muss der Wert unserer Lebensmittel noch mehr bewusst werden, soll uns aber auch die Probleme und Verantwortung erkennen lassen. Mögliche Wege und Aussichten dazu wurden diskutiert.

Sicher, Gesund und Leistbar

Anita Mogg: "Bei der Fleischproduktion steht an oberster Stelle sichere und gesunde Lebensmittel zu liefern, dann kommt das Tierwohl und auch der Umweltschutz zu tragen. Essen muss jeder von uns um leben zu können, wichtig bei den Konsumenten ist auch der Geschmack sowie der Preis der Nahrungsmittel." Man muss nicht immer größer werden. In Österreich gibt es viele kleinstrukturierte Landwirte. Es gibt eine große Vielfalt von Lebensmittel, die bei und angebaut werden, sei es im Obst oder Weinbau und vieles weitere mehr.

Innovative Junglandwirte

Aber auch innovative junge Landwirte treten immer öfters in Erscheinung. Wie etwa Jakob Karner aus St. Margarethen an der Raab. " Da in nächster Zeit meine Lehre als Mechaniker zu Ende geht, habe ich mit meinen Eltern gesprochen, wie unsere gemeinsame Zukunft ausschauen kann. Meine Eltern haben rund. 4.200 Legehennen, die auf 20 Hektar Nutzfläche sich im Freien bewegen können. Da wir gerade eine Halle bauten, brachte ich den Vorschlag, vielleicht es einmal mit einer Bio-Austernpilzzucht in einem kleinen Zuchtraum zu versuchen. Gesagt getan. Eigentlich hatte ich mit Null Erfahrung begonnen. Ich besorgte mir die ersten Substrate, derzeit habe ich 250 Substratsäcke zu ernten. Aus einem Sack können etwa zwei Kilo geerntet werden. Es ist zwar mit viel Aufwand, Technik und Kosten verbunden, aber wie heißt's so schön "No Risk no Fun", so Karner. "Sehr positiv waren auch die vielen Selbstbedienungsläden die in der Corona Zeit entstanden sind und ganz, ganz wichtig die Bauernmärkte, wo man persönlich auf den Konsumenten zugehen kann und ihm das Produkt näher bringen kann. Ich habe viele Veganer als Kunden, die meine Pilze als idealen Fleischersatz einsetzen."
Das Problem für Hofübernahmen in der Landwirtschaft liegt aber auch oft bei den "eingesessenen" Alt-Bauern. "Viele meiner Schulkollegen hätten neue Ideen, dürfen aber von den Eltern aus nichts neues ausprobieren." erzählt Karner.

Der Konsument entscheidet

Co GF Franz Kahr vom Fleischhof Raabtal weiß auch genau, das ein Landwirt heutzutage eine besondere Ausbildung haben muss. Internet ist etwas, das sich niemand mehr wegdenken kann. Der Online- Handel ist auch für die Bauern ein wichtiges Werkzeug geworden. Ganz wichtig ist nach wie vor Konsument. Dieser entscheidet, ob es den heimischen Landwirten hilft oder eben nicht. Aber auch unter den Landwirten herrscht noch oft zu wenig Solidarität. Viel zu oft geht es noch Groß gegen Klein, Äpfel gegen Kirschen oder Bio gegen Konventionell. 
"In unserem Betrieb mit 270 Mitarbeiter schlachten wir jede Woche rund 9.000 Schweine, das sind 10 Prozent aller geschlachteten Schweine in Österreich. Man kann nicht nur immer jammern, sondern muss auch Taten setzen. Bei Österreichs Schweinezüchter werden rund 70-80 Prozent mit hofeigenem Futter gefüttert. 70 Prozent unserer Vulkanlandschweine kommen aus dem Umkreis von maximal 50 Kilometer. Die Rindfleischschlachtung haben wir bereits 2017 nach Weiz ausgelagert. Von den Schweinen werden rund 25 Prozent Fleisch für den österreichischen Markt verwertet. 75 Prozent gehen als Nebenprodukte ins Ausland, vorwiegend in den asiatischen Raum. Fast 95 Prozent der Schweinsschwarten werden auf die Philippinen geliefert und in der Chips-Produktion verwendet." so Kahr. 

Schwere Zeiten

Auch in der Milchwirtschaft wird es immer schwieriger zu überleben" so Hans-Peter Zaunschirm. In Österreich haben wir eine Überproduktion von 161 Prozent, 61 Prozent fließen in den Weltmarkt. "Der Bauernhof im Bilderbuch war nie Realität." so Vollerwerbslandwirt Zaunschirm. In letzte Zeit machen auch Krähen immer größeren Schaden auf den Agrarflächen. Auch vereinzelt sind Nutrias ein Problem geworden. "Leider ist auch unter den Bauern die Solidarität verloren gegangen. Wenn es einmal vorkommt das in der Hochsaison beim Arbeiten mit dem Mähdrescher nach 22 Uhr noch gefahren wird und die Polizei mit Blaulicht am Feld vor einem steht, ist das für mich nicht nachvollziehbar. Aber auch Hundebesitzer haben oft keinen Respekt vor den Feldern und lassen ihren Vierbeinern freien Lauf. Auch Reiter auf ihren Pferden benützen nicht immer den richtigen Weg." so Zaunschirm.

Besondere Ruhe strahlten hingegen die ausgestellten Maisstroh-Arbeiten von der 90-jährigen Irmgard Weixelberger aus. Ihre Figuren und Kunststücke widmeten sich ganz der bäuerlichen Arbeit mit ihren Tieren auf den Feldern Anno dazumal. Weixelberger stellt auch in regelmäßigen Abständen in der Vinothek St. Anna am Aigen oder im Freilichtmuseum Stübing aus. 
 

Kunstinstallation: Irmgard Eixelberger

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